Schnitzer’s dahoam: Drei Mädels und ein Apfelbaum

Nachrichten über neue Hotelprojekte haben im Tegernseer Tal Hochkonjunktur. Die meisten der 4- und 5-Sterne Hotels sind allerdings heftig umstritten. In Bad Wiessee hat nun ein im wahrsten Sinne des Wortes stressfreies und wunderschönes Hotel seine Eröffnung gefeiert. Schaut es euch an.

Gäste der Wieder-Eröffnung des Hotel “Schnitzer Dahoam”.

Eine Gruppe von etwa 15 Personen steht vor einem Hauseingang in der Wiesseer Hirschbergstraße. Um sie herum die deutlichen Spuren noch andauernder Bau- und Aufräumarbeiten. Schön mit den Resten des letzten Schnees dekoriert.

Was hier als unscheinbare menschliche Ansammlung daherkommt, ist eine der besonderen offiziellen Hotel Neueröffnungen dieses Jahr im Tal. Das „Schnitzer’s dahoam“ feiert seine Wiedereröffnung nach zwei Jahren Umbauzeit.

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Family & Co feiert Eröffnung mit Freunden

Im coronakonformen Kreis versammelt steht viel Schnitzler Family. Dazu gesellt sich der österreichische Architekt Wolfgang Lackner, die Kirche in Person des katholischen Pfarrers Stephan Fischbacher, der Bürgermeister Bad Wiessees Robert Kühn, der Chef der TTT Christian Kausch, der Leiter der Sparkasse Miesbach Tegernsee, die lokale Presse und Familienhund Ganja.

Neue Aussenfassade des Hotels mit den noch Osten ausgerichteten Balkonen.

Es werden Reden gehalten, Präsente überreicht, der Bau gesegnet und das rote Band am Eingang zerschnitten. Es wird viel gelacht auf dem Parkplatz an der Hirschbergstraße. Und fast jeder fängt auf seinem Smartphone die Szenerie ein. Aber es ist kalt. Alles also wie immer?

Fast ein Jahrhundert Tal Geschichte

Nicht ganz – denn hier hat eine Familie aus dem Tal etwas Unglaubliches geschaffen. Seit 1932 betreiben an diesem Ort Familienmitglieder der Schnitzers ein Hotel. Begonnen hat alles mit dem Uropa Franz, der mit seiner Frau Josefa Schnitzer 1932 das Stück Land nahe dem Tegernsee erwarb und dort mit den eigenen Händen das „Ur-Schnitzer Gasthaus“ erbaute.

Nicht wiederzukennen – das völlig neu gestaltete Hotel in der Wiesseer Hirschbergstraße.

Tochter Josefine Schnitzer übernahm Ende der 50er-Jahre das elterliche Hotel. Das Haus wurde in dieser Zeit umgebaut und erweitert. Die Bettenkapazität wurde verdoppelt, ein Schwimmbad kam hinzu. Über 40 Jahre führte sie das Haus, bis Tochter Edith Betz zur Jahrtausendwende das Haus übernahm.

Drei Generationen – Franzi Gierth, Oma Josefine Schnitzer und ihr ungeborenes Urenkelkind.

Noch bis vor vier Jahren arbeitete Josefine, die immer noch rüstige Seniorchefin, aktiv im Hotel mit. Inzwischen unterstützt von Enkelin Franzi Gierth und ihrem Mann Timo. Die vierte Generation im Hause Schnitzer. Und die fünfte wird schon im März das Licht der Tegernseer Welt erblicken. Der Nachwuchs von Franzi.

Eine Familie, die den Ort lebt

Ohne Frage – das Haus mit seinen 35 Zimmern ist ein Familienhotel. Geleitet von starken Frauen – und das seit Generationen. Gelebte Familientradition im Tegernseer Tal seit 90 Jahren. Das macht auch den Bürgermeister und die ganze Gemeinde stolz. Kühn bedankt sich bei der Familie stellvertretend und berichtet den anwesenden Gästen, was seine Mutter über die Familie Schnitzer neulich zu ihm sagte:

Die Familie Schnitzer lebt den Ort vom Herzen her. Sie waren und sind immer in der Gemeinde unterwegs.

Für den Bürgermeister ist das neugestaltete Hotel der Familie ein Aushängeschild der Gemeinde Bad Wiessee. Es zeige, dass alle Menschen im Ort zusammenhalten sollen, so wie es die vier Generationen der Familie vorleben.

Der Apfelbaum gibt den Weg vor

Was Kühn damit meint, wird schon beim Betreten des Hotels deutlich. Neben der erfreulichen Wärme im Gebäude wird einem irgendwie sofort auch warm ums Herz. In der Gaststube passt einfach alles zusammen.

Der freundlich und warm gestaltete Gastraum mit dem stilisierten Apfelbaum Wandbild

Seien es die freundlichen Farbtöne, das verwendete heimische Holz, die wiederverwendeten Stücke aus dem alten Haus, wie die Fensterläden – einfach alles wirkt wie mit viel Liebe zusammengestellt. Nicht wie aus einem Designkatalog. Ich frage Franzi Betz welcher Innendekorateur hier am Werk war.

Hier hat kein Innendesigner Hand angelegt. Das waren wir. Und das war uns auch sehr wichtig. Hier zum Beispiel der Baum an der Wand. Das ist ein Apfelbaum. Das ist unser Thema.

Franzi macht mich auf einen großen Baum aufmerksam, der im Garten vor den großen Fenstern wächst. Den habe ihre Oma vor vielen Jahren gepflanzt. Die gesamte Innengestaltung ranke sich um den Apfelbaum.

Weiter so – oder etwas ganz Neues schaffen?

Der 26-Jährigen, noch das jüngste Mitglied des Weiberclans der Schnitzers, stehen nicht nur die aufregenden letzten Wochen vor der Eröffnung ins Gesicht geschrieben. Sie selbst durfte als Schwangere (6. Monat) eigentlich nicht mit anfassen, doch war sie immer hautnah dabei.

„Wir standen vor der Entscheidung, wie es weitergehen sollte“, berichtet die Juniorchefin. Es war die Frage, ob man weiter versucht, alles einigermaßen in Schuss zu halten oder alles radikal neu macht. „Als aber die Brandschutzauflagen kamen, da haben wir gedacht, das geht so nicht weiter“, wirft Mama Edith ein. Immer sei irgendwas gewesen. Alles ist damals nach und nach dazugekommen. Sei es das Dach, das Hallenbad – überall waren Baustellen.“ Zudem seien die vielen Einzelzimmer im alten Hotel nur noch schwer zu vermieten gewesen, ergänzt Betz.

„Wir haben uns dann gemeinsam dazu entschlossen, alles neu zu machen. Hier steht kein Stein mehr auf dem anderen“, sagt Franzi lachend. Es seien zwei wirklich harte und zehrende Umbaujahre gewesen für die Familie. Aber nun sei man ja dem Ziel schon sehr nahe gekommen.

Eines der 35 Zimmern mit Balkon und Blick auf den See – samt Hundekorb.

Das bestätigt die anschließende Führung durch das Haus. Die weitläufigen Zimmer haben begehbare Kleiderschränke, große Bäder, geräumige Balkone und Sitzmöglichkeiten. Farblich wieder ganz „Apfelbaum“ mit viel Holz und liebevollen Details. Jedes Zimmer ist etwas anders gestaltet. Und in jedem steht ein kuscheliger Hunderuheort mit Wasser- und Futternapf.

Vierbeiner sind herzlich willkommen

Eine Besonderheit im Schnitzer’s: Hier sind Hunde willkommen. „Wir haben selbst immer einen Hotelhund und auch unsere Gäste dürfen ihre Vierbeiner gern mitbringen“, erzählt Betz während wir in die neue Rezeption des Hotels geführt werden.

„Ein Schmuckstück, oder? Das Holz ist natürlich Obstbaum“, erklärt Betz und deutet auf ein Kunstwerk über dem Empfangstresen. Das habe ein Freund der Familie gebaut. Er wollte unbedingt ein Teil des neuen Hauses sein.

Die neue Rezeption – im Schnitzer’s ist nichts mehr da, wo es mal war.

Und da ist sie wieder – die Familie. Aber Betz macht deutlich, dass noch nicht die ganze Familie zusammen ist. Dazu fehlten noch die Gäste. “Noch vor 14 Tagen war nicht klar, ob wir es bis Weihnachten schaffen würden, das Hotel zu eröffnen”, berichtet die Seniorchefin von den spannenden letzten Tagen vor der Eröffnung und fährt fort, “es ist soviel schief gelaufen während des Umbaus, das hat uns schlaflose Nächte bereitet, aber als dann noch das Telefon ausfiel, ohne das es keine Abnahme durch den Brandschutz geben konnte, war das fast zu viel für mich”, sagt sie und setzt gleich wieder das entspannte “wir haben es geschafft” Lächeln auf:

Jetzt können unsere Gäste kommen. Wir freuen uns.

Das Hotel sei ausgebucht über die Festtage, erzählt Franzi zum Abschied. Manche Gäste hielten seit über 25 Jahren dem Hotel am Tegernsee die Treue. Daher auch der neue Name: “Schnitzer’s dahoam”. “Eben weil sich alle auch weiterhin dahoam fühlen sollen.”

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