“Stagnation wäre ein schlechtes Zeichen”

Holzkirchen will sich zukünftig touristisch besser aufstellen. Eine Fusion von ATS und TTT käme der Marktgemeinde entgegen. Zwar ist der Zusammenschluss vorerst gescheitert, doch vom Tisch ist er noch nicht.

Die Verantwortlichen von TTT und ATS setzen sich keine neue Deadline und nehmen so den Druck aus den Verhandlungen – doch in Holzkirchen sieht man zu viel Gelassenheit mitunter kritisch.

Gastgeber beim Tag des Tourismus: Harald Gmeiner (2.v.l.) und Georg Overs (2.v.r.) mit Landrat Wolfgang Rzehak (r.) und Robert Salzl, Präsident Tourismus Oberbayern München (l.).
Gastgeber beim Tag des Tourismus: Harald Gmeiner (2.v.l.) und Georg Overs (2.v.r.) mit Landrat Wolfgang Rzehak (r.) und Robert Salzl, Präsident Tourismus Oberbayern München (l.).

Holzkirchen und der Tourimus, noch ist das kein “Power-Duo”. Doch das soll sich zukünftig ändern. “Wir werden natürlich in Richtung Tourismus mehr tun müssen”, sagt Holzkirchens Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Dasch. Mit Eva-Maria Schmitz und Verena Sattler hat die Geminde bereits zwei neue Mitarbeiterinnen für diesen Bereich eingestellt. Touristische Förderung steht durchaus auf dem Plan der Gemeinde.

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Das folgenschwere Nein der Schlierseer zur Tourismusfusion bedauert man daher im Ort: “Wir hatten ja dafür gestimmt”, sagt Dasch. “Das ist nun schon ein schwieriges Pflaster. Wie soll man so stark gemeinsam auftreten?” Auch Olaf von Löwis lässt keine Zweifel an seiner Befürwortung der Fusion: “Es gibt keine Alternative. Das ist absolut die Zukunft”, so der Erste Bürgermeister. Derselben Meinung ist auch Standortförderin Alexandra Killisperger: “Für uns ist die ATS sehr wichtig.” Diese sei auch ein Bindeglied zu größeren Organisationen wie dem Tourismus Oberbayern. Dasch sieht im vorläufigen Scheitern der Fusion sodann einen Rückschritt. “Andere Regionen wie Österreich oder der Chiemsee laufen uns den Rang ab.”

Der Landrat ist weiterhin überzeugt

Wie es mit der Fusion nun weitergehen soll, das wurde gestern beim dritten, von TTT und ATS gemeinsam veranstalteten, „Tag des Tourismus“ im Wiesseer Hotel zur Post diskutiert. Landrat Wolfgang Rzehak war natürlich da, wie auch die geschlossene Riege der Talbürgermeister. Ob es Zufall war oder gar ein Statement, dass ausgerechnet Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer sich entschuldigen ließ, blieb unklar. Für Holzkirchen war Eva-Maria Schmitz, zuständig für die Standortförderung des Marktes, vertreten.

Rzehak gab sich in seiner Rede „trotz Rückschlägen überzeugt von der Fusion“ und zeigte die positiven Effekte des Zusammenschlusses auf. Durch den gemeinsamen Markenauftritt sei der Tourismus im Landkreis deutlich schlagkräftiger geworden, erklärte er und lobte das Engagement von Georg Overs (TTT) und Harald Gmeiner (ATS). Diese kämpften wie die Löwen für den gemeinsamen Auftritt. Gleichzeitig mahnte der Landrat zu einer überlegten Vorgehensweise:

Wir haben die Ressourcen, um uns auf dem touristischen Markt zu behaupten und müssen damit verantwortungsbewusst umgehen.

Der mit Spannung erwartete Punkt der Präsentation von Overs und Gmeiner hieß „Rückblicke und Vorschau zum Masterplan Tourismus“. Wirkliche Neuigkeiten in puncto Zusammenschluss gab es hier jedoch nicht. Den Vorwurf, das Ganze habe viel Geld gekostet, aber wenig gebracht, versuchte Harald Gmeiner gleich zu Beginn zu entkräften: „Über den Masterplan wurden hervorragende Dinge erreicht, die ja auch weiterverfolgt werden.“ Die Fusion bleibe das Ziel, so Gmeiner weiter, jedoch ohne Zeithorizont. Die ATS bleibe solange weiter bestehen, „als Klammer für die Zusammenarbeit im Landkreis“.

Vom Tisch ist der Zusammenschluss also – trotz Absage der Gemeinde Schliersee Mitte April – noch nicht. Die weggefallene Deadline soll den Druck aus den Verhandlungen nehmen. Doch die Zeitfrage allein hatte nicht zur Ablehnung des Zusammenschlusses geführt. Der Schlierseer Gemeinderat hatte sich mit den spezifischen Bedürfnissen des Ortes in den Verträgen zu wenig wiedergefunden.

Seit dem Gemeinderatsbeschluss war in Gesprächen mit Schlierseer Bürgern aus verschiedensten Berufsgruppen immer wieder zu hören, man sei grundsätzlich für einen Zusammenschluss. Auch Walter de Alwis, Inhaber des Seehotels Schlierseer Hof, sieht hier klar die positiven Synergien: „Die Fusion ist wichtig für Schliersee und wir sind dafür aufgeschlossen.“

Zurück an den Verhandlungstisch

Dass die Verhandlungen mit Schliersee weitergehen, bestätigt auch Georg Overs. Es gebe Gremien, die daran arbeiteten, sagt er. „Beide Seiten müssen jetzt aufeinander zugehen“, so Overs weiter. Außerdem rief er während der Präsentation die anwesenden Gastgeber aller beteiligten Gemeinden dazu auf, ihre Meinungen einzubringen und ihre Wünsche und Bedenken an TTT und ATS zu kommunizieren.

Ohne die Zeitvorgaben des Masterplans im Rücken wollen die Verantwortlichen nun stärker auf die Interessen ihrer Schützlinge eingehen. Dies untermauerte Overs auch, indem er mit den diversen Interpretationsmöglichkeiten des Begriffs „Premiumregion“ aufräumte. Damit sei kein überdurchschnittlich hoher Qualitätsanspruch gemeint, erklärte er. Und es bedeute auch nicht, dass nur „die Großen“ wichtig seien. Der hohe Standard sei schon vor Gründung von ATS und TTT im Tal vorhanden gewesen und man versuche lediglich, ihn zu halten.

Nicht nur Dasch begrüßt, dass die Fusionsbemühungen weitergehen – insbesondere im Hinblick auf Holzkirchens angestrebte touristische Neuafstellung. “Wir sind froh, wenn ein Zusammenschluss zustande kommt”, sagt auch Killisperger. Die Standortförderin sieht auch den sich selbst genommenen Zeitdruck positiv: “Wir befürworten, dass man sich Zeit lässt.” Skeptischer hingegen äußert sich Dasch: “Stagnation wäre ein ganz schlechtes Zeichen.”

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