Acht spanische Pflegekräfte werden nun langfristig dort arbeiten. Und weitere Mitarbeiter sind geplant. Einziges Problem: Wo soll man sie unterbringen?
Anfang Mai präsentierte Alexander Schmid, Chef der Standort Marketing Gesellschaft (SMG), wenig erfreuliche Zahlen: In allen Branchen fehlt es an Fach- und Hilfskräften. Besonders stark betroffen: Die Hotellerie und medizinische Einrichtungen – auch im Tegernseer Tal. So hatten 2012 bereits 31 Prozent der Betriebe im Landkreis vergeblich versucht, Stellen zu besetzen. Und mehr als die Hälfte der Betriebe rechnete mit einer Verschlimmerung des Problems.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, initiierten der Unternehmerverband des Landkreises und die SMG eine Kooperation mit der spanischen Region Granada. Die Arbeitslosigkeit dort ist hoch, obwohl die Menschen sehr gut ausgebildet sind. Eine Zusammenarbeit bedeutet daher eine Win-win-Situation für alle Seiten, zumal die Betriebe im Landkreis mit Fachkräften aus dem Ausland bisher gute Erfahrungen gemacht haben. Einzige Voraussetzung: Die neuen Mitarbeiter müssen Deutsch können oder es schnellstmöglich lernen.
Fachkräftezuwachs im Medical Park
Seinen Pflegenotstand in der Klinik St. Hubertus hat der Medical Park in Bad Wiessee mit einem eigenen Projekt gelöst. Auch hier fehlte es an qualifizierten Fachkräften, die auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht zu finden waren. Mittlerweile wurden die Stellen jedoch besetzt, und zwar mit spanischen Fachkräften. Schon im Dezember 2012 hatte die Klinik St. Hubertus dieses Pilotprojekt ins Leben gerufen und acht Spanierinnen und Spanier nach Bad Wiessee geholt. Diese stammen aus verschiedenen Regionen Spaniens und werden nun langfristig im Medical Park beschäftigt werden.
Mit einem vierjährigen Universitätsstudium sind sie alle gut ausgebildet. Dennoch wurde ihre in Spanien erworbene Qualifikation in Deutschland erst offiziell anerkannt, nachdem sie die deutsche Sprachausbildung bestanden hatten. Dies ist inzwischen allen gelungen, und so konnte Geschäftsführer Christian Gores ihnen kürzlich ihre Zertifikate überreichen. Dabei half zusätzlich der Kontakt mit den Patienten, wie eine der neuen Mitarbeiterinnen, Raquel Bueno Camarasa, erklärte:
Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu und sprechen mehr und mehr.
Während ihrer Eingliederungsphase wurden die Neuankömmlinge besonders eng von Pflegedienstleiterin Daniela Beyer begleitet. „Alle drei Monate stand ein Wechsel auf eine andere Station an“, erklärt sie das Ausbildungsprinzip für die ausländischen Kollegen, das nach strengen IHK-Vorgaben erfolgte. „Das hat sich bewährt, denn jetzt sind sie multiflexibel einsetzbar.“ Und sie haben sich im Laufe der Zeit auch gut hier im Tegernseer Tal eingelebt, so Beyer.
Wohnraum für Mitarbeiter als Zusatzproblem
Geeignete Mitarbeiter zu finden, ist aber nicht die einzige Hürde in dieser Gesamtproblematik. Auch die Frage nach deren Unterbringung ist zu lösen, was im Tegernseer Tal bekanntermaßen schwierig ist. Bezahlbarer Wohnraum für Normalverdiener ist Mangelware. Auch Geschäftsführer Gores kennt die Problematik: „Wir haben im Tegernseer Tal definitiv einen Mangel an Personalwohnungen“, stellte er bereits im April fest.
Ihr neues Zuhause haben die acht spanischen Mitarbeiter in den Personalwohnungen im „Abwinkler Hof“ gefunden. Doch der eigene Wohnraumbestand des Medical Parks ist damit erschöpft. Für künftigen Personalzuwachs müssen sich die Verantwortlichen nach alternativen Lösungen umsehen. Denn das Projekt zur Behebung des Fachkräftemangels ist noch nicht abgeschlossen. Aufgrund der guten Erfahrungen und der sehr positiven Resonanz seitens der Patienten sollen bei Bedarf weitere gut ausgebildete Fachkräfte aus Spanien im Medical Park beschäftigt werden.
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