Rücksicht auf die gefiederten Kollegen

Die Gleitschirmflieger wollen während der Brutzeit Rücksicht nehmen auf ihre gefiederten Kollegen der Lüfte. Der Steinadler soll geschützt werden. Diese Einsicht scheint den Wassersportlern am Tegernsee noch zu fehlen.

Gleitschirmflieger nehmen jetzt Rücksicht auf den Steinadler / Foto: Archivbild

Die Revision der Wallbergbahn ist zu Ende. Die Saison für die Gleitschirmflieger am Wallberg hat begonnen. Aber auch die Brutzeit des Steinadlers ist in den Monaten März und April schon in vollem Gange. Da die Sportler dasselbe Fluggebiet wie das rund um den Wallberg ansässige Steinadlerpaar nutzen, ist es notwendig, dass Gleitschirmflieger während der Brutzeit den Bereich rund um den besetzten Steinadlerhorst meiden. Damit die Informationsweitergabe von den Steinadlerbeobachtern an die Flieger reibungslos funktioniert, weisen am Wallberg nun Informationstafeln auf die aktuell notwendige Schutzzone für den Steinadler hin.

500 Meter rund um den besetzten Horst reichen aus, damit der Steinadler sich in Ruhe um seine Brut kümmern kann. Die Flieger werden aber beispielsweise auch dazu angehalten, das bodennahe Überfliegen von Geländekanten und Graten zu meiden. Der Überraschungseffekt kann Wildtiere wie Gämsen oder Raufußhühner zur Flucht zwingen. Christine Miller, Steinadler-Beobachterin und 1. Vorsitzende des Vereins Wildes Bayern, sagt:

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Viele Wildtiere stehen ohnehin unter Druck, denn ihre Lebens- und Rückzugsräume werden immer kleiner, die Störungen der verschiedenen Freizeitnutzungen nehmen zu.

Die Steinadlerreviere im Landkreis Miesbach waren in den vergangenen Jahrzehnten konstant besetzt. Doch die Zahl der flüggen Jungvögel ist im internationalen Vergleich im untersten Bereich – genauso wie im gesamten bayerischen Alpenraum. In allen drei Revieren der Tegernseer Berge kamen beispielweise in den vergangenen fünf Jahren nur zwei Jungadler zur Welt.

Die Gründe für die schlechte Reproduktionsrate sind vielfältig. „Hier suchen wir nicht den Hauptverantwortlichen bei den Gleitschirmfliegern, denn wir haben auch Reviere mit schlechtere Nachwuchsraten, in denen nicht geflogen wird“, so Gebietsbetreuer Marco Müller. „Wir müssen allerdings versuchen, an allen Stellschrauben zu drehen, die uns zur Verfügung stehen. Deshalb freut es mich, wie die Gleitschirmflieger hier mitziehen und uns unterstützen“.

Björn Klaassen (Naturschutzreferent des Deutschen Hängegleiterverbandes); Peter Friedrich Sieben (Kreissparkasse MiesbachTegernsee); Marco Müller (Gebietsbetreuer Mangfallgebirge); Christine Miller (Verein Wildes Bayern); Martin Walleitner (Drachen- und Gleitschirmflieger Club Tegernseer Tal); Richard Brandl (Drachen- und Gleitschirmflieger Club Tegernseer Tal); Armin Just (Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb Schliersee) – v. l. n. r.

Björn Klaassen, Naturschutzreferent des Deutschen Hängegleiterverbandes (DHV) in Gmund freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Naturschutz: „Gleitschirm- und Drachenpiloten fliegen häufig mit Greifvögeln gemeinsam im Aufwind. Natürlich respektieren wir die Brutbereiche unserer gefiederten Kollegen. Mit den neuen Infotafeln können wir die Piloten noch besser über sensible Bereiche informieren.“

Da sollten sie die Wassersportler im Tal vielleicht eine Scheibe von ihren luftigen Kollegen abschneiden und auch ein bisschen mehr Rücksicht auf den gefiederten weißen Langhals nehmen.

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