Professor Thomas Wessinghage: An der Wirbelsäule selbst ist nichts falsch. Unser heutiger Lebensstil ist falsch. Wir bewegen uns zu wenig, haben häufig Übergewicht und sitzen nahezu unentwegt. Und als der Mensch Stühle mit Lehnen erfand, hat er sich auch seine Rückenprobleme angeschafft. Denn diese Stühle (Sessel, Sofas, Autositze etc.) haben eine schier magische Anziehungskraft. Wir verbringen viele Stunden des Tages in ihnen, manche Menschen gar ein halbes Leben.
Bequeme Sitzmöbel führen zu Rückenschmerzen
Es ist leicht nachvollziehbar, dass die dauerhafte Entlastungshaltung – nichts anderes ist das Anlehnen in einem bequemen Sitzmöbel – eines auf Bewegung ausgelegten Systems früher oder später zu Schmerzen führen muss. Zunächst meist zu sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen – die den Nachteil haben, ohne Maßnahmen recht bald wieder zu verschwinden. Manchmal steht auch ein vermeintlich auslösendes Ereignis im Vordergrund der Wahrnehmung, das dann in einen ursächlichen Zusammenhang mit den Schmerzen gebracht wird. Also nicht die nachhaltige Schwächung des Rückens, sondern die „ungeschickte“ Bewegung (schweres Heben, Bücken o.ä.).
Am Anfang machen die Muskeln Probleme
Anfangs sind es meist muskuläre Probleme, die den Schmerz verursachen. Verspannungen, Verhärtungen, d.h. eigentlich leicht nachvollziehbare Reaktionen eines punktuell überlasteten Systems. Und darum hilft auch sanfte Bewegung der Muskulatur oft am allerbesten, sich wieder im normalen Rhythmus anzuspannen und zu entspannen und damit ihre normale Funktion wieder aufzunehmen. Gegebenenfalls kann das unter fachkundiger Anleitung mit Hilfe eines Physiotherapeuten geschehen, dann braucht der Patient auch nicht zu befürchten, etwas falsch zu machen.
Viele Operationen sind vermeidbar
Erst wenn Lähmungserscheinungen auftreten oder die Schmerzen nach mehreren Wochen immer noch nicht nachlassen, kann eine Operation angezeigt oder unumgänglich sein. Wir gehen allerdings davon aus, dass in Deutschland viel zu viele Rückenschmerzen operativ behandelt werden. Operationen an der Wirbelsäule haben von 2006 bis 2011 um rund 136 Prozent zugenommen – von circa 97.000 auf etwa 229.000 Eingriffe [Deutsches Ärzteblatt 2013]. Was oft vergessen wird: Ein schlechter (schwacher) Rücken wird durch eine Operation nicht zu einem guten (starken) Rücken. Wenn der Patient die Fähigkeiten seines Rückens nicht verbessert, wird er sein Rückenproblem auf Dauer nicht los.
Stabile Rumpfmuskulatur für einen starken Rücken
Darum ist ein Kerninhalt bei der Behandlung von Rückenpatienten in den Reha-Kliniken Medical Park St. Hubertus und Am Kirschbaumhügel der Aufbau der Rumpfmuskulatur. Unser Leitbegriff lautet „Segmentale Stabilisierung“. Damit beschreiben wir die Fähigkeit der Rumpfmuskulatur, den Rücken in allen seinen Segmenten (Wirbelkörper und Bandscheiben) so zu stützen und zu führen, dass Überlastungen, Verletzungen und Schmerzen verhindert werden. Unsere Physio- und Sporttherapeuten bringen unseren Patienten in der stationären Rehabilitation und auch in der Ambulanz Übungen bei, die jeder für sich selbst weiter umsetzen kann. Dann kann (und sollte) jeder für sich selbst weiter trainieren. Für einen starken Rücken.
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