Im Frühjahr und im Sommer erreichen das Landratsamt Miesbach regelmäßig Anfragen: Im Garten oder unter dem Dachstuhl hängt ein Hornissennest. Wie soll man nun vorgehen? Sind die Tiere möglicherweise sogar gefährlich?
Die sogenannten Sozialen Faltenwespen überwintern gerne in Spalten oder in selbst ausgenagten Hohlräumen in totem Holz. Da Hornissen aber unter Artenschutz stehen, dürfen bewohnte Nester in Deutschland nicht einfach vernichtet werden. Soll ein Volk dennoch entfernt werden, kann es meist nur von geschulten Personen umgesiedelt werden. Dazu ist eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.
Insekten sollen geschützt werden
15 Männer und Frauen des Landkreises sind nun dazu ausgebildet worden und erhielten ihre Ernennungsurkunden nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz. „Sie zeigen alle einen tollen Einsatz für die Artenvielfalt und die Natur“, lobt Landrat Wolfgang Rzehak. Das erfolgreiche Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ habe gezeigt: „Immer mehr Menschen wollen es nicht hinnehmen, dass so viele Arten sang- und klanglos aussterben.“ Rzehak betont:
Hornissen, aber auch Wespen sind unheimlich wichtig für die Kreisläufe im Ökosystem!
Der Landrat dankte besonders Georg Haslauer. Dieser hatte sich von 2003 bis 2018 als Berater betätigt und siedelte dabei viele Hornissen-Völker im gesamten Landkreis Miesbach um. Haslauer erklärt: „Man sollte froh sein, wenn man Hornissen hat. Die Nützlichkeit der Hornissen ist dadurch begründet, dass sie viele schädliche Insekten fressen, wie Bremsen, Mücken, Wespen und Fliegen“. Ein Volk von Hornissen fresse mehrere Kilo von diesen Insekten.
Die 15 neuen Experten haben unter anderem einen Kurs bei dem Hornissen-Berater Elmar Billig absolviert. Der Hornissenfachmann aus Utting am Ammersee kümmert sich seit 40 Jahren um die Belange der Tiere. In den Kursen gibt er sein Wissen, aber auch spezielle Kniffe und Techniken weiter.
„Wichtig in dem Kurs ist, dass die Leute lernen, wo die Hornissen sich gerne einquartieren. Dann muss man natürlich lernen, zu beurteilen: Kann das Nest an der Stelle bleiben, ist das zumutbar, ist das mit irgendwelchen Gefahren verbunden, und wenn man es herausholen muss, wie hoch sind die Chancen, dass die Hornissen die Aktion auch überleben?”, erklärt Billig.
Sind drei Hornissen-Stiche wirklich tödlich?
Die neuen Berater für den Landkreis Miesbach kommen genau zur richtigen Zeit, denn derzeit fliegen gerade die Königinnen aus und suchen einen Niststandort. Angst vor Stichen hat keiner der Berater. Schließlich ist die abgegebene Dosis Gift bei Hornissen bei einem Stich kleiner als bei der Honigbiene. Der Stechapparat der Biene bleibt aufgrund von Widerhaken in der Haut und gibt weiter Gift ab. Drei Stiche einer Hornisse töten also keinen Menschen – wenn er kein Allergiker ist. Selbst bei der gefährlichen Art ‘Vespa Orientalis’ sind erst mehr als 300 Stiche tödlich.
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