Vielen von ihnen fällt in den Gemeinschaftsunterkünften die Decke auf den Kopf. Die Asylbewerber wollen sich nützlich machen, Geld verdienen und somit unabhängig werden. Nach drei Monaten Deutschlandaufenthalt darf jeder von ihnen arbeiten – theoretisch zumindest. Denn der Staat stuft die Asylbewerber je nach Herkunftsland unterschiedlich ein.
Wer aus einem „sicheren Herkunftsland“ stammt, darf nicht richtig arbeiten gehen, weiß Gerhard Brandl, Sprecher vom Landratsamt Miesbach. Darunter zählen Asylsuchende aus Bosnien-Herzegowina, Ghana, Serbien, Mazedonien und dem Senegal. Sie dürfen lediglich sogenannte „zusätzliche Arbeit“ verrichten, so Brandl. Das trifft auch auf diejenigen zu, die bis jetzt ein Arbeitsplatz hatten. Ihre Verträge dürfen nicht verlängert werden.
Die gesamte Regelung ist eine „schwammige Sache“ für Brandl. Denn dadurch dürfen nämlich keine regulären Arbeitskräfte eingespart werden. Außerdem muss die Stelle von einem gemeinnützigen Verein oder der Gemeinde vergeben werden, sodass Privatpersonen und Unternehmen keinen Profit durch die Arbeit eines Asylbewerbers erwirtschaften. Bei maximal 80 Stunden im Monat darf ein Asylbewerber dann 1,05 Euro pro Stunde verdienen.
Offizielle Jobbörse statt Mundpropaganda
Für Asylsuchende aus „unsicheren“ Herkunftsstaaten, wie beispielsweise dem bürgerkriegsgebeutelten Syrien, ist die Arbeit zwar in den ersten drei Monaten in Deutschland auch verboten – dafür dürfen sie jedoch ab 15 Monaten Aufenthalt ohne Einschränkungen arbeiten, nachdem sie eine Arbeitserlaubnis erhalten haben.
Davor muss trotzdem immer die „Vorbehaltsprüfung“ erfolgen, weiß Max Niedermeier, Integrationsbeauftragter beim Landratsamt. Wenn weder ein Deutscher noch ein EU-Bürger die Stelle in Anspruch nehmen wollen, darf der Asylbewerber antreten, so das bürokratische Prozedere, das zukünftige Arbeitgeber und Arbeitnehmer immer wieder zermürbt.
Das Arbeitsamt kann die beschwerlichen, bürokratischen Wege nicht abkürzen – das ist ganz klar!
So sieht Niedermeier der Wahrheit ins Gesicht und versucht gemeinsam mit dem Holzkirchner Integrationsbeauftragen Franz Lutje und Prof. Dr. Frank Strathmann das „Netzwerk PIA“ zum Laufen zu bringen. Schon bald soll es nämlich eine „Jobbörse“ für die Asylbewerber im Landkreis geben. Gespräche mit dem Landratsamt und mit den Verantwortlichen vom Arbeitsamt hätten laut Niedermeier schon stattgefunden.
Wichtig ist dem Integrationsbeauftragen aber vor allem klarzustellen, dass die geplante Jobbörse keine Konkurrenz für deutsche Arbeitssuchende sein soll. Jobsuchenden Asylbewerbern sowie gewillten Arbeitgebern möchte man nur den Weg zur Zusammenarbeit aufzeigen und durch den bürokratischen Dschungel helfen, so die Intention von PIA.
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