Im Tal gibt es Schalter für den Nachwuchs:
99 Jahre Weltspartag

Der Weltspartag geht in die Verlängerung. Am 30. Oktober wird der Sparkassentag 99 Jahre alt.

Spardosenstolz. Foto: Redaktion

Zu Ostern und Weihnachten gab der Ortspfarrer grässliche Papier-Spardosen in der Vor-Ostern- und der Adventszeit an die Kinder aus. Man sollte spenden, regelmäßig. Für Projekte irgendwo auf der Welt. Das kam so mittel an, meist wurden die Papierkasterl von den besorgten Eltern aufgefüllt, ehe sie zu Weihnachten in der Messe dem Pfarrer gebracht wurden. Zahlen und nichts bekommen – ein frühes Steuerzahler-Gefühl machte sich breit.

Anders das Sparen zum Weltspartag. Gerade in größeren Familien wurde das Auffüllen der Blechdose mit Münzen und kleinen Scheinen mit der Gorch Fock zu einem harten Wettbewerb mit den Schwestern, die erfahrungsgemäß besser Groschen und Silbergeld wegsparen konnten. (Auch deswegen sollte ihnen später das familiäre Finanzgeschäft übertragen werden).

Mal waren es die Erträge aus der Ministranten-Tätigkeit (hier zeigten sich Beerdigungen deutlich lukrativer als Hochzeiten), mal der Lohn für Gartenarbeit beim Nachbarn, die das Blechding auffüllen ließ. Dann, Ende Oktober, kam die Stunde der Wahrheit. Man durfte mit den Eltern in die Sparkasse (“auf die Bank”) gehen und das Ersparte zählen lassen.

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Sparkasse als Institution

Sparkassen und Banken waren damals keine Kundencenter mit schlimmen Denglish-Werbesprüchen. Die Sparkasse war eine Institution. Man versank in einem dicken Teppich. Es roch nach Zigarre und teurem Leder. Alle trugen Anzüge und Krawatte oder Röcke und Blusen. Filialleiter besaßen den Rang örtlicher Apotheker (damals waren die noch wer), gehörten somit zur dörflichen Elite. Aber vor allem hatten sie den magischen Schlüssel zum Öffnen der Spardose.

An dieser Stelle wird dem ein oder anderen Leser die eigene kriminelle Energie aus Kindheitstagen bewusst. Jene, die mit allerlei Werkzeug unterjährig die Dose zu öffnen wussten und den ersparten Groschen frühzeitig entnahmen. Kennt man so nur von sozialdemokratischen Regierungen und deren Haushalte. Aber am Stichtag wurde ihre Gier dann zum Verhängnis. Denn damals bekamen jene, die besonders viel gespart hatten, einfach mehr Geschenke vom Onkel oder der Tante in der Sparkasse oder Raiffeisenbank.

Bruder oder Schwester Gierschlund standen dann betrübt am Schalter, während die ehrlichen Sparer oder Sparerinnen mit allerlei Krimskram und einem gefüllten Sparbuch heimwärts zogen. Überhaupt – das Sparbuch. Ein Jahr bei den Eltern aufbewahrt, trug man es einem Schatz gleich zur und von der Sparkasse. Fühlte sich reich. Konnte ja keiner ahnen, dass Inflation, Staat und gescheiterte Ehen später vieles auffraßen.

Wie ist es heute? Noch immer gibt es den Weltspartag – übrigens wird er heuer zum 99. Mal ausgerichtet. Und woher kommt die Idee? Klar, aus Italien, wo das heutige Bankgeschäft seine Wurzeln hat.

Cassa di Risparmio di Milano

Der Weltspartag geht zurück auf die Cassa di Risparmio di Milano, die Mailänder Sparkasse, die im 1924 Vertreter aus 29 Ländern zu einem Sparkassenkongress einlud. Zur Erinnerung an diese erste Weltvereinigung der Sparkassen wurde der Schlusstag des Kongresses, der 31. Oktober, zum Weltspartag, einem Feiertag des Sparens und der Sparerinnen und Sparer erklärt. Zudem ist es der Namenstag des heiligen Wolfgangs. Passende Bauernregel: „An Sankt Wolfgang Regen, verspricht ein Jahr voll Segen.“  

An diesem Tag sollte besonders auf den ethischen und volkswirtschaftlichen Wert des Sparens hingewiesen und vor allem die Jugend mit dem Spargedanken vertraut gemacht werden. So heißt es offiziell. Die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (KMT) startet mit ihrer Aktion früher.

Alexander Königer von der KSK sagt: “Der Weltspartag ist nicht nur ein Tag, sondern diesmal eine Woche der finanziellen Bildung für unsere jungen Sparer. Nachdem es im letzten Jahr bedauerlicherweise an Stoßzeiten zu längeren Wartezeiten an den Kinderschaltern gekommen ist, haben wir beschlossen unsere jungen Sparer diesmal vom 26. Oktober bis 31.10.2023 herzlich willkommen zu heißen.”

In den Geschäftsstellen Gmund, Hausham, Holzkirchen, Miesbach, Rottach-Egern und Schliersee sind extra Schalter für Kinder geöffnet: jeweils bis 16.00 Uhr.

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