Tal-Schüler nehmen an Freitags-Demos teil

Die Schüler gehen raus auf die Straßen und protestieren für Umweltschutz. Der einzige Haken? Sie machen es während der Schulzeit. Auch Schüler aus dem Tal haben an den Demos teilgenommen – die Schulleiter haben unterschiedliche Meinungen dazu.

Faules Schwänzerpack oder engagierte Schüler? / Foto: https://fridaysforfuture.de/flyer-plakat-sticker/

„Fridays for Future“ ist die Bezeichnung für eine weltweite Schülerbewegung. Den Anfang für diese Protestaktion machte die schwedische Schülerin Greta Thurnbergs mit ihren Protesten jeden Freitag während der offiziellen Schulzeit. Auf die Frage weshalb sie Freitags die Schule schwänzt, antwortete sie, dass sie aufgrund des „Nichts-Machen“ der Politiker, bald keine Zukunft mehr haben könnte. Deshalb könne von ihr nicht erwartet werden, weiterhin eine Lernbereitschaft zu zeigen.

Die Bewegung hat sich schnell verbreitet

Die Schwedin fand mittlerweile Unterstützung in etwa 125 verschiedenen Staaten. Auch in Deutschland gibt es seit Dezember immer wieder Streiks an Freitagen. Der international vereinbarte, gemeinsame Streiktermin war am letzten Freitag den 15.03.2019. An diesem Tag waren in Deutschland 220 Proteste angekündigt, und laut Veranstalter sollen rund 300.000 Menschen teilgenommen haben.

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Doch wie steht es mit unseren Schülern hier im Tal? Ein Schüler aus Gmund schrieb online einen Essay über seine Gründe dem Streik beizuwohnen. Er berichtete darin: „Da sich die Politiker anscheinend nicht um den Klimawandel (…) kümmern, müssen wir sie darauf aufmerksam machen.“ Er begründet seine Teilnahme mit der Aussage, dass „wir wirklich schnell etwas gegen den Klimawandel tun müssen und wir Schüler recht haben.“ Er erzählt weiter, dass er deshalb mithelfen möchte, „die Welt zu verbessern“, damit wir nicht in einer verseuchten Welt enden.

Auch Schüler von den Schulen rund um den See haben an den Demos teilgenommen. Hier die Klosterkirche im Hintergrund. / Pixabay

Laut Dr. Werner Oberholzner, Schulleiter des Gymnasiums Tegernsee, ist das „Interesse der Schüler an diesem Thema insgesamt sehr hoch“. Das Tegernseer Gymnasium sei außerdem „eine Fair-Trade Schule“ und den Schülern sei das Thema Umwelt und Klima deshalb zurecht wichtig.

Das besondere Interesse der Schüler nimmt auch Tobias Schreiner, Rektor der Realschule Gmund, wahr. „Die Auseinandersetzung mit dem Klima und dem Klimawandel spielt sowohl im Fach Geographie, wie auch im Fächer verbindenden Bereich der Umwelterziehung eine wichtige Rolle“, erklärt er. Der Schulleiter der Grund- und Mittelschule in Rottach, Ulrich Throner, kann jedoch kein besonderes Interesse bei seinen Schülern beobachten, doch das Thema sei teil des Lernplanes, weshalb es „natürlich behandelt wird.“

Was war am Freitag bei uns los?

Am 15. März gab es eine große Demonstration auf dem Marienplatz in München. Zwar haben von der Rottacher Mittelschule keine Schüler an den Demos teilgenommen, Realschüler und Gymnasiasten seien aber in München gewesen. Schreiner erklärte, dass sich die Anzahl der Schüler im „niedrigen einstelligen Bereich bewegt.“ Anders im Gymnasium: Hier sollen laut Oberholzner durchaus einige seiner Schüler am Streik beteiligt gewesen sein. Er verrät:

Wir hatten auch schon bei den früheren Freitagen Schüler, die teilgenommen haben.

Einfach so fehlen, ohne den Stoff nachzuholen, gehe aber nicht. An allen Schulen müssen die Schüler den Stoff selbstständig nachlernen. Am Gymnasium müssen Minderjährige durch die Eltern entschuldigt sein, sollten sie wegen der Demos an Freitagen fehlen.

In der Realschule sieht es anders aus: Schreiner erklärt: „Seitens der Schulordnung ist eine Befreiung vom Unterricht für die Teilnahme an politischen Demonstrationen nicht vorhergesehen. Insofern würde auch die Einverständnis der Eltern nichts daran ändern, dass das Fehlen aus diesem Grund als unentschuldigt bewertet werden muss.“

Er schätze es grundsätzlich sehr, wenn Jugendliche sich demokratisch engagieren und für ihre Anliegen und eine bessere Zukunft eintreten. Dem unerlaubten Fernbleiben des Unterrichts folgen dennoch „alle damit verbundenen Konsequenzen, was ich weder unterstützen noch empfehlen kann“, betont Schreiner. Die Schulpflicht gilt und eine Befreiung für die Teilnahme an einer politischen Kundgebung sei nicht möglich.

Schulleiter loben Engagement

Persönlich ist Schreiner trotzdem der Meinung, dass “die Jugendlichen durch ihr Handeln viel Aufmerksamkeit erzeugt haben und dass diese Aufmerksamkeit nun genutzt werden sollte, um den nächsten Schritt zu tun und konkret über Inhalte zu sprechen.“ Er findet es außerdem toll, dass beispielsweise „Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber die Schülerinnen und Schüler zur „Jugend-Klimakonferenz“ eingeladen hat, um sich zu deren Anliegen auszutauschen.“

Dr. Oberholzner erklärt, dass er Verständnis für die streikenden Schüler habe. „Es gibt keine Strafmaßnahme, sondern anderweitige Konsequenzen“, erklärt er. „Die teilnehmenden Schüler bekommen den Auftrag, außerhalb der Unterrichtszeiten und in eigener Verantwortung eine größere Ausstellung, beziehungsweise ein Projekt zum Thema Klimawandel und Umweltschutz für die ganze Schule zu gestalten.” Auch persönlich liege ihm die Thematik sehr am Herzen. Throner erklärt knapp: „Es ist schön wenn sich junge Menschen für die Politik interessieren. Wenn sie das außerhalb der Schulzeit machen, ist es schöner.“

Rückt das Thema Schwänzen in den Fokus?

Der Gmunder Schulleiter hat jedoch auch Bedenken. Er befürchtet, dass die Weiterführung der Demonstrationen während der Schulzeit dazu führen könnte, dass „zunehmend die Frage nach „Schwänzen“ im Mittelpunkt der Auseinandersetzung“ steht und die Anliegen des Klimaschutzes in den Hintergrund gedrängt werden.

Genau dieses Problem hat auch ein Vater bemerkt, als er seinen Sohn zu der Demo am Freitag begleitet hat: So erklärt er in seiner Einschätzung über die Demonstration, dass er leider miterleben durfte, wie seine eigene Generation die jungen Menschen angefeindet habe. Und verwundert hat ihn besonders, dass zumeist nicht das Thema „Umwelt/Klima“, sondern das Thema „Schulschwänzen“ diskutiert werden musste.

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