Riederstein: eine geologische Wanderung in die Eiszeit
Von Spinatbergen und Gestein wie Käse

1207 Meter ist er hoch; der Riederstein. Fast 150 m senkrecht über dem Gasthaus Galaun gelegen, bleibt er ein ideales Ausflugsziel – besonders für Familien mit Kindern. Doch er weist auch tief in unsere Vergangenheit.

Ausblick von der Riederstein-Kapelle.

Die markante Felsspitze, die aus dem Wald (bereits aus weiter Entfernung) herausragt, gehört zu den bekannteren Wanderziele in der Region. Denn exponiert auf der Felsnadel sitzt die berühmte Riederstein-Kapelle, von der man einen spektakulären Blick über den gesamten Tegernsee und seine umliegende Bergwelt hat.

Die Besonderheiten, die es rund um den Riederstein zu entdecken gilt, liegen vor allem in seiner Vergangenheit: in der letzten Eiszeit. Diese ist für das Gesamtbild der Voralpen – bis in die heutige Zeit – verantwortlich; und trifft auch für die Tegernsee-Region zu.

Der Tegernseer Gletscher: ein Relikt der letzten Eiszeit

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Der Tegernsee ist ein sogenannter Gletscherendsee, der während der letzten Eiszeit, also vor über 10.000 Jahren entstand. Als Teil des Inn-Gletschers schürfte er ein riesengroßes Zungenbecken heraus, das sich im Zuge der Eisschmelze mit Wasser füllte: Der heutige Tegernsee. Bis heute prägen die Ablagerungen des Tegernsee Gletschers das Landschaftsbild und lagerten sich im Uferbereich ab. Und die aufmerksame Wanderin erkennt sogleich die nächste Besonderheit: Flyschberge.

Die Flyschberge als Landschaftsgestalter

Die grünen, bewaldeten Hügel, die sogenannten Flyschberge, sind charakteristisch für die Naturlandschaft rund um den Riederstein. Eher sanfte Flyschberge sind, in der Regel bis in die Gipfelbereiche, dicht bewaldet und unter Geologen bezeichnet man sie daher oft als “Spinatberge”. Dass Flysch – eine Mischung aus Kalk, Sand, Mergel und Ton – ein instabiles Gestein ist, sieht man auch beim Aufstieg durch den Wald rund um den Riederstein. Hier finden sich oftmals “verschobene Bäume”, selbst wenn das Gelände noch nicht sehr steil ist. Diese Tatsache lässt sich auf die Konsistenz des Flyschs zurückführen, der für Rutschungen anfällig ist. Weitere Relikte bzw. Überreste des Tegernseer Gletschers machen den Anstieg über das Pfliegeleck zu einer interessanten Variante.

Eiszeitliche Moränen am Pfliegeleck

Besonders auffallend sind am Pfliegeleck die Moränenablagerungen oder Geröll- bzw. Schuttablagerungen aus der letzten Eiszeit, die weitestgehend erhalten geblieben sind. Der Weg über das Pfliegeleck (1034 m) ist auf jeden Fall lohnend, denn er lädt nicht nur wegen seiner Aussicht ein. Mit einem tollen Rundumblick macht jeder Bergsteiger gerne mal eine Pause und kann wieder Energie tanken. Wurzelige und schmale, aber wunderschöne Trails führen hinauf durch den Bergmischwald, wo man kurz darauf, auf einer breiten Forststraße vorbei am Kleintegernseer Berg (1106 m), das beliebte Gasthaus Galaun erreicht. Und auch hier kann die Urlauberin eine weitere geologische Rarität ausfindig machen. Mitten im Wald hinter dem Gasthaus Galaun erstreckt sich eine imposante Felswand.

Markante Felswand im Wald

Diese Felswand besteht aus Rauwacke; porösem Kalkgestein. In der Gesteinsart der Rauwacke entstehen oftmals Höhlen, so auch hier am Riederstein. Die beeindruckende Rauwackenwand mitten im Wald, wo eine Madonna im Fels nach unten blickt, macht die Tour zur Riederstein-Kapelle sehr abwechslungsreich.

Hier kann ebenso gut eine Rast eingelegt werden, um die rauen, mit Löchern durchsetzten Felswände zu begutachten. Das Gestein, das wie zerlöcherter Käse aussieht, entstand weitgehend durch Auslaugung. Besonders spannend ist die beidseitig zugängliche Höhle vor allem für unsere Jüngsten.

Riederstein-Gipfel

Es geht weiter durch den Bergwald etwas steiler in Richtung Kapelle und wir erreichen in Kürze den Gipfel des Riedersteins. Ein Kreuzweg mit über 500 Holzstufen führt serpentinenartig hinauf zur Kapelle. Oben angekommen, haben wir circa 400 Höhenmeter überwunden. Die neugotische Riederstein-Kapelle, mit ihrem atemberaubenden Blick, entschädigt jedoch für die Strapazen.

Der Ausblick reicht bei guter Sicht bis in das Weissachtal sowie hinüber zu den Nachbargipfeln, dem nahe gelegenen Wallberg und Setzberg sowie gegenüber zum Hirschberg. Viele Menschen haben auf den rauen Felsen allerdings keinen Platz, aber das macht den Ort zusätzlich besonders.

Fazit: Ideales Ausflugsziel

Auf dem Rückweg lädt das ganzjährig geöffnete Gasthaus Galaun (1060m) zum Einkehren ein. Wer nicht bis zum Gipfel des Riedersteins gehen möchte, kann sich im Gasthaus Galaun stärken und den Ausblick genießen. Die Tour ist auch im Sommer gut zu absolvieren, denn die Wege befinden sich meistens im Schatten. Alle Routen rund um den Riederstein-Gipfel sind perfekt ausgeschildert und leicht zu bewältigen. Für Familien empfiehlt sich, der Walderlebnispfad Lärchenwald – speziell für Kinder eine spannende Abwechslung.

Parkmöglichkeiten für diese traumhafte Tour gibt es am Wanderparkplatz Schießstätte Tegernsee in der Schützenstraße oder direkt im Ort Tegernsee an der Mühlgasse. Je nach Kondition kann jeder seine eigene Route wählen und zwischen den zahlreichen Aufstiegsmöglichkeiten wählen.

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