Südumgehung? – Am besten noch heute!

Der Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung „stinkt`s“ gewaltig. Durch eine Südumfahrung soll Holzkirchen wieder lebenswert werden. Von lautem Säbelrasseln hält der Verein nichts. Doch er ist überzeugt: Die Südumfahrung würde eine automatische Verkehrsberuhigung erzielen.

Die Vorstände des "Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung Holzkirchen e.V.": Christian Hirschberg, Ludwig Haas, Simon Drexl (v.l.)
Die Vorstände des “Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung Holzkirchen e.V.”: Christian Hirschberg, Ludwig Haas und Simon Drexl (v.l.)

Ein Ziel – zwei Möglichkeiten. Die Verkehrssituation im Ortskern verträglicher machen – mit oder ohne Südumfahrung? Denn den „Verkehrsinfarkt“ im Ort sehen alle. Viele beobachten ihn seit über 30 Jahren. Das rief mittlerweile auch zahlreiche Bürgerinitiativen – pro und contra Südumgehung – auf den Plan.

Die einen lehnen die Umfahrung strikt ab und wollen beispielsweise mit einem Kreisverkehr oder dem Ausbau von Nebenstraßen das „Nadelöhr“ am Marktplatz und am Tratzeck entlasten. Die Bürgerinitiative „Stop-Südumgehung“ spricht an diesen Stellen von „hausgemachtem Verkehr“ und sieht für Holzkirchen durch eine mögliche Südumfahrung keine Entlastung.

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Die anderen hingegen sehen gerade in der Südumgehung die Chance sich vom innerörtlichen, „nicht-hausgemachten“ Verkehr zu befreien: die Befürworter der Südumgehung, die Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung Holzkirchen. Vorstand Simon Drexl, sein Stellvertreter Ludwig Haas und Christian Hirschberg erklären ihre Sicht auf den Sachverhalt – die bereits 277 weitere Vereinsmitglieder aus Holzkirchen teilen.

Südumgehung bewirke automatische Verkehrsberuhigung

„Uns stinkt’s“ prangert auf dem grasgrünen Flyer der Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung Holzkirchen e.V. Pendel-, Schwerlast- und Ausflugsverkehr belasten den Ortskern, somit auch die Tölzer, Tegernseer- und Münchner Straße, täglich aufs Neue.

Messungen führt die Schutzgemeinschaft mit einem vereinseigenen Gerät am Ortsausgang in Richtung Hartpenning durch, erklärt Haas. Rund 17 000 Fahrzeuge waren es an einem Tag im Januar, weiß er. Dadurch entstehe auch eine “bedenkliche” Lärmbelastung. Die Behörden müssten handeln, denn der Lärm mache “krank”, so Haas.

Die eigenen Messungen bestätigen so auch das Gutachten Professor Kurzaks vom März 2012. Rund 60 Prozent Durchfahrtsverkehr belasten laut Kurzak Holzkirchen. Alleine die vom Verein beobachteten Autokennzeichen wären „selbstredend“, stellt Drexl klar und schließt daraus:

Durch eine Südumfahrung würden wir hier automatisch eine Verkehrsberuhigung erzielen. Ohne innerorts viel dafür zu tun. Ziel ist es, den Verkehr aus dem Ort herauszuhalten – wir wollen hier keine Autobahn durchrauschen lassen.

Den Verkehr durch unterschiedliche, verkehrsregelnde Maßnahmen im Ort nur „umzuverteilen“ sieht er als wenig zielführend. Der „nicht-hausgemachte“ Transitverkehr, beispielsweise Handelsvertreter, die von München nach Bad Tölz unterwegs sind, müsse derzeit „zwangsweise“ über den Holzkirchner Marktplatz laufen, erörtert Hirschberg weiter.

Die drei sind sich einig, dass eine mögliche Südumfahrung die bereits bestehende Nordumfahrung „sinnvoll“ ergänzen würde. Haas kennt für das Prinzip ein plastisches Beispiel. „Die Sandburg“, schmunzelt er und erklärt: “Hat eine Sandburg außen einen ausreichend breiten Wassergraben, fließt das meiste Wasser nicht durch die dünnen Wege in der Mitte, sondern außen herum.”

So könnte auch Holzkirchen durch eine geschlossene Umgehung „automatisch“ vom Verkehr umfahren werden, meint er. Der Schwerlastverkehr bliebe „draußen“, was wiederum mehr Sicherheit vor allem für schwächere Verkehrsteilnehmer, wie Kinder oder ältere Menschen, aber auch für Fußgänger und Radfahrer im Allgemeinen, schaffen würde, so Haas.

Gegen Dreck und Lärm

Doch nicht nur aufgrund der Sicherheit sind die Vorstände für eine Südumgehung. Gerade der Dreck und der Lärm der Fahrzeuge stört sie. Stau, Feinstaub, Abgase und Lärm – sie alle mindern im Holzkirchner Ortskern die Lebensqualität, so der Tenor in der Schutzgemeinschaft.

Am Herzen liegt ihnen, den Ortskern zu „beleben“, sodass sich beispielsweise wieder kleinere Geschäfte ansiedeln und sich auch halten können, weil ihre Kunden den Verkehr nicht mehr scheuen müssen. Denn gerade fühlen sich auch viele Anwohner vergrault. „Wer es sich leisten kann, zieht vermutlich bald weg“, befürchtet die Vorstandschaft.

Jede Fahrt und jeder Stau bedeutet für die Holzkirchner mehr Belastung. Die Südumfahrung soll dem abhelfen. Quelle: S. Drexl
Jede Fahrt und jeder Stau bedeutet für die Holzkirchner mehr Belastung. Die Südumfahrung soll dem abhelfen. Quelle: S. Drexl

Auch ein „empfindliches Thema“ sprechen Drexl, Haas und Hirschberg an: Hartpenning. Dabei unterscheiden sie zwischen Klein- und Großhartpenning. Die einen würden im „Idyll“ leben, die andern in der „Hölle“, umschreibt es Drexl. Von einer Südumfahrung für Holzkirchen, die auch Hartpennning und Kurzenberg miteinschließt, könnte Hartpenning als „großer Gewinner“ profitieren, meint Drexl. Denn nicht “nur” 60, sondern bald 90 Prozent Durchfahrtsverkehr könne Hartpenning derzeit verbuchen, schätzt Hirschberg grob.

Sie brauchen die Umfahrung. Warum setzen sie sich also nicht mit aller Kraft für eine eigene Umfahrung ein?

Diese Frage stellt Drexl in den Raum. Die Schutzgemeinschaft sieht sich in dieser Frage als „Solidargemeinschaft“, meint er. Sollte für Holzkirchen die sogenannte „ortsnahe“ Variante kommen und eine Umfahrung für Hartpenning nicht in den vordringlichen Bedarf rücken, will sich die Schutzgemeinschaft für Hartpenning stark machen, beteuert die Vorstandschaft.

“Planungen müssen vorangetrieben werden”

Die Schutzgemeinschaft „appelliert“ für eine Umgehung wie sie das Straßenbauamt Rosenheim vorschlägt: eine Umfahrung für Holzkirchen und gleichermaßen Hartpenning und Kurzenberg. Um über die tatsächliche Trassenführung zu diskutieren, wäre es noch zu früh, so Drexl.

Der bereits rechtlich vom Straßenbauamt Rosenheim geprüfte Vorschlag müsse konsequent vorangetrieben werden – und „nicht durch immer wieder vorgestellte, ungeprüfte, unrealistische Alternativtrassen um Jahrzehnte verzögert“ werden, so stellt auch der Vereinsflyer ihr Anliegen dar.

An der Tegernseer Straße in Holzkirchen gehört "Stop'n Go" zum Alltag. Quelle: S. Drexl.
An der Tegernseer Straße in Holzkirchen gehört “Stop’n Go” zum Alltag. Quelle: S. Drexl.

Eine mögliche Trasse muss bald in den vordringlichen Bedarf rücken, fordern Drexl, Haas und Hirschberg. Das von der Gemeinde beauftragte Expertenteam soll dann „externe Erfahrungen“ einbringen. Erst dann rentiere sich ein gemeinsamer, faktenbasierter Arbeitskreis, um die ideale Trasse festzulegen, erklären die Befürworter der Südumfahrung.

„Sachlich, ruhig und besonnen“ und anhand von belegbaren Argumenten müsse die Diskussion um die umstrittene Südumgehung vonstatten gehen, stellt Haas klar. So will man die Holzkirchner von der Südumgehung überzeugen. Denn viele Mitglieder verschaffen dem Verein „politisch Gehör“, weiß Drexl. Und sie ermöglichen es, dass die Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung wahrgenommen wird – ganz ohne, dass sie laut werden muss.

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