Regionalprodukte – Ein Trend, auch im Tal

Zwei Drittel der Verbraucher wünschen sich mehr regionale Produkte und würden dafür auch tiefer in die Tasche greifen – das besagen aktuelle Umfragen, wie der Fernsehsender WDR kürzlich berichtete. Die Kunden möchten wissen, woher die gekauften Produkte kommen und sie vertrauen eher den Erzeugnissen aus ihrer Heimat.

“Deutschland muss als Produktionsstandort wieder attraktiv werden“ – diese oder ähnliche Statements hörte man in der letzten Zeit immer wieder im öffentlichen Diskurs. Dabei zeigt sich: In der Heimat zu produzieren ist und bleibt für einige Unternehmen attraktiv. Nicht nur, aber auch am Tegernsee. Die kurzen Produktionswege sind gerade bei der Produktion von qualitativ hochwertigen und aufwendig produzierten Artikeln von entscheidender Bedeutung.

Qualität ist „geil“ – made in Germany

Einige kleine und mittelständige Unternehmen wie beispielsweise das Waakirchner Unternehmen „Treusinn“, entscheiden sich daher ganz bewusst gegen die Produktion in Billiglohnländer und für einen regionalen Produktionsstandort.

Diese Unternehmen könnten also von dem gegenwärtig zu beobachteten Verbrauchertrend profitieren. Nicht mehr Geiz, sondern Qualität scheint zur Zeit “geil” zu sein.

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So produziert Treusinn Produkte für Hunde. Dem Billigwahn trotzend, hat sich das kleine Unternehmen der Rückbesinnung auf alte Werte und Qualitätsstandards verschrieben, was bereits aus dem Firmennamen selbst hervorgeht: „Der Sinn für Redlichkeit und Treue“.

„Gerade im Hunde-Bereich kommen viele Produkte aus Fernost,“ weiß Simone Rosner, die die Firma leitet. Zusammen mit Stephanie Lang von Langen, der „Hundeflüsterin vom Tegernsee“, hatte Sie die Idee zu Treusinn. Dabei werden alle Treusinn-Produkte in sozialen Werkstätten gefertigt. Ausschließlich von Hand. Mit viel Leidenschaft, wie Rosner betont.

Wir haben den Anspruch nachhaltig, sinnvoll und umweltverträglich zu sein. Wir produzieren authentische Einzelstücke, aus unserer Umgebung.

Ganz der Idee folgend, die Rosners Geschäftspartnerin Lang von Langen mit ihrem Hundetherapie-Projekt „Wunjo“ eingeschlagen hat, möchten die beiden Frauen jetzt auch im Produktbereich „gutes tun“. So arbeiten in den Werkstätten von Treusinn beispielsweise auch Menschen, die nach Drogenproblemen wieder zurück in die Berufswelt finden möchten. Sie stellen Produkte her, wie Halsbänder oder Leinen aus Biothane, einem antiallergenen Material, das keinen Hundegeruch annimmt.

Auch handgedrehte Näpfe aus Ton oder Hundespielzeug und Leckerli-Beutel ohne Plastik werden hergestellt. „Jedes Stück ein Original – aus ökologisch entstandenen Materialien wie zertifizierter, deutscher Eiche,“ so lautet die Firmenphilosophie.

Von links: Stephanie Lang von Langen und Simone Rosner

Verkauft werden die Produkte mittlerweile über den eigenen Online-Shop und über den Einzelhandel, unter anderem in der Region. Dabei wird der kurze Weg zum Laden um die Ecke auch für Hundebesitzer immer wichtiger. Über 600 Hunde soll es im Tal geben, schätzt Lang von Langen. Und gerade wenn man den demografischen Wandel im Hintergrund behält – gerade Hundebesitzer sind oft schon betagteren Alters – ist es einfach notwendig, die vorhandenen ländlichen Strukturen zu sichern, nicht nur, aber auch wenn es um Vierbeiner geht.

Zurück zu den regionalen Wurzeln

Denn dass regional hergestellte Produkte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region sein können, hat mittlerweile auch die Politik erkannt. So setzt sich das “Tegernsee-Isar-Achensee-Forum” für die strukturelle Vermarktung in der Region produzierter Artikel ein.

Die Frage – “kennen Einheimische diese Unternehmen und deren Produkte überhaupt und tragen diese nach Hause oder packen sie dann auch wirklich in den Kofferraum ihres Autos?” – wird derzeit nur allzu oft mit Nein beantwortet. Vor allem die Einheimischen sind dabei eine nicht zu unterschätzendes Potential, das größtenteils noch schlummert. So tritt beispielsweise auch der Landkreis nicht immer als eine Einheit auf. „Zwischen dem Tegernseer Tal und der Schlierseer Region liegen nun mal Berge“, das sagte der scheidende Geschäftsführer der SMG, Oliver Reitz auf dem letzten Treffen des Forums im September dieses Jahres.

Es gibt also noch reichlich Nachholbedarf in Sachen Steigerung des Bekanntheitsgrades einiger regionaler Marken, die letztlich die Chance erhöhen, dass die “Produkte der Heimat” am Ende auch tatsächlich im Einkaufskorb landen. Hierfür will man die grenzübergreifenden Erfahrungen nutzen und die bereits vorhandenen Netzwerke weiter stärken, so das Credo vieler einheimischer Produzenten.

„Wir können mehr als Gülle und Heu hin- und herfahren“

So sei in vielen Köpfen laut Hans Leo, Geschäftsführer der Naturkäserei und Landwirt, immer noch fest verankert, dass Bauern eben “Gülle hinausfahren und das Heu einbringen.” Eine falsche Vorstellung und ein negativ behaftetes Bild, das es gilt zu verändern um die Menschen davon zu überzeugen, dass beispielsweise die lokalen Landwirte mehr können.

Natürlich gehört auch das Einfahren des Heus zum Arbeitsalltag der Landwirte. Das ist aber bei weiten nicht alles.
Natürlich gehört auch das Einfahren des Heus zum Arbeitsalltag der Landwirte. Das ist aber bei weiten nicht alles.

„Back to the roots“ – so kann man das Motto der Bemühungen regionaler Unternehmer und der Politik auch umschreiben. Zu deutsch: Zurück zu den Wurzeln. Denn vor lauter Globalisierungsgedanken ist in der Vergangenheit eines immer mehr ins Hintertreffen geraten: Das regionale Wirtschaften und das Ausschöpfen der hiesigen Wertschöpfungsketten.

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