Holzkirchen:
Teufelsgraben: Der Teufel steckt nicht dahinter …

Unfallträchtiger Straßenabschnitt bei Holzkirchen oder irreführende Namensgebung? 

Der Teufelsgraben. Unspektakulär sieht er aus. Foto: Stefan Schweihofer

Nur vereinzelt gab es in den vergangenen Jahren am Teufelsgraben (bei Holzkirchen) Verkehrsunfälle. Ist dies eine besonders unübersichtliche oder gefährliche Stelle?  Und hat der Name Teufelsgraben etwas mit der Gefährlichkeit der Strecke zu tun? Wir haben für euch recherchiert und nachgefragt. 

Zwischen Otterfing und Holzkirchen 

Erst letzte Woche verunglückte ein junger Fahrer auf diesem Streckenabschnitt Teufelsgraben. So lässt sich auf den ersten Blick vermuten, dass es sich hier um einen brandgefährlichen Straßenabschnitt handeln muss, siehe Teenager schrottet Porsche. Aber ist das wirklich so? 

Auf Nachfrage bei der Polizeiinspektion Holzkirchen erfahren wir, dass der Straßenabschnitt an sich nichts „besonderes“ ist. Eine kleine Senke und eine leichte Kurve, mehr nicht. „Es gibt viel gefährlichere Straßenabschnitte“, so die Polizeihauptmeisterin Wibke Reinwarth aus Holzkirchen. Sie ist in der Region Holzkirchen für das Thema Verkehr zuständig.

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Weiter erklärt sie, dass es am Teufelsgraben keinerlei besondere Vorkommnisse gibt. Hier gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h, dies jedoch wegen des Waldes und dem Wildwechsel. Ja, der ein oder andere Unfall habe stattgefunden, jedoch kann man nicht von einer besonderen Häufung sprechen, so Reinwarth.

Auch Ludwig Würmseer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Holzkirchen, bestätigt, dass man am Teufelsgraben nicht von einem „Unfallschwerpunkt sprechen kann“, denn „da gibt es keine gefährliche Stelle“, so Würmseer. Wirft man noch einen Blick in die Unfallstatistik des Bundes und der Länder Unfallstatistikportal, so ist ebenso keine Kumulierung von Unfällen an diesem Standort zu erkennen.

Gletscher formen den Teufelsgraben

Im Zuge der letzten Würm-Kaltzeit im Alpenraum schoben sich gewaltige Eismassen bis ins bayerische Voralpenland vor und prägen unser Landschaftsbild bis heute. Rund um Holzkirchen ist vor allem die sogenannte Tölzer Gletscherzunge des Isar-Loisach-Gletschers ausschlaggebend gewesen, der versuchte nach Norden abzufließen. Der Gletscherschutt aus dem Karwendelgebirge verstopfte damals den Lauf der Isar und daher grub sich, beginnend beim Kloster Reutberg, das Tal des Teufelsgrabens. 

Nach Ablenkung der Mangfall in das Becken des Inn-Gletschers, das ist das jetzige Mangfallknie, und der damit verbundenen Eintiefung der Mangfall, grub sich das Wasser des Teufelsgrabens bis auf die heutige Tiefe ein. Nachfolgend hat die Isar wieder ihren alten Lauf wieder frei geschwemmt.  

Abflussrinne Isar-Loisach-Gletschers

Daher ist der Teufelsgraben an sich eine Abflussrinne des ehemaligen Isar-Loisach-Gletschers oder vielmehr ein langer Graben. Und man könnte auch sagen: ein Flusslauf ohne Fluss. Denn heute fließen sich im Teufelsgraben nur noch kleinere Bachläufe. Diese Tatsache erklärt auch, dass durch den niedrigen Wasserstand die Amphibien im Teufelsgraben keine solide Lebensgrundlage haben. Der Bund Naturschutz Kreisgruppe Miesbach wies darauf hin, dass die Laichgewässer viel zu wenig Wasser führen und langfristig die Amphibienpopulation aussterben wird, so etwa der Bund Naturschutz Miesbach

Doch finden wir am Teufelsgraben nicht nur erdgeschichtliche Besonderheiten, sondern es ranken sich auch alte Sagen um ihn. So wird behauptet, dass der Teufel einst in einer Nacht die Isar umleiten wollte. Da er jedoch von den Menschen überlistet wurde, konnte er sein Werk nicht rechtzeitig beenden. 

Sage um den Teufelsgraben

Der Teufel stand einmal in der Nähe von Holzkirchen, lehnte sich auf eine Schaufel und sinnierte, was er den Menschen antun könnte. Voll Grimm und Hass schaute er auf die Hauptstadt, weil die Münchener ihm allzu christlich lebten, sodass er wegen ihrer vielen Andachten keinen Platz unter ihnen finden konnte. Da kam er auf den Gedanken, aus Rache ihnen das Wasser abzuschneiden und die Isar nach dem Chiemsee zu leiten. Schleunig machte er sich an die Arbeit und fing ein nächtliches Graben an, als wenn ihm tausend Hände gewachsen wären. Wie er so in vollem Werkeln war, kam der Meßner von Föching dazu, der – um nicht das Gebetläuten zu verschlafen – schon um Mitternacht aufgestanden war. Als er den Lärm hörte und all das Schanzen und Schaufeln, Wühlen und Werfen sah, und wie rechts und links die Erde nur so wegflog, fragte er: “Was machst du da?” 

Der Böse knurrte: “Und wenn ich die Isar hier ableiten will, was geht das Dich an?” – “Man könnte schon meinen”, entgegnete der Meßner, “Du möchtest heut noch damit zustande kommen. Da brauchst Du ja etliche Jahre!” – “Gilt es eine Wette um deine Seele”, versetzte darauf der Gottseibeiuns, “bevor noch die Frühglocke läutet, bin ich mit dem Graben fertig.”

“Es gilt”, antwortete der Kirchendiener, “wenn auch für mich nichts dabei herausschaut”. Bald kam ihm aber doch ein Grausen vor dem unheimlichen Unbekannten, er stellte die Kirchturmuhr zwei Stunden vor und läutete die Gebetsglocke schon um 3 Uhr. Sogleich wurden alle Hähne lebendig und brachen mit ihrem Krähen den Zauber der Nacht. Der Teufel aber warf voll Zorn, dass er sich in der Zeit verrechnet hatte oder überlistet war, Pickel und Schaufel weg, gab sein Werk auf und fuhr in die Hölle.

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