Tiere, die jetzt noch draußen herumlaufen, haben einen Grund: ihnen ist zu warm, zu kalt, sie sind zu mager oder krank. Wie man ihnen helfen kann, ist nicht einfach zu bestimmen. Leicht kann man ihnen schaden.
Der Januar sei definitiv kein Monat für Igel, sagt die Igelexpertin Monika Neumeier. Sie befasst sich seit rund 40 Jahren mit Igeln, hat mehrere Bücher geschrieben und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von Pro-Igel e. V.. Sie sagt:
Das System Igel ist sehr komplex. Ich habe es immer noch nicht ganz durchdrungen.
Normalerweise halten Igel von Mitte/Ende Oktober bis März/April Winterschlaf. In den Sommermonaten haben sie sich mit Käfern und Würmern ein Gewicht angefressen, mit dem sie über den Winter kommen sollten, wenn es keine Nahrung für sie gibt. Jungigel, die im vergangenen Sommer geboren worden sind, brauchen etwa 500 Gramm Gewicht, sagt Neumeier. Ältere Tiere wiegen in der Regel mehr.
Im Oktober signalisiert ihre Umgebung den Tieren, dass es Zeit wird, ein Winterquartier zu suchen: Die Tage werden kürzer, die Temperaturen kälter, das Winterschlafgewicht ist erreicht, und es wird immer schwieriger, Nahrung zu finden. Die Igel verkriechen sich in einen geschützten Ort und schlafen bis in den Frühling.
Komplexe, wichtige Gründe, wach zu sein
Wer noch wach bleibt, habe einen wichtigen Grund, sagt Monika Neumeier. Und diese sind komplex: Entweder sie haben noch nicht das richtige Gewicht erreicht, mit dem sie durch den Winter kommen, oder es ist ihnen zu warm. Sie könnten aber auch krank sein oder trotz kühler Temperaturen noch Fressen finden – beispielsweise Katzenfutter, was ihnen von Menschen angeboten wird.
Ebenso komplex ist der Umgang mit ihnen. Die erste Frage, die man sich stellen sollte, lautet: Warum findet man den Igel?
Vielleicht wollte der Igel in dem Holzstoß überwintern, den man gerade für das Kaminfeuer abgebaut hat.
Wurde er aufgescheucht, braucht er einfach einen neuen, ruhigen Platz zum Schlafen – und keine menschliche Hilfe. Anders sei es bei Igeln, die einen mageren Eindruck machen, also zu dünn wirken für ihre Länge. Das seien entweder Spätgeburten, die zu wenig gefressen haben für den Winterschlaf, oder sie sind krank.
Mit ihnen sollte man zum Tierarzt gehen, rät Neumeier. Dieser könne am besten erkennen, wieso das Tier auf den Beinen ist. Von Selbstmedikationen mit Mitteln für die eigenen Haustiere rät Neumeier absolut ab: Wenn man nicht weiß, was es hat, schade man damit dem Tier unnötig.
Selbstgemachtes Igelfutter
Muss der Igel unter menschlicher Aufsicht überwintern, muss man einiges beachten: Die Behausung kann ruhig draußen im eigenen Garten sein. Sie muss ruhig sein und windgeschützt, nicht zu warm und nicht zu kalt. Zu Fressen gibt es Katzenfutter oder selbstgemachtes Igelfutter. Ein Rezept dafür gibt es im Igel-Bulletin vom November 2013.
Igel sind Fleischfresser. Ihr Körper kann pflanzliche Nahrung nicht verarbeiten. Gibt man ihnen vegetarisches Futter, würden sie verhungern, sagt Monika Neumeier:
An Äpfeln ist schon so mancher Igel gestorben.
Im Handel angebotenes Igelfutter solle man ebenso wenig kaufen. Das sei teuer und helfe nur den Herstellern, Geld zu verdienen. Hunde- oder Katzenfutter eigne sich auch für Igel, so die Igelexpertin.
Auch zu lange sollte man ihn nicht füttern, weil er sonst nicht einschläft. Wenn er sein Überwinterungsgewicht erreicht hat, muss nicht mehr gefüttert werden.
Und seinen Winterschlaf braucht ein Igel. Bekommen die Tiere ihn nicht, gerät ihre biologische Uhr durcheinander: Sie schlafen mitten im Sommer ein, obwohl sie sich eigentlich fortpflanzen und Winterspeck anfressen sollten.
Weitere Informationen zur Überwinterung und zum Auffinden von Igeln gibt es auf der Homepage des Vereins Pro-Igel e. V. und beim Tierschutzverein Tegernseer Tal.
SOCIAL MEDIA SEITEN