2016 ereigneten sich in Bayern 42 Unfälle an Bahnübergängen. In über 90 Prozent der Fälle ist Fehlverhalten die Unfallursache. Ein 100 km/h schneller Zug benötigt 1000 Meter bis zum Stillstand. Im Mai 2016 knallte ein IC am Bahnübergang in Föching frontal gegen einen kleinen VW-Transporter und schleuderte ihn in die Böschung. Und das vermutlich nur, weil der Fahrer einen unbeschrankten Bahnübergang überquerte, ohne auf Andreaskreuz und Rotlicht zu achten.
Die Passage im Holzkirchner Ortsteil Föching ist kein Einzelfall. In Deutschland gibt es rund 17.500 Bahnübergänge, davon sind rund 40 Prozent unbeschankt. Im Landkreis Miesbach gibt es 46 Exemplare. Gekennzeichnet sind diese meist nur mit Andreaskreuz, Blinklichtern oder Lichtzeichen. Unfälle passieren aber auch an beschrankten Übergängen. Insgesamt 15 Unglücke mit acht Verletzten und zwei Toten waren es 2016 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, in Bayern 42 Unfälle mit 25 Verletzten und sechs Getöteten.
Appell zur Vorsicht
Damit sich solche Szenarien nicht wiederholen, klären die Bayerische Oberlandbahn (BOB) und der ADAC Südbayern unter dem Motto „Bahn hat Vorfahrt!“ über die unterschätzten Risiken an den Kreuzungspunkten von Straße und Schiene auf. „95 Prozent aller Unfälle an Bahnübergängen sind auf ein Fehlverhalten der Autofahrer oder Fußgänger zurückzuführen. Durchschnittlich jeder vierte endet tödlich“, stellte Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern, auf einer Informationsveranstaltung am Bahnhof Schliersee fest.
Hauptursache seien in den meisten Fällen Unkenntnis der Verhaltensregeln, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn, so der Experte. „Jeder Unfall am Bahnübergang ist einer zu viel. Das Leid trifft nicht nur den Kraftfahrer, sondern auch den Lokführer, unsere Zugbegleiter und Fahrgäste“, fügte Dr. Bernd Rosenbusch, Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn, hinzu. Die Aktionspartner wollen das Bewusstsein für die Gefahren an Bahnübergängen schärfen und an die Verkehrsteilnehmer zu umsichtigem Verhalten appellieren.
Auf Hinweistafeln achten
In Bayern gibt es knapp 3 300 Bahnübergänge. Jeder Übergang, egal ob mit oder ohne Schranken, wird mittels Verkehrszeichen angekündigt: Weiß-rote Baken weisen in 240 Metern, 160 Metern und 80 Metern Entfernung auf den Übergang hin, unmittelbar vor dem Kreuzungspunkt signalisiert das Andreaskreuz, dass der Schienenverkehr Vorrang hat.
Zudem warnen Züge mit Pfeifsignalen die Verkehrsteilnehmer an technisch ungesicherten Stellen. „Ursache ist vielen Fällen Zeitdruck und der Irrglaube, die Situation unter Kontrolle zu haben“, weiß Experte Kreipl auf die Frage, warum Verkehrsteilnehmer trotz rotem Blinklicht oder Warntafeln achtlos Bahnübergänge passieren. Zudem sieht er die Gefahr einer Routinehandlung: „Beim ersten Fehlverhalten liegt die Hemmschwelle vielleicht noch hoch, wenn jedoch beim wiederholten Male nichts passiert, sinkt das Risikobewusstsein.”
Enorm langer Bremsweg
Oft werden die Geschwindigkeit des Zuges und der Bremsweg völlig unterschätzt. Selbst, wenn ein Lokführer eine sofortige Vollbremsung einleitet, benötigt ein 100 km/h schneller Zug rund 1000 Meter bis zum Stillstand, so die Faustregel. Um Bahn¬übergänge sicher zu passieren, geben der ADAC und die Bayerische Oberlandbahn diese Tipps:
- Bremsbereit und mit maximal 50 km/ h auf den Bahnübergang zufahren
- Niemals überholen!
- Die Bahnstrecke nach beiden Seiten überblicken
- Auf akustische Pfeifsignale achten
- Sofort anhalten, wenn sich ein Zug nähert
- An beschrankten Übergängen schon bei rotem Blinklicht stehen bleiben, nicht erst, wenn sich die Schranken senken.
- Erst weiterfahren, wenn das Rotlicht erloschen ist und die Schranken voll¬ständig geöffnet sind
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