Aktualisierung vom 1. August / 16:52 Uhr
Das ehemalige Krankenhaus-Areal in Tegernsee liegt nun schon seit über 15 Jahren brach. Vor alllem der Landkreis Miesbach als Eigentümer versucht seither, das Gelände an den Mann zu bringen. Doch alle Bemühungen sind bislang gescheitert, zig Investoren sprangen bereits ab.
Dabei sind mittlerweile nicht mehr alle in Tegernsee so sicher, ob ein Hotel auf dem 7.588 Quadratmeter großen Areal überhaupt sinnvoll ist.
Wie berichtet verhandelt der Landkreis mit potentiellen Investoren, die auf der brachliegenden Fläche in unmittelbarer Nähe zum Tegernseer Bahnhof gerne bauen würden, wenn die Rahmenbedigungen stimmen. Auf der einen Seite geht es um eine kombinierte Hotel-/Wohnungslösung. Auf der anderen Seite soll sich mittlerweile eine Gesellschaft für das Grundstück interessieren, um dort reinen Wohnungsbau umzusetzen.
Eine Idee, die scheinbar auch einigen Tegernseer Stadträten immer mehr entgegenkommt. Zwar stand das Gremium bisher geschlossen für eine Hotellösung ein, um so dem Bettenschwund in der Stadt entgegenzuwirken. Doch die Herausforderung vor allem für Familien günstige Wohnungen bereitzustellen, bekommt in den letzten Monaten immer mehr Öffentlichkeit.
Wohnungen oder Hotel?
So hat sich nicht nur das Tegernseer Familienforum das Ziel “bezahlbare Wohnungen” auf die Fahnen geschrieben und dieses bei der gestrigen Stadtratssitzung mit einem Antrag untermauert. Auch aus den Kreisen des Stadtrates kam die Anfrage die Nutzung des Krankenhausgrundstückes in Punkto “Wohnungsbau” neu zu diskutieren.
Beide Anträge und vor allem die Debatte darüber wurde nicht-öffentlich abgehalten. Das Ergebnis sei dieses Mal noch in Richtung Hotel ausgefallen, so ist aus den Kreisen des Stadtrates zu hören. Ein Ergebnis, das allerdings langfristig Raum für Interpretationen lässt. Denn bisher hatten sich die Verantwortlichen klar für ein Hotel ausgesprochen.
Seit einiger Zeit wandelt sich das Bild und auch lokale Politiker, wie der Tegernseer CSU-Vorsitzende Hans Hagn, sprechen sich eher für neue Wohnungen aus:
Ich halte es hier nicht für richtig, an einer Hotellösung festzuhalten, da wir uns dort eigentlich in einem reinen Wohngebiet befinden. Daher würde sich das Grundstück meiner Meinung nach auch eher für Wohnungen eignen.
Wohnungen oder doch Hotelbebauung? Eine Frage, die in den kommenden Monaten wahrscheinlich öfters diskutiert werden wird.
Ursprünglicher Artikel vom 16. Juli:
Das Grundstück des früheren Tegernseer Krankenhauses liegt im Herzen von Tegernsee in direkter Nähe zum Bahnhof. Mit 7.588 Quadratmetern hat es eine ideale Größe, um dort ein Hotel entstehen zu lassen. Ein Hotel, das Tegernsee aufgrund des Bettenschwundes der letzten Jahrzehnte dringend braucht.
Um potenziellen Käufern entgegenzukommen, war der Stadtrat schon 2011 von der ursprünglich favorisierten hundertprozentigen Hotellösung abgerückt. Der aktuelle Bebauungsplan sieht vor, das Grundstück zu 50 Prozent für ein Hotel und zu je 25 Prozent für betreutes Wohnen und Eigentumswohnungen zu nutzen.
Spitzengespräche und Grundsatzfragen
Noch auf der jüngsten Stadtratssitzung hatte der Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen Spitzengespräche mit einem potenziellen Investor angekündigt. „Es ging dabei aber nur um Grundsatzfragen. Wir sind noch nicht so weit, dass wir über einen konkreten Bebauungsplan sprechen können“, so der Tegernseer Rathaus-Chef gestern auf Nachfrage.
Wie genau diese Grundsatzfragen lauten, wollte Janssen unterdessen nicht näher erläutern. Auch darüber, wie konkret das Interesse des Investors tatsächlich ist, lässt sich derzeit nur spekulieren. Denn Spitzengespräche und Verhandlungen hat es in den letzten gut zehn Jahren rund um das Krankenhaus-Areal schon viele gegeben. Trotzdem konnte keines der Projekte realisiert werden.
Erst Seminarhotel …
Bereits im Jahr 2002 schien eine Einigung mit einem Investor ganz nah. Die Alpina Grundbesitz GmbH wollte auf dem Gelände ein Seminarhotel errichten. Auch der Bebauungsplan war schon verabschiedet. Doch dann gerieten die Gespräche zwischen der Stadt, dem Landratsamt und dem Investor ins Stocken.
„Die Verhandlungen ziehen sich hin“, so Bürgermeister Peter Janssen im August 2002 gegenüber der Tegernseer Zeitung. Am Ende sprang der Investor schließlich ab. Janssen ging damals von Finanzproblemen bei der Alpina Grundbesitz aus. Ein Vertreter der Firma wollte nun nach über zehn Jahren zuerst über die damaligen Vorgänge sprechen, stand dann aber für eine Stellungnahme nicht mehr zur Verfügung.
… dann Lidl …
Im Jahr 2004 wollte die Supermarktkette Lidl auf dem Areal eine Filiale bauen. Doch da hatten die Tegernseer Bürger etwas dagegen und sprachen sich per Bürgerbegehren gegen das Projekt aus.
Der Lidl wurde dann einige Jahre später auf dem Gelände der ehemaligen Hotelfachschule in Tegernsee-Süd verwirklicht. Um das Krankenhaus-Areal wurde es jedoch für längere Zeit still. Es gab einige Anfragen, aber eben nichts Konkretes.
… dann ein russischer Investor
Erst 2008 sollte sich das wieder ändern. Mit der „Moskau Investment Agency“ trat ein russischer Investor auf den Plan. Ein Hotel mit 150 Betten, einigen Apartments und Büroräumen, so die Idee der Russen.
In dem Hotel der Kategorie Vier-Sterne-Plus sollten vorwiegend Mitarbeiter russischer Unternehmen wohnen, die auch in Oberbayern Geschäften nachgehen. „Die wollen hier Brückenköpfe für ihre Firmen bilden“, so Peter Janssen im Juli 2008 gegenüber dem Merkur. Doch auch aus diesem ambitionierten Ziel wurde nichts. Der Bürgermeister erinnert sich auf Nachfrage:
„Wir haben damals nie wieder was von denen gehört“
Im Jahr 2010 trat dann einen weiterer Investor auf den Plan. Im Juli plante die Wittelsbacher Park Immobilien GmbH aus Karlsruhe den Kauf des Grundstücks, um darauf ein Hotel, eine Seniorenresidenz und Wohnungen zu errichten. Es galt nun, den geltenden Bebauungsplan zu ändern und ein passendes Gesamtkonzept zu entwickeln.
„Auf dem 7.588 Quadratmeter großen Grundstück wird der Erwerber neben einem Hotel als Hauptnutzung auch eine Seniorenresidenz und Wohnungen errichten“, teilte das Landratsamt im August 2011 auf seiner Homepage mit. Und auch Bürgermeister Peter Janssen machte damals deutlich, dass sich der Tegernseer Stadtrat grundsätzlich für eine Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten ausgesprochen hatte.
Man verständigte sich mit der Wittelsbacher Park GmbH schließlich auf ein Drei-Sterne-Plus-Hotel und einen genauen Nutzungsschlüssel für das 7.588 Quadratmeter große Areal. 50 Prozent Hotel, 25 Prozent Seniorenzimmer und 25 Prozent Wohnungen. Dafür waren fortan aber statt bisher sechs nur fünf Geschosse auf dem Grundstück zulässig. Ein Optionsvertrag wurde geschlossen. Doch Geld sollte erst fließen, wenn beide Seiten über die endgültige Nutzung Einigkeit erzielt hätten.
Doch Ende 2011 wollte sich die Wittelsbacher Park GmbH mit der vereinbarten Verteilung nicht mehr so recht anfreunden. Der Hotelanteil sei zu hoch, und überhaupt sei ein so großes Hotel an dieser ungeschickten Stelle gar nicht rentabel, hieß es aus Kreisen der Karlsruher Firma.
„Nicht mit diesem Bürgermeister“
Bürgermeister Janssen konnte das Anfang 2012 schließlich nicht so ganz nachvollziehen. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass wir uns mit dem Investor über die genaue Art der Bebauung und Gestaltung einig wären, doch das ist offenbar nicht der Fall.“ Den Schlüssel zulasten der Hotelnutzung zu verändern, kam für die Stadt jedoch nicht infrage. Zu groß war und ist der Wunsch, dem Gästebettenschwund in Tegernsee entgegenzuwirken.
Daher gestalteten sich die Verhandlungen in den folgenden Monaten als schwierig und wurden am Ende abgebrochen. „Die Gespräche sind gescheitert, für uns ist das Kapitel zumindest unter dem aktuellen Bürgermeister beendet“, so der Geschäftsführer der Wittelsbacher Park GmbH Martin Mende am 16. November 2012 gegenüber der Tegernseer Stimme.
Dazu, wer am Ende schuld war, dass auch dieses Projekt nicht realisiert werde, gehen die Meinung auseinander. Jakob Goldenberg von der Wittelsbacher Park Immobilien GmbH hat dazu eine klare Meinung:
„Die Realisierung des Projektes ist am Verhalten von Bürgermeister Janssen gescheitert. Er hat nach unserer Ansicht den Stadträten nicht immer wahre Verhandlungssituation weitergegeben, sondern nur das, was ihm gepasst hat.“
Diesen Vorwurf weist Bürgermeister Peter Janssen derweil energisch zurück. „Die Firma hat einfach in ihren Forderungen immer wieder nachgelegt. Aus diesen Grund konnten wir uns dann auch nicht auf eine gemeinsame Position einigen.“ Janssen war unterdessen schon länger unzufrieden mit dem Verhalten des Bauherrn. „Wenn es dieser Investor nicht macht, dann halt ein anderer“, so Janssens Aussage im November 2012.
Einige Interessenten ‒ keine Ergebnisse
So hat sich seither an der Grundsituation nichts geändert. Der Landkreis ist immer noch Eigentümer des Areals. Dagegen liegt die Planungshoheit bei der Stadt Tegernsee. Rund fünf Millionen Euro will das Landratsamt für das Grundstück haben. Für einen solchen Kaufpreis will ein potenzieller Investor aber auch ein für ihn möglichst attraktives und rentables Konzept verwirklichen.
Und so ziehen sich auch die aktuellen Gespräche mit dem neuen Interessenten bereits einige Zeit hin. Der Investor aus Bayern habe bereits klargemacht, dass er an dem Gelände ernsthaftes Interesse hege, so Martin Pemler vom Landratsamt am 18. März. Seitdem haben sich die Beteiligten zu mehreren Gesprächen getroffen. Das letzte fand Anfang Juli statt. Eine Einigung ist aber weiterhin nicht in Sicht.
Derweil haben einige Tegernseer Bürger bereits ein Einheimischenprogramm am dieser Stelle ins Gespräch gebracht. Der Stadtrat hält jedoch an der 50-prozentigen Hotellösung fest. Doch das könnte sich unter Umständen im kommenden Jahr ändern. Im März wählt Tegernsee neben einem neuen Stadtrat auch einen neuen Bürgermeister.
Und der CSU-Kandidat Hans Hagn betonte im Interview mit der Tegernseer Stimme vor wenigen Wochen, dass er die ungeklärte Situation rund um das Krankenhausgrundstück mit Sorge betrachtet, und stellte eine Hotelnutzung offen in Frage:
„Ich halte es hier nicht für richtig, an einer Hotellösung festzuhalten, da wir uns dort eigentlich in einem reinen Wohngebiet befinden. Daher würde sich das Grundstück meiner Meinung nach auch eher für Wohnungen eignen.“
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