Schulpädagogin – verzweifelt gesucht!

Streitfälle schlichten, Konflikte lösen, Mobbing entschärfen – der Modellversuch mit einer Sozialpädagogin an der Holzkirchner Realschule war ein Erfolg. Wunsch von Schülern und Lehrern, Eltern und Schulleitung ist, eine Fortsetzung dieser Stelle bewilligt zu bekommen. Doch für Schüler-Sorgen ist kein Geld mehr da.

In der Realschule in Holzkirchen hätte man gerne wieder eine Schulpädagogin
In der Realschule in Holzkirchen hätte man gerne wieder eine Schulpädagogin

Sie war nur drei Monate im Amt. Aber ihre Performance beeindruckte nachhaltig. Cornelia Großkopf, geborene Baumert, war im Rahmen eines Pilotprojekts im Schuljahr 2013/14 als Pädagogin und Familientherapeutin für die Realschulen Holzkirchen, Gmund und Miesbach tätig. Wegen ihrer Schwangerschaft fiel sie seit Beginn dieses Jahres aus. Zum Leidwesen aller Beteiligten.

Der Elternbeirat der Holzkirchner Realschule setzte sich mit einer Unterschriftenaktion für eine Verlängerung des erfolgreichen Modellversuchs ein. Assistiert von Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) überreichte die Elternbeiratsvorsitzende Nicola Günzel-Peltner die Petition im Sommer an Landrat Wolfgang Rzehak.

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„Es liegt uns am Herzen, Frau Grosskopf wieder als feste Institution an die Schule zu bekommen“, sagt Günzel-Peltner, selbst Mutter von vier Kindern im schulpflichtigen Alter. Eine Sozialpädagogin sei zwar „nicht zwingend erforderlich, aber ein großer Zugewinn für die Schule“. Ganze Schülergenerationen wurden ausschließlich von Lehrern betreut. Warum ist die Position eines Schulpädagogen überhaupt heutzutage notwendig geworden?

Lehrer sind überfordert

„Früher sollen die Lehrer Wissen vermitteln, heute wird viel mehr erwartet: Sie sollen neben dem Unterricht auch Werte transportieren und soziale Komponenten fördern“, erläutert Günzel-Peltner. Das Lehrpersonal sei überfordert, weil es nicht in Psychologie oder Pädagogik ausgebildet sei.

Außerdem gäbe es nur noch selten Klassenlehrer, die ihre Pappenheimer gut kennen und somit Probleme frühzeitig erkennen könnten. Oft hätten die Schüler sogar jede Stunde einen anderen Lehrer. Sehr beeindruckt zeigten sich die Eltern von Konfliktlösungen, die Großkopf immer wieder gefunden habe.

„Bei Hänseleien oder Mobbing konnte sie jeden mit ins Boot holen, so dass sich die Dominanten am Ende um die Schwächeren gekümmert haben“, berichtet die Elternbeiratsvorsitzende. Besonders bei Pubertäts- oder Autoritätsproblemen habe es sich bewährt, eine außenstehende Person einzuschalten. Sogar Lehrer hätten sich gerne Rat bei ihr geholt.

Schulpädagogen nur für Brennpunkte

Auch Schulleiter Joachim Fischer würde das erfolgreiche Pilotprojekt gerne fortsetzen. Aus seiner Sicht führt der „wahnsinnig hohe Stellenwert der Technisierung“ zu einem gestörten sozialen Verhalten unter den Schülern. Er bedauert, dass viele Jugendliche nicht mehr in Vereine gehen, Musikunterricht wahrnehmen oder gemeinsam Sport treiben.

Rollenverhalten, Selbstwertgefühl, Verantwortung und Disziplin lerne ich nur mit anderen, nicht am PC.

Kinder würden oft an den PC abgeschoben werden, besonders wenn beide Eltern berufstätig sein müssen. Oft müsse ein Sozialpädagoge Verhaltensmuster vermitteln, die Kinder und Jugendliche normalerweise in ihren Familien lernen würden.

“Sozialpädagogen sind an vielen Hauptschulen gang und gäbe. „Aber wir sind keine Brennpunktschule“, erläutert Realschulleiter Fischer. Natürlich träumen er und sein Team von einer Weiterführung, berichtet er. Aber das Projekt „ist ausgelaufen und liegt angesichts von leeren Töpfen auf Eis“. Als Realist sieht er nur geringe Chancen auf eine Neuausschreibung dieser Sozialpädagogenstelle.

Kein Budget „eingestellt“

„Wir sind auf den den Landkreis angewiesen“, bestätigt Günzel-Peltner, „da die Position nicht vom Kultusministerium bezahlt wird“. Die Stelle sei ursprünglich von dem umstrittenen Ex-Landrat Kreidl genehmigt worden. Und sollte bei Erfolg verlängert werden. Darauf pochen die Elternvertreter jetzt. Mit der Unterschriftenaktion vom Sommer wagten sie einen Vorstoß.

Anna Reinbold vom Landkreis Miesbach ist jedoch skeptisch: „Die Mittel kamen aus einem Bildungs- und Teilhabepaket vom Bund, das 2013 ausgelaufen ist.“ Das Geld werde am „Runden Tisch Kreishaushalt“ vergeben und zurzeit seien keine Mittel dafür eingestellt. Eine neue Stelle komme frühestens ab 2015 in Frage. Vor verfrühten Hoffnungen warnt sie: „Es ist eine freiwillige Leistung, keine Pflicht.“

Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. „Wir bleiben dran“, versprechen Schulleiter Fischer und Elternvertreterin Günzel-Peltner. Der nächste Versuch ist der Kreistag im November.

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