Oh du fröhliche …. Hoppla noch kein Christbaum? Am Tegernsee gibt es noch genug Auswahl. Rettet das am Heiligen Abend vor dem familiären Weihnachtsspott?
In der Weihnachtszeit begegnet man zwangsläufig zwei Archetypen von Menschen: Den Weihnachts-Perfektionisten: Das sind die Mitbürger, die spätestens Anfang November bereits alle Weihnachtsgeschenke fertig geshoppt haben, deren Weihnachtsbaum vorbestellt oder mit einem Familienevent vor dem ersten Advent beim befreundeten Waldbauern zusammen ausgesucht und geschlagen wird. Während die fürs Jahr offiziell angesagte Baumdeko längst griffbereit neben dem geputzten Baumständer bereitliegt.
Fleisch, Gemüse und Salat stehen seit Wochen auf den Bestelllisten der Einzelhändler im Tal. Die Menüfolge steht. Selbst die Veganer werden im eigens organisierten Ofen mit Leckereien verwöhnt. Diese Menschen haben in der Adventszeit vermutlich eine stade und stressfreie Zeit. Oder sie langweilen sich tierisch. Kommt ganz auf den Blickwinkel an.
Den etwa der Mitglieder der zweiten Arche-Gruppe: Den Weihnachts-Chaoten: Zu diesen Menschen gehören all jene, die erst ein paar Tage vor Weihnachten bemerken:
Huch – das kann doch gar nicht sein? Samstag ist Heiligabend? Aiaiaiaia! Weihnachtschaot am 21.12. (an jedem 21.12. seines Lebens)
Stress pur. Und alle Jahre wieder. Nur noch drei Tage, bis der Baum stehen muss. Für Amazon und Konsorten ist es zu spät. Nach München schafft es der Chaot auch nicht mehr vor dem Fest. Immerhin arbeiten die meisten ja noch bis mindestens Donnerstag. Dann eben die Gutscheinkarten, die noch vom 10er-Pack des letzten Jahres irgendwo herumliegen, kreativ umgestalten. Die Speiseauswahl passt der Improvisations-Künstler dem verbleibenden Angebot einfach an. Nur der blöde Tannenbaum bringt für diesen Menschenschlag wie jedes Jahr wieder Grund für ein paar neue graue Haare . Schummeln geht da kaum. Klar gibt es noch immer Weihnachtsbäume im Tegernseer Tal.
Die internationale Weihnachtsbaumwirtschaft kennt ihre Kunden. Die Perfektionisten, wie die anderen. Drei Tage vor dem Fest geht fast jede Krücke noch in den Eintüter. Vier Meter Riesen werden auf Deckenhöhe gekappt. Völlig egal, wie teuer die Biester auch sind – Hauptsache voll und gerade. Man will ja am Heiligen Abend bestimmt keinen Stress mit der hyper-kritischen und komplett zickigen Gesamt-Family. Meistens hyper-Weihnachts-Perfektionisten und Spielverderber.
Der ist ja süss, der Kleine – gab es den auch mit Nadeln? Onkel Manfred, 1. Feiertag beim Weihnachtsessen
Ganz bitter kann es heuer für Eltern von den gefürchteten Öko-Blagen kommen. Denn die Frage: “Und wo kommt der arme, dem Konsumwahn geopferte Baum denn her? Nachhaltig und lokal ist er hoffentlich wenigstens.” Und genau da könnte es 2023 für die Weihnachts-Chaoten eng werden. Wir haben einige Anlaufstellen für euch gefunden, und Bäume gibt es noch genug. Doch haben einige der Tannen einen weiten Weg ins Tal hinter sich. Bei uns findet ihr alles zu den Preisen, Trends und Vorlieben der Tal-Menschen.
Kleinere Bäume im Trend
An der Naturkäserei in Kreuth ist einer von Sepp Querchers Christbaum-Verkaufsständen aus Warngau. Von klein bis groß, buschig oder schmal, ist alles erhältlich. Ein Mitarbeiter erzählt uns, dass die Bäume aus Landsberg am Lech kommen – aus einem extra dafür angelegten Zuchtwald. Die Preise variieren je nach Größe und starten bei 15 Euro für eine zirka 1,10 Meter große Nordmanntanne. Für einen 3,50 Meter Baum zahle man allerdings schon über 100 Euro.
“Der Trend geht dieses Jahr eindeutig zu kleineren Bäumen”, sagt er. Vermutlich liege das an der derzeitigen Inflation, obwohl es bei den Weihnachtsbäumen keine Preiserhöhung gegeben habe. Allerdings seien 75 Prozent reine Stammkunden, sogar vom Achensee fahren Leute extra hoch nach Kreuth.
Tannen aus Dänemark
Am Gmunder Volksfestplatz bekommt man sogar Nordmanntannen aus Dänemark. Katharina Gragert betreibt dort seit Jahren gemeinsam mit ihrem Vater, Alfred Gragert, den Christbaumverkauf. “Meiner Meinung nach haben die Bäume aus Dänemark die beste Haltbarkeit und Qualität”, so Alfred. Im Nachbarland gebe es dafür richtige Kulturen, “solche Bäume wachsen bei uns gar nicht”, erzählt er.
Die Preise starten ebenso bei 15 Euro für eine kleinere Tanne und enden bei rund 200 Euro für einen vier Meter Baum. Preiserhöhung habe es bei ihnen ebenfalls keine gegeben – trotz enormen Preissteigerungen überall. Ein kleinen Wermutstropfen hat Alfred allerdings: Ihm fehle im Tal die Weihnachtsbeleuchtung von privaten Haushalten in diesem Jahr.
Höchstens 50 Euro für einen Baum
An der Kreuzstraße in Gmund am Tegernsee findet man vergleichsweise günstige Weihnachtsbäume. Ein Angestellter erzählt uns, die Firma, die die Bäume vertreibe, heißt “Hofnagel” und hat ihren Sitz in NRW. So zahle man beispielsweise 45 Euro für eine 2,30 Meter hohe Tanne. “Es kommen viele Leute und alle kaufen größere Bäume, als sie eigentlich vorgehabt haben”, freut er sich.
Auch in Finsterwald bekommt man bei Georg Feicht “Brennholz aus der Region” an der Tölzer Straße Christbäume. Die Auswahl ist auf den ersten Blick nicht recht groß, dennoch lohnt sich ein Halt und eine Nachfrage bei der Familie.
Hier sind unsere Eindrücke der Rundtour in Bildern:
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