Des einen Leid, des anderen Ruh

14.000 Fahrzeuge fahren täglich durch Waakirchen. Zur Verkehrsentlastung plant die Gemeinde den Bau einer Verbindungsstraße von Schaftlach ins Gewerbegebiet Waakirchen-Nord. Die Pläne dazu liegen fertig auf dem Tisch. Was fehlt: die Genehmigung der Naturschutzbehörde.

Hier entsteht die Verbindungsstraße von Schaftlach in das Gewerbegebiet Waakirchen-Nord.
Hier entsteht die Verbindungsstraße von Schaftlach in das Gewerbegebiet Waakirchen-Nord.

Von der Ortsverbindungsstraße erhofft man sich Entlastung. Das Projekt ist umstritten: Widerstände gab es unter anderem aus den Reihen des Bundes Naturschutz (BN), da die geplante Straßenstrecke mit rund 900 Metern im Landschaftsschutzgebiet liegt. Gerhard Brandl, Pressesprecher im Landratsamt Miesbach, erklärt, dass die Untere Naturschutzbehörde in Sachen Ortsverbindungsstraße zuständig ist.

Da wir auf Landkreis- und Bundesebene als sogenannte Zwitterbehörde tätig sind, wird der Bescheid vom Landratsamt erstellt.

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Anfang Mai sei, so Brandl weiter, mit dem Genehmigungsbescheid zum Bau der Straße zu rechnen. Manfred Burger vom BN spricht auf Nachfrage von einer falschen Entscheidung, die Verbindungsstraße durch das Waldstück zu bauen. Neben dem erhöhten Flächenverbrauch komme es zu einer Zerschneidung des Waldgebietes. Durch die Trasse könnten Windböen die Bäume schnell zu Fall bringen, da sie mehr Angriffsfläche hätten. Der Wald gehe damit perspektivisch verloren.

Verwunderung über Forderungen des BN

Der Gemeinderat hat dazu eine andere Meinung. Zum Thema Artenschutz, Flora und Fauna hat die Gemeinde über zwölf Monate das Waldstück beobachten lassen. „Wir waren sogar mit Baumkraxlern in den Baumwipfeln unterwegs, um diese nach Nistplätzen zu untersuchen“, erläutert Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl (FWG).

Die Umweltschutzbehörde hatte nach Auswertung der Erhebungsdaten keine Einwände. Deshalb sind wir über die Vorwürfe vom BN zum jetzigen Zeitpunkt verwundert.

So befürwortet der Bürgermeister seit Langem den Bau der Verbindungsstraße zwischen Schaftlach und Waakirchen-Nord. Die Gemeinde hat dafür im Haushaltsjahr 2015 Gesamtkosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro eingeplant. Rund die Hälfte soll als Zuschuss vom Freistaat wieder zurück in die Kassen fließen.

Straße teurer als erwartet

Doch für die Gemeinde kommt die Straße nach Schaftlach nun deutlich teurer. 2014 wurde die Ortsverbindungsstraße mit Gesamtkosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro kalkuliert. Durch die Verzögerung des Baus und die Kostensteigerung werden es 300.000 Euro mehr. Nach Fertigstellung der Ortsverbindungsstraße werden also rund 1,9 Millionen Euro fällig. Der Zuschuss für die erste Tranche ist bereits bewilligt.

So verspricht man den Anwohnern schon lange die ersehnte Entlastung des Verkehrs. Wie die TS berichtete, erhält die Gemeinde dazu von der Regierung von Oberbayern einen Zuschuss von rund einer Million Euro.

Anwohner atmen auf

Es sei dringend notwendig, so ein Anwohner, dass sich die Verkehrssituation im Ort entspanne. Die Verbindungsstraße sei ein erster Schritt in diese Richtung, da der Bau einer großen Umgehungsstraße noch Jahrzehnte dauern würde.

„Die Investition ist gerechtfertigt“, sagt Gisela Hölscher (FWG), „da die Verkehrsanbindung unabdingbare Voraussetzung ist für die Unternehmen im Gewerbegebiet. Wir planen gemeinsam mit den ansässigen Unternehmen den Ausbau des Gewerbegebiets. Dazu ist die Ortsverbindung zwingend notwendig.“

Unternehmen bewürwortet Verbindungsstraße

Was verändert sich durch den Bau der Verbindungsstraße für die ansässigen Unternehmen im Gewerbegebiet Waakirchen-Nord? Bisher war es beispielsweise bei der Familie Heiß ruhig vorm Haus, da die Zimmerei Heiß-Holz-Bau GmbH in der Brunnenstraße heute das letzte Haus im Gewerbegebiet Waakirchen-Nord ist. Zimmermeister Hans Heiß leitet das Familienunternehmen und beschäftigt zehn Mitarbeiter. Zum Fuhrpark zählen fünf Fahrzeuge, die täglich unterwegs sind, je nach Auftragsbestand. Große Holz-Lieferungen erhält das Unternehmen per Lastwagen.

Die neue Ortsverbindungsstraße wird direkt an seiner Zimmerei vorbeiführen. Das bedeutet für ihn deutlich mehr Verkehr. Doch der Unternehmer hat dazu eine klare Meinung:

Ich fahre seit 25 Jahren durch das Wohngebiet in Waakirchen. Die Anwohner sind stark betroffen vom Schwerlastverkehr. Wenn die LKW vorbeifahren, zittern die Tassen im Schrank. Obwohl der Verkehr bei uns dann zunimmt, unterstütze ich den Bau der Ortsverbindungsstraße zu 100 Prozent. Die Anwohner im dortigen Wohngebiet haben lange genug gelitten.

Damit nimmt Zimmerer Heiß mehr Verkehr vor seiner Tür solidarisch in Kauf. In Zeiten des St. Florian Prinzips ist diese Haltung nahezu wohltuend.

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