Hört man „Jedermann“, denkt man an Salzburg und die Festspiele. Aber die Tage vom reichen Mann, der Buhlschaft und dem Tod sind in der Mozartstadt gezählt. Zumindest diejenigen der Aufführungen im Burghof der Festung Hohensalzburg. Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Helmut Käfer suchte der Verein „Burgspiele“ eine neue Spielstätte. Und fanden sie in Bad Wiessee.
Theater auf dem Parkplatz
Ursprünglich dachte der Wiesseer Bürgermeister Peter Höß an die Terrasse des Jod- und Schwefelbades, als er die Anfrage nach einem geeigneten Ort für eine Jedermann-Inszenierung unter freiem Himmel erhielt. Jedoch: „Falls die Idee zu einer Dauereinrichtung werden soll, ist das nicht so geeignet.“ Also ging die Suche weiter und endete schließlich auf einer Freifläche hinter dem Parkhaus der Spielbank. Freilicht-Theater auf einem Parkplatz?
„Warum nicht“, kontert Regisseur und Tod-Darsteller Ingo Neise vom Verein „Burgspiele“. „Der Platz hat eine schöne Atmosphäre, ist warm und windstill. Außerdem fanden wir die Idee reizvoll, den Jedermann im Casino zu spielen. Es geht schließlich auch hier um Reichtum und Versuchungen“.
Antje Schura, Direktorin der Wiesseer Spielbank, ist „sehr, sehr stolz“, dass ein solch renommiertes Ensemble Gast in ihrem Haus ist. Lauscht man ihren Ausführungen, klingt die Idee des „Parkplatz-Theaters“ gar nicht mehr so abwegig: „Das fünfte Parkdeck wird an den Aufführungstagen für Autos gesperrt. Die Besucher werden dann auf roten Teppichen durch das Parkhaus bis zu ihren Plätze unter freiem Himmel geleitet.“
Goldener Hintergrund statt Sichtbeton
Als Hintergrund der 80 Zentimeter hohen Bühne dient eine Art goldene Tapete. Diese soll zum einen die nüchterne Parkhaus-Fassade verdecken und zum anderen „das Licht der untergehenden Sonne widerspiegeln“. Büsche und Bäume bilden eine natürliche Begrenzung des Zuschauerraums.
Besonders praktisch für Veranstalter, Ensemble und Publikum ist die Ausweichmöglichkeit in die Winner`s Lounge bei schlechtem Wetter. Diese bietet – wie der Außenbereich – 156 Zuschauern Platz.
Ingo Neise und seine Ehefrau Eva Röder – sie übernimmt die Regie-Assistenz und mimt den Teufel – wollen den „Jedermann“ ohne modernen Schnickschnack auf die Bühne bringen.
Wir spielen einfach nur das Stück von Hofmannsthal
Das Ensemble ist erprobt: Mehr als zehn Jahre standen die zehn Schauspieler gemeinsam auf der Salzburger Festungsbühne. Darunter bekannte Namen wie Hans Jürgen Stockerl (Jedermann) und Bettina Ullrich (Buhlschaft). Die über 20 Rollen sind allein kostümtechnisch eine Herausforderung. „Wir machen alles selbst, auch die Kostüme“, berichtet Eva Röder.
Die „Waldbühne“ – so die Bezeichnung des frischgebackenen Freilichttheaters – soll unter Umständen eine wiederkehrende Einrichtung werden, das erklären zumindest die Vertreter der Tegernseer Tal Tourismus GmbH, an diesem Nachmittag vertreten durch Peter Rie, Claudia Mach und Christian Kausch.
Vier Aufführungen geplant
Für dieses Jahr sind vier Aufführungen geplant: Am Mittwoch und Donnerstag, den 3. und 4. August, sowie am Mittwoch und Donnerstag, den 10. Und 11. August. „Bei den Terminen haben wir darauf geachtet, dass sie nicht mit den Wald- und Seefesten kollidieren“, schmunzelt der Wiesseer Bürgermeister Peter Höß.
Karten sind ab sofort in allen Tourist-Informationen am Tegernsee, bei München-Ticket und in der Spielbank Bad Wiessee erhältlich. Alle weiteren Infos unter www.spielbanken-bayern.de/bad wiessee und www.tegernsee.com.
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