Wo man die “Kurgastmädels” abschleppte

„Des woas i no guad, des Café Blank.“ Gerhard Aldenhoven vom Rottacher Gemeindearchiv erinnert sich. Als Aldenhoven knapp zwanzig Jahre jung war, kam er häufig als Gast in das Rottacher Lokal.

Jetzt ist er 75 Jahre, und die Erinnerung scheint kaum verblasst zu sein. So wie dem Archivar geht es offenbar zahlreichen Einheimischen. Unauslöschliche Erinnerungen verbinden sie mit dem denkwürdigen Gebäude direkt an der Hauptstraße.

Vor über einem halben Jahrhundert – das Ortsbild sah noch ganz anders aus / Foto: www.ak-ansichtskarten.de

In seiner goldenen Ära – etwa vor einem halben Jahrhundert ̲- galt das Lokal als Haus ersten Ranges. Vergleichbar war eigentlich nur das Wiesseer „Hotel Königslinde“. Ins Café Blank kam man, wenn man neue Leute kennenlernen oder ein „Kurgastmädel abstauben“ wollte: Café, Konditorei, Weinstube, Bühne, Tanzsalon – das alles war das Café Blank in einem.

Anzeige

Café – Weinstube – Tanzlokal

Ein riesiger Raum, das sich weitläufig nach hinten hinzog mit einer zentralen Tanzfläche darin. Um diese gruppierten sich die hölzernen, lackierten Stühle an den Vierer-Tischen mit den weißen Tischdecken.

Auf der Bühne traten die Musikgruppen auf – meistens ein paar Leute, die sich zu einer Combo zusammengefunden hatten. Regelmäßige Künstlerkonzerte fanden dort statt, im schattigen Garten oder auf der Hochterrasse wurde gegessen. Das Auto stand auf dem eigenen Autostandplatz. Solch ein Platz war für damalige Verhältnisse wohl auch nicht die Regel.

Denn Mitte des vorigen Jahrhunderts sah das Ortsbild in Rottach-Egern noch ganz anders aus, als man es heute gewohnt ist. Eine Reihe von Bauernhöfen war noch aktiv. Die Tiere wurden direkt durch den Ort getrieben.

Gestern und heute

Heute ist die Landwirtschaft aus dem inneren Kern verschwunden. Im Zentrum steht das Gebäude mit der Hausnummer 30. Es gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern der Gemeinde und trägt angeblich den Hofnamen „Beim Lexnschmied“.

Erbaut wurde das Haus, in dem früher das Café Blank beheimatet war, gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute wechseln die Gastronomen mit der geräumigen Terrasse davor relativ häufig. Was gestern noch ein Italiener war, heißt heute „Escobar“ und bietet mexikanische Kulinarik an. Danach kann man im direkt daneben gelegenen „Rush“ noch einen Absacker trinken.

Die Nördliche Hauptstraße 30 heute: Rushbar, Escobar und ein Modegeschäft

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner