Stadler-Stall spaltet weiter

Der geplante Laufstall der Familie Stadler in Rottach spaltet die Gemüter. Vor allem die Größe der Anlage ist vielen ein Dorn im Auge. Der Ausschuss in Rottach lehnte das Vorhaben ab. Jetzt schaltet sich das Landratsamt ein. Die Entscheidung, ob Stadler bauen darf oder nicht, ist gefallen.

Josef Stadler will einen großen Laufstall errichten – vom Landratsamt bekommt er nun grünes Licht

Am Webermo-Hof in Rottach-Egern soll ein neuer Laufstall für Kühe und Jungvieh gebaut werden. Zusammen mit einer „Bergehalle“, in der das Heu gelagert und getrocknet wird. Statt einer Güllegrube gibt es einen Güllekeller. Geplant ist außerdem ein Showroom mit Küche, der den Feriengästen des Hofs die Möglichkeit bieten soll, die Kühe zu beobachten und die Milch zu verköstigen.

Der Ortsplanungsausschuss beschäftigte sich das erste Mal im August mit den Plänen von Josef Stadler. Schon damals führte vor allem die Größe des 57 Meter langen und 36,5 Meter breiten Neubaus zu Diskussionen. Eine Ortsbesichtigung wurde anberaumt. Die Begeisterung der Ausschussmitglieder hielt sich aber weiterhin in Grenzen. Stadlers Antrag wurde abgelehnt.

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Auch weitere Maßnahmen, wie die Anhörung eines Experten aus dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, führten zu keiner Veränderung am Ratstisch. Die Mitglieder sehen im Neubau eine Zersiedelung der Landschaft und eine Gefährdung des Tourismus.

Landratsamt wird Einvernehmen ersetzen

Es kam wie es kommen musste. Das Landratsamt selbst nahm sich der Sache an. In der gestrigen Sitzung des Ortsplanungsausschusses wurde nun die Entscheidung von Bauamtsleiterin Christine Obermüller verkündet. „Die Prüfung hat ergeben, dass das Bauvorhaben zu Unrecht verweigert wurde.“ Im Außenbereich seien Bauvorhaben zulässig, wenn öffentliche Belange nicht beeinträchtigt werden. Hier handle es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben und der Außenbereich sei gerade für solche vorgesehen. Das bedeutet im Klartext: Das Landratsamt ersetzt das Einvernehmen, wenn es die Gemeinde nicht selbst erteilt.

Dafür gab es also dann gestern die letzte Chance. Bürgermeister Christian Köck erklärte: „Ich habe zu dem Thema alles gesagt. Wir haben einen Beschluss der eindeutig war. Das Landratsamt wird uns ersetzen.“ Er sei froh, dass sich hier ein Nachfolger gefunden habe, der auch eine Portion Idealismus mitbringe.

„Ich werde weiterhin für das Vorhaben stimmen. Ich überlasse es jedem von euch, wie er sich entscheidet, aber das Landratsamt hat sehr deutlich gemacht, wie es dann weitergeht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Gemeinde das auch unterstützt”, betont er. Johanna Ecker-Schotte erklärte: „Ich werde dem Projekt jetzt auch zustimmen. Ich finde es nach wie vor sehr groß. Ich kann nur hoffen, dass sich andere Gedanken machen und auch Alternativen suchen, wie man es anders machen kann.“ Der zweite Bürgermeister Josef Lang sah das anders:

Ich habe es damals abgelehnt und werde das auch heute tun. Ich habe Verständnis, dass ein junger Landwirt alles optimal machen will, wie es ihm sein Professor gesagt hat. Aber die Landwirtschaft entwickelt sich hier in eine falsche Richtung.

Das ganze grenze schon an industrielle Landwirtschaft. „Hoffentlich gibt es keinen Nachahmer. Das wäre für unseren Tourismus schädlich“, ist sich Lang sicher. Jakob Appoltshauser erklärte nun dem Projekt auch zuzustimmen. Seine einzige Angst sei, „wenn die mal aufhören, und das Gebäude bleibt, dann haben wir hier ein Gewerbegebiet.“ Josef Kaiser schloss sich Lang an: „Ich bin der Meinung, das Landratsamt hat hier falsch entschieden. Der Baukörper im Außenbereich ist einfach zu groß.“

Am Ende stimmte der Ausschuss mit sechs zu vier Stimmen erneut gegen das Bauvorhaben. Anastasia Stadler enthielt sich als direkte Betroffene sowohl der Diskussion, als auch der Abstimmung. Josef Stadler wird sein Projekt also wohl trotz der gestrigen Entscheidung verwirklichen, sobald das Landratsamt den Beschluss der Rottacher ersetzt hat.

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