Ob Kommunalunternehmen, Investorensuche oder Altes Spielbankgelände. Der einzige Weg wäre der, es gemeinsam zu schaffen. Doch das erscheint in Wiessee derzeit fast unmöglich.
Ein Kommentar von Anton Jennerwein
Man kann das Wiesseer Gezänk als Provinzposse schlimmster Kategorie abtun, ein politisches Schlammboxen auf Jahrmarktniveau. In der einen Ecke: Ein Bürgermeister, der als Thermen-Adler aufsteigt und als Investorruinen-Suppenhuhn landet. Ein zweiter Bürgermeister, der in etwa das Nervenkostüm einer alternden Popdiva besitzt.
In der anderen Ecke eine dauerzeternde CSU-Gruppe, die noch immer nicht verstanden hat, dass man sie auch nach fünf Jahren Opposition nicht mehr an der Macht haben will. Mehrheitlich bestehend aus den üblichen Neinsagern der Generation Nachkrieg. Nichts geht mehr. Wie bei den Galliern, nur weniger lustig. Und das ist der Punkt. Es ist eben nicht komisch, wenn ältere Herrschaften die Zukunft der nachfolgenden Generation so fahrlässig aufs Spiel setzen.
Wiessee ist nicht der Gaza-Streifen
Doch dieser Aspekt wird nicht bedacht. Alle Entscheidungen, die jetzt anstehen, haben einen mittel- bis langfristigen Zeitstrahl. Schon jetzt ist jeder Wiesseer mit mehr als 4.000 Euro verschuldet. Ja, klar. Dem steht ein Gegenwert der Salz-Immobilie gegenüber. Aber was, wenn die Wirtschaft sich dreht, die Zinsen steigen, Häuser sich nicht mehr so leicht an den Mann bringen lassen?
Investoren kommen nicht. Nicht nur, weil der Bürgermeister das falsche Konzept hat. Vielmehr wird auf kleinstem Niveau gegeneinander gearbeitet, Beinchen wie auf dem Schulhof gestellt. Höß könnte mit einem goldenen Füllhorn herumlaufen, es würden sich Nörgler finden.
Viele andere Gemeinden zeigen, dass man über – auf kommunaler Ebene sowieso eher unwichtige – Parteigrenzen hinweg die Zukunft eines Ortes gemeinsam! gestaltet. Nicht so in Bad Zwietracht. Hier werden keine Weichen gestellt, sondern Gräben aufgeworfen. Das politische Personal ist parteiübergreifend trotz fortgeschrittenen Alters scheinbar nicht in der Lage, professionell und sachlich miteinander zu arbeiten. Da braucht es einen Mediator. Liebe Leute, Wiessee ist nicht der Gaza-Streifen!
Wiessee wird älter. Während selbst in Gmund mehr vorangeht, verharren die Kräfte am Westufer. Diese Feierabend-Machiavellisten lassen sich die Einwohner auffallend lange gefallen.
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