Tempo 30-Schock in Gmund?

Gmund ist eine kleine Gemeinde mit ganz viel Durchgangsverkehr. Besonders am Wochenende quälen sich die Autokaravanen durch den Ort am Ufer des Sees. Es gibt viele Überlegungen dem Herr zu werden. Darauf zielte auch der Vorschlag eines Ausschussmitglieds bei der letzten Umwelt- und Verkehrssitzung ab: Tempo 30 für den Ort. Fand er Mitstreiter?

Tempo 30? Tempo50? Da streiten sich die Geister

Gmund ist die erste Gemeinde, die den Besucher am Tegernsee begrüßt. Und genau hier wird auch seit Jahren offen über eine Verkehrsrevolution nachgedacht:

Tempolimit 30 im innerörtlichen bebauten Bereich.

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Die Diskussion ist keineswegs neu, verschwand nur längere Zeit in der Corona Versenkung. Noch im Januar 2020 berichteten wir ausführlich in der Tegernseer Stimme über die Diskussion in der Bürgermeisterdienstbesprechung. Damals zeigten sich die Gemeindeoberhäupter zumindest interessiert, wenn nicht gar zustimmend. Danach passierte dann nicht mehr allzuviel.

Zwar wird noch immer viel über das bedrohlich ansteigende Verkehrsaufkommen gesprochen und vielleicht auch noch über Radwege diskutiert aber gefühlt verschwand die Diskussion um das einheitliche Tempolimit innerorts in der Versenkung.

Alte Forderung aktueller denn je

Bis Michael Huber (Grüne/ Bündnis 90) sich am Dienstag in der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschuss zu Wort meldete. Auf der Tagesordnung standen zu diesem Zeitpunkt diverse Abstimmungen zu Verkehrsregelungsthemen. Es ging um neue Verkehrsspiegel und Tempolimits in Wohngebieten.

Tempo 30 Zone im Holzeralmweg in Gmund.

“Auch wenn das Thema vielleicht nicht so beliebt ist, möchte ich doch noch einmal anregen darüber nachzudenken im gesamten Ort ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern einzuführen”, formulierte Huber seinen Vorschlag im Ausschuss. Statt immer wieder einzelne Zonen in verkehrsberuhigte Bereiche umzuwandeln, sollte man in Gmund doch nach “Vorn gehen” und ein allgemeines Tempolimit im bebauten Gebiet anstreben.

Bürgermeister Alfons Besel (FWG), der sich schon bei unserer Befragung im Januar 2020 sehr positiv zum Tempolimit positionierte, sprang dann auch Huber zur Seite:

Du rennst mit deinem Vorschlag bei mir offene Türen ein, Michael. Da sollten wir drüber reden.

Auch, wenn eine bauliche Massnahmen kostenintensiv sein könnten, wie Besel anschließend etwas relativierte. Auch vor den zu erwartenden Schilderwald, den man in die Gemeinde hole, schrecke er etwas zurück. Aber grundsätzlich befürworte er die Diskussion.

Kein Wunder! Denn aus der Gemeinde Gmund kommen schon seit 1998 immer wieder konstruktive Vorschläge und Anregungen für die nachhaltige, umweltbewußte und soziale Entwicklung der Gemeinde. Damals gründeten engagierte Gemeindemitglieder die Bürgerinitiative AGnmunda 21. In Anlehnung an die Angenda 21 der vereinten Nationen bei deren Umwelt – und Entwicklungskonferenz in Rio 1992.

AGmunda 21 gibt nicht auf

“Heute – wie auch schon in den neunziger Jahren – wollen wir die Agenda 21 im lokalen Bereich umsetzen”, erklärt Johann Schmid (SPD), Gemeinderat und Mitglied der AGmunda 21. Im Januar des letzten Jahres waren Mitglieder AGmunda 21 – Verkehr bei der besagten Bürgermeisterdienstbesprechung dabei. Auch beim damaligen grünen Landrat Wolfgang Rzehak wurden die Gmunder vorstellig (wir berichteten). Der Grüne Politiker zeigte sich von den Anregungen für ein Umdenken in der lokalen Verkehrspolitik begeistert.

Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen in den Innenbereichen der Kommunen war eine der zentralen Forderungen der Bürger. Solch eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei nach Ansicht der AGmunda 21 eine kurzfristig umsetzbare und wenig kostenintensive Maßnahme.

Der Verkehr würde wieder fließen, auch Lärm und Feinstaub können damit reduziert und die Sicherheit erhöht werden, argumentierte die Bürgerbewegung. Beratend stand den engagierten Bürgern der in Gmund wohnhafte Professor Klaus Bogenberger, Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrstechnik an der Münchner Bundeswehr-Uni, zur Seite.

Tempo 30 innerorts kehrt auf politische Tal Agenda zurück

Anderthalbjahre später bleibt, wie Schmid bestätigt, die Forderung der Bürgerbewegung die gleiche. “Wir wollen mehr Sicherheit für unsere Bürger. Unsere Strassen sind zu einer Zeit gebaut worden als das Auto noch der Platzhirsch war”, erklärt Schmid. Heute allerdings müssten sich Autofahrer die Strassen mit Räder, E-Bikes und Transporträdern teilen. Da sei Tempo 50 in geschlossenen Ortschaften einfach nicht mehr zeitgemäß.

Es wird spannend zu beobachten sein, ob mit der Anfrage von Huber im Gmunder Umwelt- und Verkehrsausschuss die eingeschlafene Debatte um das innerörtliche Tempolimit wieder an Fahrt im Tegernseer Tal gewinnt.

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