Nachdem Holzkirchner Langlauf-Fans vier Wochen lang auf grünes Licht seitens der Gemeinde gewartet hatten, wurden sie selbst aktiv. In Eigenregie zogen sie jetzt die Loipe entlang der Thanner Straße. Am Wochenende war sie gut besucht – die Benutzung der Loipe erfolgt jedoch derzeit auf eigene Gefahr.
„Ohne Auto zur Langlaufloipe“, so lautet der Wunsch vieler Langlauffreunde in Holzkirchen. Nachdem ihr Antrag für die Loipe bei der Gemeinde nicht gefruchtet war, hatte man am Wochenende kurzerhand beschlossen selbst zu spuren. Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) hatte zur privaten Initiative geraten, da die Gemeinde die Loipe aus unterschiedlichen Gründen nicht bewirtschaften könne.
Die neue Loipe verläuft im Holzkirchner Süden, parallel zur Thanner Straße bis nach Thann. Die Anlieger freuten sich über den rund vier Kilometer langen Rundkurs besonders und pilgerten zu Fuß zur Loipe wie zu einem Skihang. „Anderswo wäre heute überall Stau, da bevorzugen wir die autofreie Loipenfahrt“, meinte eine Langläuferin vor Ort.
Da die Gruppe engagierter Langläufer nicht auf die beiden gemeindlichen Spurgeräte zurückgreifen konnte, hat man sich umgehört. Per Zufall wäre man in Darching auf eine „Eigenkonstruktion“ gestoßen, berichtet Georg Sigl, ebenfalls Antragsteller der Loipe. Mit dem Traktor habe er die Loipe dann auf eigene Faust gespurt. „Das hat sich gut bewährt“, schmunzelt er. Viele Spaziergänger und Langläufer, die sich gerade ihren eigenen Weg bahnten, wären „begeistert“ gewesen, so Sigl weiter.
Die Loipe war noch nicht ganz gezogen, da kamen schon die ersten Langläufer. Wunderbar – eine wahre Freude vor dem traumhaften Panorama.
So freut sich auch Ursula Eberharter, dass nach vier Wochen Wartezeit die Loipe doch endlich befahren werden kann. Eine „Privatloipe vor der Haustür“, wie es ihr unterstellt wurde, wollte sie nicht beantragen, stellt Sigl klar. Eberharter habe sich im Sinne einer ganzen Gruppe von interessierten Langläufern um die Verwaltungsangelegenheiten gekümmert und beispielsweise die Unterschriften der Flurbesitzer eingeholt, weiß er.
In der Regel scheitert ein solches Vorhaben nämlich an eben diesen Unterschriften, erklärt Sigl. Dass die Gemeinde auf das bürgerliche Engagement nicht eingeht und die Loipe deshalb fast gescheitert wäre, findet er „bedauerlich“. Das habe so niemand erwartet. Sigl und Eberharter, beide aktiv in der Bürgerinitiative “Stop-Südumgehung”, fordern die Gemeindevertreter auch zum Thema “autofreie Loipe” zu “Bürgernähe statt Verhinderungspolitik” auf.
Derzeit läuft die Benutzung der Loipe an der Thanner Straße auf eigene Gefahr. Weder die Privatinitiatoren noch die Gemeinde übernehmen die Haftung. „Selbstverständlich haben wir entsprechende Schilder aufgestellt“, berichtet Sigl weiter. Da die Loipe niemals nur für private Zwecke, sondern für die Allgemeinheit geplant war, hoffen die Langlauffreunde doch noch auf die Unterstützung der Gemeinde. Diese könnte die Loipe in die gemeindliche Haftpflichtversicherung mit aufnehmen, stellt Sigl in Aussicht. Die Bespurung könnte weiterhin in Eigenregie erfolgen.
Ursprünglicher Artikel vom 29. Januar mit der Überschrift: Thanner Loipe nur mit privater Initiative
23 Kilometer Langlauf-Loipe sind der Gemeinde Holzkirchen genug. Einer engagierten Bürgerin aber nicht. Sie fordert eine weitere Loipe entlang der Thanner Straße. Dafür soll sie nun selbst sorgen.
Autofreies Langlaufen entlang der Thanner Straße ist nun doch möglich. Das teilte Bürgermeister Olaf von Löwis gestern Ursula Eberharter mit – in einer E-Mail, die uns vorliegt. Wie gestern berichtet hatte sich Frau Eberharter für die neue Loipe eingesetzt und sich um Einverständnisse der Grundstücksbesitzer gekümmert.
In einer nicht-öffentlichen Sitzung hatte der Gemeinderat über Eberharters Anliegen beraten. Durch die Nicht-Öffentlichkeit sollte ihre Privatsphäre geschützt werden, antwortete Bürgermeister von Löwis auf ihre Frage nach den Gründen dafür.
Löwis: “In privater initiative tätig werden”
Zwar rückte die Gemeinde auch in der Diskussion mit dem Gemeinderat nicht davon ab, dass 23 Kilometer Loipe in Holzkirchen ausreichend sind und weitere Loipen nicht gepflegt werden könnten. Auch äußerten die Gemeinderäte Bedenken bezüglich der Ausweisung von Parkplätzen und wiesen auf das Fehlen eines Anschlusses an bestehende Loipen hin.
Man sei sich einig gewesen, dass die Gemeinde auch die Haftung und die Verkehrssicherungspflicht nicht übernehmen kann, so Löwis in seiner E-Mail weiter. Das Ende für das Loipenprojekt müsse dies aber nicht bedeuten. Von Löwis machte der Bürgerin einen Vorschlag:
Deshalb empfehlen wir Ihnen, im Rahmen einer privaten Initiative tätig zu werden. Dabei empfiehlt es sich, entsprechende Schilder mit dem Hinweis auf einen Haftungsausschluss aufzustellen.
Heißt: Wenn Frau Eberharter das Einverständnis der Besitzer hat und die Loipe mit eigenen Geräten herstellen und pflegen kann, hat die Gemeinde nichts dagegen einzuwenden, bestätigt Geschäftsleiter Robert Haunschild heute auf Anfrage: “Das ist dann eine private Angelegenheit”, sagt er und bittet um Verständnis, dass die Gemeinde keine weiteren Strecken herstellen und unterhalten kann.
“Wir müssen auf unsere Ehrenamtlichen achten”
“Das ist keine böse Absicht. Wir stoßen nur an die Grenzen des Machbaren”, sagt er. Zwei Loipenspurgeräte gibt es in Holzkirchen: Eine im Norden und eine in Hartpenning, die dem TSV gehört. Beide Geräte werden von ehrenamtlichen Kräften bedient und gepflegt.
Um die bestehenden Loipen herzustellen sei jeder der beiden Fahrer fünf Stunden mit seinem Gerät unterwegs. Weitere zwei Kilometer zu ziehen würde weitere zwei Stunden dauern. Die Gemeinde wolle ihre Ehrenamtlichen aber nicht überbelasten, sagt Haunschild: “Wir sind ja froh, dass wir sie haben.” Im schlimmesten Fall fallen sie aus. Dann sieht es schlecht aus, meint der Geschäftsleiter.
Loipengeräte brauchen erfahrene Bediener
Andere Bediener der Geräte kämen nicht in Frage: “Das haben wir schon einmal ausprobiert. Das hat nicht funktioniert”, so Haunschild. Es sei dabei schon vorgekommen, dass ein Helfer das Gerät defekt abgestellt hatte und der nächste Bediener das kaputte Gerät nicht nutzen konnte.
Das will man vermeiden, indem nur eine Person die Geräte bedient. Die seien außerdem sehr empfindlich und müssten von erfahrenen Kräften in Schuss gehalten werden.
“Viel Erfolg für die Loipe”
Man müsse schon auf die Leute achten, die helfen, sagt Haunschild. Dazu zählt er auch die Landwirte, die ihre Äcker für die Loipen hergeben. “Wo die Spur gezogen wird, verdichtet sich der Schnee und der Boden. Dort dauert es länger bis etwas wächst”, sagt er.
Die Antwort aus dem Rathaus, die Langläufer müssten selbst die Loipen spuren, bezeichnet Ursula Eberharter als “lächerlich”. Die Gemeinde wolle sich diesbezüglich aus der Verantwortung ziehen, sagt sie auf Anfrage. Auch kann sie nicht nachvollziehen, wieso der Gemeinderat damit befasst worden ist: “Das habe ich ja gar nicht beantragt”, sagt sie.
Sie empfindet die Entscheidung der Gemeinde als Willkür: “Die Verwaltung will die Loipe nicht.” Eine Spur selbst ziehen können die Langlauf-Freunde nicht. Zwar gäbe es unter ihnen Bürger, die mit dem Loipengerät umgehen können, aber das Gerät fehlt ihnen, so Eberharter weiter. Und die Gemeinde will keines der ihren zur Verfügung stellen. “Vielleicht kriegen wir ja irgendwie ein Gerät organisiert”, sagt Frau Eberharter.
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