Sollten wir lieber barfuß gehen (zumindest in geschlossenen Räumen)?

Gehen und Laufen werden immer wieder als hochwirksame Naturheilmittel angepriesen. Mittlerweile ist die Zahl der nachgewiesenen Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel, auf Übergewicht und alle möglichen Erkrankungen ellenlang nach dem Motto: Ich bewege mich, werde fit und habe auch noch gute Laune. Es gibt enorm viele und gute Gründe, sich in unserer bewegungsarmen Zeit auf die Anfänge zu besinnen, als der Mensch noch täglich ca. 20 km zu Fuß unterwegs war – zum Jagen, Sammeln, mit den umherziehenden Tierherden. Das war in unserer Evolutionsgeschichte eine wichtige und letztlich ja sehr erfolgreiche Überlebensstrategie.

Sind Schuhe schlecht für die Füße?

Bei genauerer Überlegung fällt auf, dass die Leute damals gar keine Schuhe hatten, weder Bally noch Lloyd, adidas oder PUMA spielten eine Rolle. Heute haben wir die Schuhe – und eine unüberschaubare Epidemie von Zehenproblemen wie Hallux valgus, Hammerzehen, Krallenzehen usw. Wo also liegt das Problem? Sind Schuhe schlecht für unsere Füße? Wenn wir im Medical Park St. Hubertus auf die vielen elektronischen Ganganalysen schauen, die wir im Laufe der Zeit durchgeführt haben, muss man zwangsläufig zu dieser Einschätzung kommen. Kaum ein Patient, der nicht unter Deformitäten leidet – Spreizfuß, Knick-Senkfuß, verkrümmte Zehen. Gesunde Füße im höheren Alter sind ein höchst seltenes Privileg.

Schuhe haben aber auch Vorteile

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Gehen wir den Weg weiter und fragen uns, was der Schuh unseren Füßen bietet. Zunächst einmal Schutz – vor Steinchen, Scherben und Dornen, die unsere Fußsohlen verletzen könnten. Zweitens Komfort, da wir ja einen Absatz benötigen und eine schöne dämpfende Sohle. Und drittens Stütze, da der Fuß ja sonst seine Form gänzlich verlieren könnte. Das erste Argument ist unstrittig. Schutz ist sinnvoll, Verletzungen weder hilfreich noch angenehm. Beim Komfort stocke ich schon ein wenig. Wenn wir den komfortablen Absatz von der Seite anschauen, wird deutlich, dass die Statik von Fuß und ganzem Körper verändert wird. Der Körperschwerpunkt verlagert sich, die Belastung des Vorfußes nimmt zu. Beim High-Heels- Schuh in extremer Weise. Aber auch der flache Herrenschuh hat dieselben Konsequenzen und erhöht die Gefahr eines Spreizfußes (verbreiteter Vorfuß, Schmerzen am zweiten bis vierten Mittelfußköpfchen) deutlich. Und in Folge dessen auch schmerzhafte Zehendeformitäten. Verstärkend kommt noch hinzu, dass unsere Schuhe ja modisch sind – also keineswegs nach orthopädischen Grundprinzipien geschneidert – und den Vorfuß oft einengen oder gar quetschen. Und dann kommt noch die Stützfunktion, über die man vor allem bei Sportschuhen immer wieder liest. Brauchen unsere Füße wirklich Fußbetten oder stützende Zurichtungen an der Sohle? Nein, nur wenn sie sich allein nicht mehr in Form halten können. Und das tritt vor allem dann ein, wenn sie zu lange gestützt worden sind und ihre ursprünglichen Fähigkeiten verloren haben.

Füße trainieren auf natürlichem Boden – sommers wie winters

Was also ist zu tun? Ein Fuß wird dadurch leistungsfähig, dass er gefordert wird. Idealerweise ganz einfach durch Barfußgehen auf natürlichem (unebenem) Boden. Hier in Bayern gibt es das Beste in Hülle und Fülle: Flussbetten mit Kiesbänken, über die man im Sommer geht und seine Füße trainiert. Das wirkt wie eine Fußreflexzonenmassage, nur besser. Und im Winter geht man eben barfuß daheim über Teppich und Treppe. Inzwischen gibt es auch Schuhe, die flache, sehr flexible Sohlen haben und damit einem Barfußgefühl sehr nahe kommen. So können wir die Funktionsfähigkeit unserer Füße über Jahrzehnte erhalten und Schmerzen, Fehlstellungen und letztlich Operationen vermeiden.

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