“Spaghetti-Träger weiterhin erlaubt”

Heute geht für die Gymnasiasten in Tegernsee das neue Schuljahr wieder los. Die Interessen der Schüler und die der Asylbewerber in der Dreifachturnhalle gegenüber der Schule will man vereinen. Regeln sollen das Zusammenleben künftig ordnen. Doch so mancher Konflikt scheint vorprogrammiert.

Morgen beginnt wieder der Unterricht am Gymnasium Tegernsee. Mit den Asylbewerbern gegenüber wird man sich arrangieren müssen.
Morgen beginnt wieder der Unterricht am Gymnasium Tegernsee. Mit den Asylbewerbern gegenüber wird man sich arrangieren müssen.

Für das Gymnasium Tegernsee läuft es gut: 81 Anmeldungen für die fünften Klassen zählt die Schulleitung für das neue Schuljahr. Damit ist die Dreizügigkeit absolut gesichert, bestätigt Schulleiter Doktor Werner Oberholzner. Durch einen Schnuppertag für die Viertklässler und die Zusammenarbeit mit den Grundschullehrern im Landkreis wäre es gelungen, wieder mehr Schüler für das Tegernseer Gymnasium zu begeistern.

Von den vielversprechenden Schülerzahlen einmal abgesehen, muss sich das Gymnasium ab morgen aber einer weiteren Herausforderung stellen: mit den rund 30 Asylbewerbern von Gegenüber habe es vergangenes Schuljahr hervorragend geklappt, erklärt Oberholzner auf Nachfrage, aber 200 wären definitiv etwas anderes. Seine Schüler will er von den Asylbewerbern strikt getrennt wissen.

Anzeige

Sexy Kleidung nicht mehr erlaubt?

Bayernweit tobt gerade die Debatte um Asylbewerber, die in Schulturnhallen untergebracht sind, und ihr „Zusammenleben“ mit den Schülern. Einige Schulleiter forderten so per Elternbrief ihre Schülerinnen schon zu „angemessener Kleidung“ auf, um etwaige „Diskrepanzen“ mit den Nachbarn aus fernen Ländern zu vermeiden.

Auch Oberholzner will in den nächsten Tagen seine Schüler für die Thematik sensibilisieren: „Wir werden neue Regeln kommunizieren müssen.“ Die sollen aber keine Kleiderordnung zur Folge haben. Auf Nachfrage stellt der Schulleiter klar, dass Spaghetti-Träger am Gymnasium Tegernsee definitiv weiterhin erlaubt bleiben werden.

„Schüler und Asylbewerber auseinanderhalten“

Wichtig ist Oberholzner aber, dass sich der Schulalltag und der der Asylbewerber nicht vermischen. Über die Ferien fanden in den Räumlichkeiten des Gymnasiums zweimal täglich Deutschkurse für die Turnhallenbewohner statt. „Das geht nun – zumindest vormittags – nicht mehr“, meint der Direktor. Auch, dass seine Schüler ihren Nachbarn Deutschunterricht geben, wäre bei 200 Personen nicht mehr machbar.

Ein Reibungspunkt zwischen den Belangen der Schule und der Asylbewerber könnte sich am Schulhof auftun. Während den Ferien haben den Park am Schloss viele Asylbewerber genutzt, um zu entspannen und den Engen der Turnhalle kurzweilig zu entkommen. Dies will Oberholzner künftig nicht mehr billigen:

Wir können keinen Stacheldraht um die Schule bauen, aber es muss klar gemacht werden, dass die Asylbewerber nicht auf das Schulgelände kommen dürfen.

Dabei nimmt der Schulleiter das Sicherheitspersonal von Gegenüber in die Pflicht. Man müsse nicht immer davon ausgehen, dass „etwas passiert“, meint Oberholzner, aber auf beiden Seiten müsste die Sicherheit durch Regeln gewährleistet sein. „Wir müssen mehr hinschauen“, merkt der Direktor an.

Auch im Rathaus macht man sich – wenn man auch nicht direkt für die Turnhalle des Landratsamtes zuständig ist – Gedanken. Bürgermeister Johannes Hagn weiß, dass das Sicherheitspersonal vor Ort nur für das Innere der Turnhalle zuständig ist. Die Schüler dürfen, wie bisher auch, nicht in die Turnhalle und die Asylbewerber würden entsprechend informiert, das Schulgelände nicht zu betreten, erklärt er.

Im Notfall: Hausrecht gebrauchen

„Oberholzner und seine Lehrer haben das Hausrecht und könnten so im Fall des Falles auch jemanden vom Gelände verweisen“, erklärt der Tegernseer Bürgermeister. Notfalls müsste sonst die Polizei eingreifen. Hagn stellt jedoch, auch aufgrund persönlicher Gespräche mit den Flüchtlingen, klar, dass die Mehrheit der Menschen in der Halle im Asyl eine Chance sieht, in Deutschland Fuß zu fassen, und daher nicht an Ärger interessiert ist.

„Wir sollten nicht vorher schon mit Kanonen auf Spatzen schießen“, schließt Hagn zuversichtlich. Auch am Gymnasium ist die Stimmung gegenüber den neuen Nachbarn gegenüber grundsätzlich positiv. Elternbeschwerden wurden im Vorfeld noch nicht an die Schulleitung herangetragen. Morgen beginnt dann das neue Schuljahr – und die Nachbarschaft des Gymnasiums Tegernsee mit bis zu 200 Asylbewerbern in der Dreifachturnhalle.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner