Seit mehr als 500 Jahren wird in der südlichsten Gemeinde des Tegernseer Tals mit der Leonhardifahrt der Schutzpatron der Pferde geehrt. Und dabei pflegen die Kreuther eine besondere Tradition, wie Bürgermeister Josef Bierschneider erklärt:
Während in anderen Gemeinden die Wallfahrer bereits auf ihren Wagen sitzend ankommen, marschieren die Kreuther zu Fuß zur Kirche und in den Gottesdienst. Erst danach besteigen die Teilnehmer ihre Truhenwagen.
In diesem Jahr nahmen insgesamt 31 Fuhrwerke und mehr als 120 Pferde an der Leonhardifahrt teil. Sowohl die Teilnehmer als auch die gut 500 Zuschauer ließen sich vom Wetter nicht beeindrucken. Gute Laune brachten alle mit und gegen die Kälte halfen Glühwein und auch der eine oder andere Schnaps. Aufgrund der Witterung fand der Festgottesdienst nicht im Freien, sondern in der Leonhardikirche statt, die diesem Heiligen geweiht ist.
„Eine wirkliche Wallfahrt“
Mit etwas Verspätung setzte sich gegen 11 Uhr der Festzug in Bewegung und fuhr auch – wie es die Tradition vorsieht – dreimal um den Kirchenberg, jeweils eine Strecke von etwa zwei Kilometern. Im Jahr zuvor hatte man wegen Regens auf zwei Runden verkürzt. Für die meisten Kreuther ist der Leonharditag so etwas wie der höchste Feiertag. Egal wie das Wetter ist – am 6. November sind alle in ihrer schönsten Festtagstracht auf den Beinen und feiern den ganzen Tag lang den Schutzpatron.
„Wir versuchen, das Ursprüngliche zu erhalten“, erklärt Bierschneider die Beliebtheit des Festtags. „Unsere Leonhardifahrt ist wirklich noch eine Wallfahrt.“ Im Gegensatz zu anderen Regionen, in denen auch der alljährliche Almabtrieb zum Touristenspektakel vermarktet wird, setzt Kreuth gezielt auf den Erhalt der Tradition. Beworben wird die Veranstaltung daher ganz bewusst nicht. Die Kreuther Leonhardifahrt ist zudem die Älteste in Bayern. Ihr frühestes Zeugnis geht auf das Jahr 1442 zurück.
Viel Einsatz für eine kurze Fahrt
Für die Zuschauer ist es alle Jahre wieder ein besonderes Erlebnis, wenn die prächtigen Gespanne mit den herausgeputzten Pferden vorbeifahren. Für die Teilnehmer bedeutet es aber auch viel Arbeit im Vorfeld. Die Pflege der Pferdegeschirre, der historischen Truhenwagen sowie der Fahnen und Trachten sind ebenso aufwändig wie das Schmücken der Wagen und Pferde. Damit sich die viele Arbeit auch ein bisschen lohnt, fahren manche Fuhrwerke bei mehreren Veranstaltungen mit. Leonhardifahrten oder Umfahrten gibt es beispielsweise noch in Bad Tölz, Schliersee oder Hundham.
Eine Herausforderung ist die Leonhardifahrt auch für die Polizei. Trotz aller Konzentration bei Reitern, Kutschern und den Helfern, die neben den Wagen mitlaufen, können sich die Pferde jederzeit erschrecken und plötzlich aus dem Zug ausbrechen, wie Wolfgang Strobl von der Polizeidienststelle Bad Wiessee erklärt:
Die Gefahr ist durchaus gegeben. Und wir sind natürlich immer froh, wenn alles ohne Zwischenfälle abläuft.
Zum Glück ist in den letzten Jahren alles gut gegangen und auch heuer verlief der Kreuther Leonharditag nach Plan. Pferde und Reiter meisterten den Festzug ohne Probleme und führten damit eine schöne Tradition wieder um ein Jahr weiter fort. Hier unsere große Bilderstrecke vom Festzug. Alle Bilder von Felix Wolf.
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