„Wir wollten keine Eiger-Nordwand“

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Auf dem Areal des ehemaligen Krankenhauses sollen ein Hotel und Wohnungen entstehen. Vor zwei Tagen hatte die TS bereits exklusiv über den laufenden Architektenwettbewerb berichtet. Jetzt hat sich der Eigentümer für ein Büro entschieden, das das Projekt an der Tegernseer Hochfeldstraße gestalten soll. Terrassenförmige Wohnhäuser und ein bohnenförmiges Hotel überzeugten.

Entwurfsphase und baurechtliche Abläufe klar zu trennen, das war Bürgermeister Johannes Hagn bei diesem Projekt ein Anliegen. Was die Gestaltungsphase angeht, setzt er auf maximale Transparenz, wie er bei der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch erklärte. Deshalb war es für Hagn auch logisch, dass Mitglieder des Stadtrates von Anfang an in den Architektenwettbewerb mit einbezogen wurden. Auch wenn der Eigentümer letztendlich selbst bestimmt, wer sein Projekt entwerfen soll.

Der Architektenwettbewerb

Sieben Büros waren bei dem Wettbewerb gegeneinander angetreten. Kleinere und große Firmen aus der Region, aber auch aus München, Hamburg und weiteren Städten. In der nichtöffentlichen Sitzung am Dienstagabend hatten sich die Stadträte über alle sieben Entwürfe informieren lassen. In der gestrigen Pressekonferenz sollte der Sieger dann der Öffentlichkeit präsentiert werden.

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Im Vorfeld hatten die Preisrichter in verschiedenen Rundgängen entschieden, wer die Runde verlassen muss. Als letzte gingen das Büro Streidle München als Zweiter und das Büro Spengler Hamburg als Dritter nach Hause. Deren Entwürfe erschienen anfangs zwar reizvoll, zerbrachen letztendlich dann aber an der widersprüchlichen städtebaulichen Ausrichtung.

So erklärten der Eigentümer des früheren Krankenhausgrundstücks – Geschäftsführer Stephan Hüssen von der Residenz-Gruppe Bremen – sowie Burkhardt John von der BMI Immobilien GmbH Münsing gestern gemeinsam mit dem Rathauschef, warum sich das Büro ATP mit Hauptsitz in Innsbruck durchsetzen konnte.

Gründe für die Entscheidung

Welcher Entwurf passt am besten zu Tegernsee? Darum ging es bei der Auswahl des richtigen Architektenbüros. Dabei machten es sich die Entscheider nicht leicht. Die Bewertung wurde nicht nur aus der Vogelperspektive vorgenommen, sondern von allen Seiten. „Wir wollten keine Eiger-Nordwand“, versinnbildlichte Hüssen die Entscheidung.

Auch große Riegel oder das Entstehen von Straßenschluchten wollte man vermeiden. Auch kam es der Jury auf etwaige Schattenwürfe an. All diese „No-Gos“ hat der präferierte Entwurf nicht, das zumindest die Meinung der Jury.

Das Architektenmodell mit den terrassenförmigen Häusern und dem bohnenförmigen Hotel
Das Architektenmodell mit den terrassenförmigen Häusern und dem bohnenförmigen Hotel

Das Modell und die Visualisierung an der Fotowand zeigen die terrassenförmig aufgebauten Wohnhäuser und das bohnenförmige Hotel zwar noch mit Flachdach, aber das, so Hagn, werde nachträglich angepasst. Alles in allem könne man sich mit der luftigen Anordnung der sogenannten „Punkthäuser“ anfreunden. Bürgermeister Johannes Hagn drückte die Entscheidung so aus:

Es hat uns gut gefallen, weil es eine Einheit ergibt. Es verschmilzt mit dem Ort.

Beim ausführenden Büro ATP, das den Entwurf einbrachte, handelt es sich um ein Unternehmen mit Hauptsitz in Innsbruck. 520 Mitarbeiter – Ingenieure und Architekten.

Ein Areal – zwei Nutzungen

Über 15 Jahre hatte das ehemalige Krankenhaus-Areal in Tegernsee brachgelegen. Der Landkreis Miesbach als Eigentümer hatte Etliches versucht, um das Gelände an den Mann zu bringen.

Mit dem Verkauf des 7.588 Quadratmeter großen Grundstücks an die Residenz-Gruppe wollen die Verantwortlichen im Rathaus einerseits den Tourismus in Tegernsee fördern, andererseits auch bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen. Der neue Eigentümer hatte erklärt, hierzu sowohl als Investor als auch als Betreiber einsteigen zu wollen.

Wie bereits berichtet ist nach dem gültigen Bebauungsplan auf der Fläche die Errichtung eines Seminarhotels vorgesehen. Der neue Eigentümer will nun auch ein Hotel umsetzen, strebt allerdings einige Änderungen an. So sollen nur 50 Prozent der Bruttogeschossfläche für das Hotelprojekt vorgehalten werden. Die restliche Fläche wird für die Wohnungen verwendet.

Schon im Frühjahr 2015 könnten die Bauarbeiten auf dem Grundstück  los gehen.
Schon im Frühjahr 2015 könnten die Bauarbeiten auf dem Grundstück beginnen.

Das geplante Hotel wird im Bereich 3- bis 4-Sterne angesiedelt sein. Laut den aktuellen Plänen wird es einen Kaffee- und Restaurantbereich haben, eine Fitness- und Wellnessabteilung sowie Tagungs- und Konferenzräumlichkeiten. 120 Zimmer sollen die Gäste beherbergen, wie Burkhardt John von der BMI bei der Pressekonferenz erklärte. Das Restaurant plant man, in der obersten Etage anzusiedeln. „Wir wollen für die Gäste das Optimum an Seeblick“, wie der Bürgermeister findet.

Wie bereits berichtet ist ebenso fix, dass auf der Restfläche verschiedene Arten von Wohnungen errichtet werden sollen. Geht es nach den Ursprungsplanungen, sollen so ein Drittel Eigentumswohnungen, ein Drittel betreutes Wohnen nach Vorbild des Wiesseer Brennerparks und ein Drittel Wohnungen nach dem sogenannten „Tegernseer Modell“ entstehen. Im Zuge dieses Modells will die Stadt Tegernsee bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen, wie der Rathauschef bestätigt:

Unser Ziel ist es, die Leute in Tegernsee zu halten.

Nach der Entscheidung für das Architekturbüro werden nun noch letzte Änderungen am Entwurf umgesetzt. Beispielsweise müssen die Gebäude laut Ortsgestaltungssatzung Giebeldächer tragen – anstatt der präsentierten Flachdächer. Erst wenn alle baurechtlichen Verfahren durch sind, kann es mit dem Bauen losgehen. Der Eigentümer hofft darauf, dass dies in etwa einem Jahr der Fall sein wird. Das Investitionsvolumen beziffert er auf etwa 30 bis 40 Millionen Euro.

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