Der Tod von Kreuths Vize-Bürgermeister Bernd Rohnbogner, der dem Gemeinderat in Kreuth seit 1990 angehörte, hinterlässt auch im Kreistag, in der er seit 2008 Sitz und Stimme hatte, eine Lücke. Ein Nachrücker aus der CSU muss für das Ehrenamt gefunden werden. Laut Wahlergebnis wäre dies Josef Schaftari. Er ist Mitarbeiter des Landratsamtes, wie dessen Pressesprecher Birger Nemitz bestätigt. Doch darin liegt das Problem für Schaftari als Nachrücker. “Bei Herrn Schaftari wurde aber ein Amtshindernis festgestellt, da er im Landratsamt Miesbach arbeitet” so Nemitz.
Herr Schaftari wird sich heute schriftlich äußern, ob die Bedenken weiterhin gegen ihn bestehen und er das Amt annimmt. Wir gehen davon aus, dass das Amtshindernis weiterhin besteht. Dann würde Herr Kreidl angefragt werden, ob er in den Kreistag einrücken möchte.
Mit anderen Worten: Schaftari müsste für die ehrenamtliche Tätigkeit seine Festanstellung aufgeben. Ob dies dafür steht? Kreidl verfehlte bei der Kommunalwahl im März 2014 das Ziel nur knapp. Er landete auf Platz 23. Über 21 Sitze verfügt die CSU im Kreisrat. Sollte Kreidl für Schaftari und Rohnbogner nachrücken, wäre dies pikant. Denn etliche Jahre leitete er als Landrat den Kreistag, bis er im März 2014 abgewählt wurde.
Ermittlungen noch nicht abgeschlossen
Seit Januar 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen Kreidl wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit der Sponsoring-Affäre der Kreissparkasse und finanzieller Unregelmäßigkeiten während seiner Dienstzeit. Insgesamt soll der 64-Jährige einen Schaden von über 100.000 Euro verursacht haben. Alles fing damit an, dass er bei seiner Doktorarbeit getrickst hatte und seine Frau auf Staatskosten beschäftigte.
Noch sind die Ermittlungen gegen den Ex-Landrat nicht abgeschlossen, wie Pressesprecher Ken Heidenreich vergangene Woche der Tegernseer Stimme bestätigte.
„Persönliches Gespräch mit Jakob Kreidl“
Kreidl wäre womöglich der Nachfolger von Bernd Rohnbogner. „Wir werden uns in der CSU-Fraktion demnächst damit beschäftigen, auch in einem persönlichen Gespräch mit Jakob Kreidl“, ist von einem namhaften CSU-Kreisrat zu erfahren, der derzeit anonym bleiben möchte.
Angesichts der Brisanz von Kreidls möglicher Rückkehr in den Kreistag will sich derzeit niemand dazu konkret äußern. Es sei jetzt nicht die Stunde, um über solche politischen Entscheidungen zu reden, bekommt man als Antwort etlicher CSU-Mandatsträger.
Dass Jakob Kreidl wieder gesellschaftsfähig ist, haben auch die beiden letzten Rosstage in Rottach-Egern bewiesen. Als geladener Gast saß er 2015 in der Ehrenkutsche. Auch dieses Jahr war er wieder als Ehrengast geladen. Ohnehin tritt er wieder öfter bei öffentlichen Anlässen und Feiern auf, ob bei der Grünen Woche in Berlin oder auf dem Tegernseer Seefest.
Vielfach wird es damit begründet, Kreidl habe früher als Landrat viel Gutes für den Landkreis getan. Bleibt die Frage, ob er wieder die politische Bühne betritt, solange die Ermittlungen andauern? Da die von Kreidl ausgelöste Affäre juristisch noch nicht ausgestanden ist, könnte eine mögliche Anklage auch die CSU und ihren neuen Kreisrat treffen.
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