War es ein Unfall? Wurde sie umgebracht? Forscher der Uni Stuttgart hatten für Zweifel an dem Mordurteil gesorgt. Eine SWR-Doku zeigt heute Abend den umstrittenen Fall aus Rottach-Egern.
Oktober 2008. Rottach-Egern. Eine Rentnerin wird tot in ihrer Badewanne aufgefunden. Mit dem Kopf unter Wasser. Sie ist vollständig bekleidet. Manfred Genditzki, Hausmeister in der Wohnanlage, in der die Frau lebte, gerät in den Fokus der Ermittler. Sie sind sich bald sicher: Er soll die 87jährige ertränkt haben. Beweise? Keine. Dennoch spricht das Gericht ihn schuldig. Das Urteil: lebenslang wegen Mordes. Aber war es wirklich Mord oder nicht doch ein Unfall, worauf Untersuchungen der Uni Stuttgart hindeuten?
Angeblich verhält sich Manfred Genditzki merkwürdig. Er liefert den Ermittlern ungefragt ein Alibi für die angenommene Tatzeit. Die Rechtsmediziner obduzieren die Leiche der Rentnerin, können zunächst keine Gewalteinwirkung feststellen. Drei Wochen später ist die Leiche längst eingeäschert. Jetzt ändern sie allerdings ihr eigenes Gutachten. Aus einem Unfall wird ein Mord, und für Genditzki beginnt ein langjähriger Weg des Leidens. Er wird 2012 wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er bleibt dreizehn Jahre im Gefängnis.
2019 reicht die Strafverteidigerin Regina Rick aus München erfolgreich einen Antrag auf Wiederaufnahme ein. Ihr fielen erhebliche Ungereimtheiten auf. Über mehrere Jahre bereitet sie ein Wiederaufnahmeverfahren vor und kontaktiert das Institut für Modellierung und Simulation Biomechanischer Systeme an der Uni Stuttgart.
Die Forscher können mithilfe neuartiger Simulationstechniken kriminalistische Fälle nachstellen. So entstand auch eine punktgenaue Simulation des Badewannensturzes der ertrunkenen Frau. Durch diese Simulation stellte sich heraus, dass auch ein Sturz zum Tod der alten Dame geführt haben könnte.
Im August 2022 ordnet das Landgericht München die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Manfred Genditzki kommt nach über 13 Jahren im Gefängnis frei. Aber ein Freispruch ist das noch nicht. Ende April 2023 muss der mittlerweile über 60-Jährige wieder vor Gericht – sein Kampf geht dann weiter.
Eine Dokumentation in drei Teilen zu dem Fall läuft heute von in der Reihe “Crime Time” mit dem Titel “Tod in der Badewanne – Mord oder Unfall?” ab 20.15 Uhr im SWR Fernsehen.
SOCIAL MEDIA SEITEN