Rottacher Gipfelstürmer

Die Geschichte des 64-jährigen Rollerbauers Franz Zehendmaier begeistert die Gemüter. Um die höchste Bergmesse der Welt abzuhalten, bestieg der Rottacher den 5.895 Meter hohen Gipfel des Kilimandscharo.

Mit dabei drei Exemplare seiner „Rosi Roller“. Wieder zurück am Tegernsee ist Zehendmaier nicht nur um eine Erfahrung, sondern vor allem um einen ganz speziellen Auftrag reicher.

Auf dem Gipfel
Auf dem Gipfel

Sepp Schwankner heißt der Mann, dem Zehendmaier die Expedition nach Afrika zu verdanken hat. Er ist Gründer der Aktion „Hilfe für Ostafrika“. Seit 50 Jahren baut diese Organisation Krankenhäuser und Schulen in Tansania. Elf Mal hat er seitdem den Kilimandscharo bestiegen. Schwankners größter Wunsch: Mit seinen 82 Jahren noch einmal nach Afrika zu reisen, sich die Projekte vor Ort anzusehen und die höchste Bergmesse der Welt zu organisieren.

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„Ich habe sofort zugesagt“

Der Beitrag von Franz Zehendmaier waren seine Roller, die den Abstieg für Schwankner erleichtern und seine Knie entlasten sollten. „Rauf gehen war kein Problem für ihn, nur runter“, erklärt Zehendmaier. Nach einem Besuch in Traunstein bei dem 82-Jährigen hat Zehendmaier nicht lange gezögert. „Ich habe sofort zugesagt.“

Schwierig war es jedoch Pfarrer zu finden, die sie begleiten wollten. „Die müssen zwei Wochen Urlaub nehmen und bekommen das natürlich auch nicht bezahlt“, erklärt der Rottacher. Trotzdem konnten sie einen 33-jährigen Pfarrer aus dem Chiemgau und sechs weitere Personen aus ihrem privaten Umfeld für die Reise begeistern.

Reise ohne Bedenken

Bedenken hatte Zehendmaier nie. „Ich war bei der Blasmusik. An Luft hat`s mir nicht gefehlt“, meint er lachend. Und auch sonst sei er fit. Er fährt viel Rad und geht regelmäßig joggen. Vorbereitet hat er sich also, im Gegensatz zu seinen Mitläufern, nicht. Auch seine Frau hat sich keine Sorgen gemacht. „Dem Franz trau ich alles zu. Außerdem hat es ihm gut getan, er schwärmt nur noch davon“, erzählt sie begeistert.

Um die Roller im Flugzeug transportieren zu können, hat Zehendmaier extra drei neue Klapproller entwickelt. Die konnte er in kleine Päckchen zusammenpacken und in zwei Koffern verstauen. „Das war schon aufwendig“, so Zehendmaier. Trotzdem haben sie es geschafft, die Reise innerhalb von drei Monaten zu organisieren.

Franz Zehendmaier in seiner Werkstatt in Rottach-Egern.
Franz Zehendmaier in seiner Werkstatt in Rottach-Egern.

„Mit einem großen Kribbeln im Magen ging die Reise los“, erzählt Zehendmaier. Am Kilimandscharo angekommen, musste die Gruppe durch die Kontrolle am Fuße des Berges. Räder und andere Fahrzeuge sind auf dem Gipfel aufgrund der vielen Wanderer und engen Wege eigentlich nicht erlaubt. „Wir haben zwei Stunden verhandelt“, erklärt der Rottacher. Trotzdem mussten sie erst einmal ohne die Roller losgehen.

Bis zur Kibo-Hütte, die auf 4.720 Höhenmetern liegt, hat Zehendmaier die zwei Räder für seinen Roller mitgeschleppt. Immer in der Hoffnung, das Rollergestell würde doch noch hoch gebracht werden.

Aufstieg in Rekordzeit

Insgesamt schaffte die Truppe den Aufstieg in vier Tagen. „Normalerweise braucht man sechs Tage“, so Zehendmaier. Da sie aber erfahrene Bergsteiger dabei hatten, stiegen sie bei jeder Station noch einmal 50 bis 100 Meter nach oben und wieder herunter. Damit sei der Höhenunterschied leichter zu überwinden gewesen und man fühlte sich fitter. Trotzdem war die Devise: „Pole, pole“. Das ist Swahili und bedeutet „langsam“.

Zehendmaier hatte beim gesamten Aufstieg keine Probleme. Nur auf dem Weg zur Kibo-Hütte wurde ihm kurz schwummrig. Als er wieder aufsah, war jedoch der Rest der Gruppe nicht mehr da. Deshalb ging Zehendmaier den Rest des Weges alleine weiter. Oben angekommen, musste er feststellen, dass er nicht nur drei Stunden früher als geplant, sondern auch als erster die Hütte erreicht hatte. Der Rest der Gruppe kam ganze drei Stunden später am Ziel an.

Sogar ein Zehendmaier Weg zwischen der Kibo und der Rombo Hütte wurde eingeweit
Sogar ein Zehendmaier Weg zwischen der Kibo- und der Rombo-Hütte wurde eingeweiht.

Von der Kibo-Hütte stieg die Gruppe um drei Uhr morgens mit Stirnlampen bis zum Gipfel auf, um dort eine kurze Andacht mit Gesang zu halten. „Das Singen war jedoch nicht sehr laut, wegen der dünnen Luft“, erinnert sich Zehendmaier. Außerdem hatte es Minusgrade und alle haben gefroren. Deshalb stieg die Gruppe für die große Messe wieder bis zur Kibo-Hütte ab. Versammelt waren dort Massai, Mohammedaner und Christen.

Rosi Roller als Rettungshilfe

Nach der Messe konnte Zehendmaier dann einen seiner Roller in Empfang nehmen, der doch noch nach oben gebracht worden war. „Ich habe schon nicht mehr an eine Abfahrt mit meinen Rollern geglaubt“, erklärt er. Die beiden Verantwortlichen wollten sich anschauen, wie Zehendmaier mit dem Gefährt den Berg hinunter kommt. Das hatte jedoch zur Folge, dass er die meiste Zeit hinter seinem Roller her lief und die Beiden abwechselnd den „Rosi Roller“ fuhren. „Ich bin dem Roller oft nur hinterhergelaufen“, lacht er.

Die Bergwacht und die Verwaltung des Kilimandscharo-Parks waren letzten Endes so begeistert von den Rollern, dass sie sie zukünftig als Rettungshilfe auf dem Berg einsetzen wollen. Allerdings muss Zehendmaier dafür einen zweiten Sitz anbringen und mehr Bodenfreiheit schaffen. „Für mich als Bastler ist das aber kein Problem“, meint er. Wenn das klappen sollte, will Zehendmaier nochmal nach Tansania reisen und die Roller vor Ort testen. Auf die Frage, ob sie mit ihrer höchsten Bergmesse der Welt ins Guinnessbuch der Rekorde kommen, hat Zehendmaier noch keine Antwort. „Toll wäre es aber schon“, meint er.

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