Die sollen arbeiten – die wollen arbeiten

Rottach-Egern hat aktuell die größte Unterkunft für Asylbewerber im Tegernseer Tal. Die Bewohner brauchen Beschäftigung, deshalb sind jetzt lokale Unternehmen gefragt. Zwei Flüchtlinge dürfen sich über einen richtigen Traumjob für den Sommer freuen.

Die fünf Asylbewerber aus Rottach-Egern freuen sich über die Arbeitserlaubnis / Bild: Marja Schwartz
Fünf Asylbewerber aus Rottach-Egern freuen mächtig sich über ihre Arbeitserlaubnis / Bild: Marja Schwartz

Schon vor einem Jahr wurde im Landkreis Miesbach der Pakt für Integration und Arbeit ins Leben gerufen. Dabei geht es in erster Linie darum, anerkannten Asylbewerbern eine Beschäftigung zu bieten. Nach und nach werden jetzt alle Gemeinderäte darüber entscheiden, ob sie dem Verein beitreten und das Projekt somit unterstützen. 200 Euro im Jahr werden dann zum Solidarpakt beigesteuert. Rottachs Bürgermeister Christian Köck bezog in der vergangenen Sitzung klar Stellung:

Wir haben eine große Einrichtung. Es würde uns gut zu Gesicht stehen, wenn wir diesen Beitrag leisten.

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120 Asylbewerber wohnen seit Ende Februar in der Traglufthalle am Birkenmoos in Enterrottach. Gabriele Schultes-Jaskolla, 3. Bürgermeisterin und Mitglied im Helferkreis, zeigte sich Ende April zufrieden mit der Situation. „Vor allem für Praktika besteht ein großes Interesse“, betonte sie.

Einige Flüchtlinge haben jetzt das Glück, ein solches Praktikum zu machen. Aktuell organisiere das die Gemeinde noch selbst, über kurz oder lang solle aber auch das über das PIA-Projekt laufen, erklärt Schultes-Jaskolla. Wie berichtet hatte der Helferkreis noch vor knapp zwei Wochen nach Plätzen in Rottach gesucht. Jetzt haben sich schon verschiedene Unternehmen im Gemeindebereich bereiterklärt, einen oder mehrere Asylbewerber aufzunehmen.

Auch die Gemeinde selbst profitiert von den neuen Hilfskräften. Im Schwimmbad seien in diesem Jahr einige Arbeiter durch Krankheit oder Verletzung kurzfristig ausgefallen, erklärt Köck. Deshalb dürfen im Sommer zwei Asylbewerber im Freibad helfen. Klaus Bickel, Betriebsleiter im Freibad, ist positiv gestimmt: “Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, dass das klappt.” Eingesetzt werden sollen sie bei der Liegenausgabe und bei der Reinigung von Wiese und Strand. Das müsse man eben erst mal ein bisschen ausprobieren. Auch Schultes-Jaskolla ist sicher:

Die jungen Männer haben so eine Beschäftigung und eine sehr gute Möglichkeit, in Deutschland Fuß zu fassen.

Die Praktika laufen immer drei Monate. Erst nachdem das Landratsamt dem jeweiligen Asylbewerber die Genehmigung erteilt hat, kann es losgehen. Auch der Deutschunterricht kommt während der Arbeitszeit nicht zu kurz. „Die Asylbewerber können zum Unterricht gehen und müssen in der Zeit nicht arbeiten“, betont Schultes-Jaskolla.

Noch im Planungsstadium ist außerdem eine Werkstatt, in der pensionierte Meister aus verschiedenen Bereichen den Asylbewerbern handwerkliche Fähigkeiten beibringen sollen. Auch das läuft über das PIA-Projekt. “Ein paar Meister haben sich schon bereit erklärt”, so Schultes-Jaskolla. Die genau Planung übernimmt hier der Integrationsbeauftragte Max Niedermeier.

Doch nicht alle Gemeinderäte zeigten sich begeistert über den Beitritt in den Förderverein PIA. Josef Kaiser (CSU) plädierte zwar dafür, die 200 Euro beizusteuern, dem Verein wolle er jedoch deshalb nicht gleich beitreten. Sein Parteikollege Anton Maier wurde noch deutlicher: „Ich werde mich dagegen aussprechen. Ich hoffe ja, dass sie irgendwann zurückgehen, und dann müssen sie auch nicht erst hier integriert werden.“ Am Ende stimmte der Rat daher bei zwei Gegenstimmen für den Beitritt.

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