„Regelungen stehen noch aus”

Nächste Woche beginnt für die Abschlussklassen der Unterricht. Während einige Schüler ein Umdenken fordern, sehen Schulleiter im Landkreis Miesbach das Abitur durchaus als machbar an. Klare Regelungen für ein einheitliches Vorgehen scheint es noch nicht zu geben.

Ein Klassenzimmer des Gymnasiums Tegernsee: Höchstens 10 bis 15 Schüler dürfen pro Raum unterrichtet werden, je Schüler braucht es vier Quadratmeter Platz.

Einige Schüler zweifeln an der Entscheidung, ab nächsten Montag wieder in den Unterricht zu gehen. Der Schulleiter des Gymnasiums Tegernsee, Dr. Werner Oberholzner, sieht das anstehende Abitur durchaus als machbar an (siehe ursprünglicher Artikel unten). Ähnlich geht es Oberstudiendirektor Axel Kisters vom Gymnasium Holzkirchen.

Schüler brauchen Abschlussprüfungen

„Als Schule, oder auch als Gesellschaft, soll man von den jungen Menschen ausgehen, die jahrelang darauf hingearbeitet haben“, meint er. Abschlussprüfungen trotz der Krisensituation durchzuführen, hat in seinen Augen hohe Priorität:

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Ich glaube ich finde es schöner, wenn man wirklich durch echte Abschlussprüfungen etwas abschließen kann und geschafft hat. Es gibt außerdem sehr viele Schüler, die auf Grund der Abiturprüfungen darauf hoffen, sich zu verbessern.

Dass es in diesem Jahr ein besonderes Abitur sein wird, ist Kisters bewusst. „Wer es trotz der ganzen Umstände geschafft hat, dann – wow, Hut ab“. Nichts desto trotz ist er der Ansicht, Schüler brauchen ihre Abschlusszeugnisse, und damit auch ihre Abschlussprüfungen.

Regelungen stehen noch aus

Einzelheiten, wie man mit dieser Situation umgehen soll, sind noch unklar. Noch habe man keine Anweisungen, wie man mit fehlenden Leistungsnachweisen umgehen soll. Auch, ob einzelne Themengebiete wegfallen, weil sie nicht nachgeholt werden können, kann nicht gesagt werden. „Die Regelungen stehen noch aus“, bestätigt Kisters. “Wir warten alle darauf”.

Ursprünglicher Artikel vom 20. April 2020 mit der Überschrift: „Tegernseer Schüler fordern Umdenken“

Abschlussprüfungen sollen trotz der Krisensituation stattfinden, die Schule beginnt für Abschlussklassen am 27. April. Für viele ist der Entschluss der Regierung nicht vertretbar, so auch für einige Abiturienten aus dem Tegernseer Tal.

Michela Manco ist Schülerin der 12. Klasse am Gymnasium Tegernsee. Dass die Abiturprüfungen trotz dem aktuellen Ausnahmezustand stattfinden soll, ist für sie nicht nachvollziehbar:

Durch die Maßnahmen der Corona-Pandemie konnten ein Teil des letzten Halbjahres und natürlich vor allem die Prüfungsvorbereitung nicht wie geplant stattfinden: Es müssen neben den Abiturprüfungen noch normale Klausuren durchgeführt werden, viele Schulen haben den Abiturstoff vor ihrer Schließung noch nicht durchgebracht.

Wieso also sollen die Prüfungen überhaupt wie angedacht stattfinden, wenn momentan nichts nach Plan läuft? Von Seiten der Schüler gibt es einen alternativen Vorschlag, um sich an die Krisensituation anzupassen.

Brief an Ministerpräsident und Kultusminister

„Zahlreiche Schülergemeinschaften haben sich gebildet, die ein sogenanntes Durchschnittsabitur, wie es schon in mehreren anderen europäischen Staaten eingeführt wurde, als einzig faire Möglichkeit in dieser sonderbaren Situation sehen“, erklärt Manco.

147.995 Menschen haben bereits eine Petition dafür unterschrieben (Stand 12:12 Uhr, 20.04.2020). Eine vom Gymnasium Tegernsee angelegte Unterschriftensammlung wurde bereits von mehr als 1800 bayerischen Abiturienten unterschrieben (Stand 15.40 Uhr, 16.04.2020). Und auch auf sozialen Netzwerken wird mit Hashtags wie #Durchschnittsabi, #SchulboykottDE oder #KeinCoronabi auf den Wunsch vieler Schüler aufmerksam gemacht. Ein Beispiel ist Satiriker und Politiker Nico Semsrott:

In einem Brief an den Ministerpräsidenten Markus Söder, sowie an den Kultusminister Michael Piazolo, zeigen Abiturienten, wie ernst es ihnen ist. Auf mehr als vier Seiten erklären sie ihre Beweggründe. Zusätzlich wurde auf Argumente eingegangen, die gegen den Vorschlag des Durchschnittsabiturs sprechen. Den gesamten Brief gibt eshier zum nachlesen.

Schulleiter glaubt, es ist zu schaffen

Dr. Werner Oberholzner ist der Schulleiter des Gymnasiums Tegernsee. Er hat für die Entscheidung der Staatsregierung vollstes Verständnis:

Ich kann die Forderungen der Schüler schon verstehen was die gesundheitliche Problematik betrifft. Im Grunde meine ich aber, dass es im Augenblick durchaus noch möglich ist, ein sauberes Abitur hinzukriegen. Es ist ja nicht so, dass alle Schüler kein Abitur mehr schreiben wollen.

Von rechtlicher Seite sei es in seinen Augen „sauberer“, das Abitur jetzt durchzuziehen, als „einfach nur irgendeine Durchschnittsnote vom Himmel fallen zu lassen“. Er würde es allerdings sehr begrüßen, wenn sowohl Schüler als auch Lehrkräfte mit Mundschutz kommen würden.

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