Reiches industrielles Erbe: Wird die Technologie-Szene in Bayern bekannter?

Während Bayern weltweit vor allem für Brezeln, Lederhosen und viel Bier bekannt ist, will sich das Bundesland zukünftig auch als Tech-Hub einen Namen machen. In einer Rede wurde Bayern als “Kalifornien Europas” bezeichnet.

Denn strotze auch der Süden Deutschland nur so von schönen Menschen, toller Technologie und atemberaubenden Landschaften – die nebenbei auch den Tourismus um den Tegernsee antreiben.

Ergänzend hierzu gab er bekannt, dass Bayern im Rahmen der Startup-Initiative “Gründerland Bayern” in den nächsten Jahren bis zu 5,5 Milliarden Euro in die Themen KI und Quantencomputer stecken will. Dies soll dazu führen, dass der Freistaat maßgeblich zum Aufbau neuer Technologie-Hubs beiträgt und Bayern sich damit gezielt als Zielort für zukünftige Unternehmen positioniert.

München als das nächste Silicon Valley

Der Vergleich, Bayern als das Kalifornien Deutschlands zu deklarieren, ist nicht neu. Bereits vor zehn Jahren kam dieser Gedanke zum ersten Mal auf. Denn insbesondere die Hauptstadt München kann auf ein beeindruckendes industrielles Erbe mit globalen Playern – wie MAN und BMW – zurückblicken.

In den letzten Jahren kamen Tech-Einhörner wie Celonis, Helsing und Personio hinzu, die München als Standort noch attraktiver machen. Ein weiterer Faktor, der die Tech-Szene Bayerns aufblühen lässt? Das hohe Niveau der beiden Universitäten in München: der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU). Allein im letzten Jahr wurden 2 Milliarden Euro durch den unternehmenseigenen Inkubator „UnternehmerTUM“ als Funding erreicht.

Gestern Berlin, morgen München?

Nicht zuletzt aufgrund durch Gründung und den Erfolg des Lieferheld-Konzerns durch Lukasz Gadowski & Partner sowie die schnell wachsende internationale Szene für alles in Sachen Tech, galt Berlin lange als Nonplusultra. Das zog eine Reihe großer Firmen in die deutsche Hauptstadt und sorgte dafür, dass dort viele Start-Ups gegründet wurden.

Allerdings sieht Olaf Jacobi, Managing Partner bei Capnamic Ventures, mittlerweile das Pendel in Richtung München schwingen. Ein Faktor, der diese Veränderung begünstigt? Die steigende Beliebtheit des Online-Gamings.

Durch die Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Technologien sowie die große Nachfrage, die sich auch im Teilbereich des iGamings äußert, kommen immer mehr Tech-Unternehmen dazu. Daily Spins, ein bereits jetzt stark nachgefragter iGaming-Name, wurde beispielsweise erst dieses Jahr auf Curaçao gegründet. Im Vergleich zu großen Teilen der Konkurrenz werden dort Kryptowährungen wie Bitcoin unterstützt. Digitale Währungen sind besonders in den letzten Jahren ebenfalls immer wichtiger geworden. 

Doch welche bekannten Namen der Gaming-Branche sind in München vertreten? Ein Beispiel ist das Unternehmen Zeuz, dass das Online-Gaming ressourceneffizienter und schneller machen will. V Space plant, verschiedene Applikationen in der Virtual Reality zu entwickeln.

Damit könnte München auch zukünftig eine interessante Adresse für alles rund um das Thema Tech sein. Allerdings gibt es auch einige Hürden auf dem Weg zur Tech-Stadt.

Das industrielle Erbe als möglicher Stolperstein

Während München schon immer als wichtiger industrieller Standort diente, war das mit Berlin nicht so eindeutig vorhersehbar. Einerseits war München schon lange eine reiche Stadt, was sich auch im Mietspiegel widerspiegelt. Andererseits stehen die Weichen in München nach wie vor mehr auf Industrie und weniger auf Software und Tech, wie es Jan Miczaika, Partner bei HV Capital betont. Er sieht ein Problem von München auch darin, dass die Stadt im Vergleich zu Berlin weniger interkulturell aufgestellt ist, was gerade für weltoffene Techies ein wichtiger Pull-Faktor ist.

Davon abgesehen kann der Tech-Standort Berlin ein Funding aufweisen, was mit 33,6 Milliarden Euro zwischen September 2013 und September 2023 deutlich über den 10,9 Milliarden Euro, die in München ausgegeben wurden, liegt.

Fazit

Deutlich ist zu erkennen, dass zwischen dem eigenen Anspruch Bayerns, ein Hotspot für die Tech-Szene Europas oder sogar der ganzen Welt zu werden, und der Realität aktuell noch eine große Lücke klafft. Einerseits wird München immer noch vor allem als Industriestandort betrachtet. Andererseits wurde gerade Berlin stärker darauf ausgelegt, eine internationale Technologie-Stadt zu werden.

Doch die Öffnung der Offices von Google und Microsoft sowie den technologischen Standort für die Entwicklung von Apple konnte München drei große Player anziehen, die sonst vor allem im Silicon Valley, also Kalifornien, ansässig sind.

Darüber hinaus hat man durch die TUM und LMU zwei Universitäten, die aufgrund der guten Aufstellung gerade mit Blick auf die Zukunft wichtige Innovatoren hervorbringen könnten, wenn das Funding stimmt. Gerade an dieser Stellschraube will der Freistaat nun einmal drehen.

Dementsprechend wird es mit Spannung zu verfolgen sein, wie zunächst der bundeseigene Zweikampf zwischen Berlin und München enden wird. Erst danach wird sich zeigen, ob München als Tech-Standort weiter florieren wird.

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