Nach fünf langen Verhandlungstagen, etlichen Zeugenaussagen und einem Geständnis, das wieder zurückgezogen wurde, fiel in der Holzkirchner Autospiegel-Affäre am Montag vor dem Amtsgericht Miesbach schließlich das Urteil: Die zwei Holzkirchner (19 und 20 Jahre) sowie der 21-Jährige Reichersbeurer wurden für schuldig erklärt, insgesamt mehr als ein Dutzend Autospiegel abgeschlagen sowie eine Windschutzscheibe und Lampen und Blitzableiter der Realschule beschädigt zu haben.
Ungerechtfertigt bestraft?
Die drei Jugendlichen wurden von Richter Klaus-Jürgen Schmid dazu verdonnert, den Beschädigten pro Autospiegel jeweils 70 Euro zu zahlen – macht knapp 840 Euro pro Person. Hinzu kommen die Verhandlungskosten, die ebenfalls durch drei geteilt werden sollen. Schon am Montag hielt es Verteidiger Nikolaus Zornek “für sehr gewagt, auf so einer Grundlage ein Urteil zu sprechen”.
Es gab einige Hinweise, doch direkt gesehen hat die drei vermeintlichen Täter keiner. Alle drei Anwälte wiesen bereits am Montag darauf hin, dass es ihrerseits keine Grundlage für eine Verurteilung gebe. „Die verschiedensten Tatkomplexe passen nicht zusammen“, so Zornek. Richter Schmid stützte sich bei seinem Urteil unter anderem auf die Aussage des 21-Jährigen Holzkirchners, der sein Geständnis widerrufen hatte. Der Richter hatte keinerlei Zweifel an den Zeugenaussagen.
Das sehen die Verteidiger der drei Jugendlichen anders. Wie Anwalt Holger Hesterberg heute unserer Zeitung mitteilte, wird das Trio in Berufung gehen. Hesterberg erklärt:
Die Chancen stehen nicht schlecht. Die Begründung vom Urteil und auch das Plädoyer der Staatsanwaltschaft halten einer rechtlichen Prüfung nicht stand. Es gibt keinerlei Beweise und die vermeintliche Tat kann den Burschen nicht eindeutig zugeordnet werden. Der Richter hat sich einzig und allein auf die Aussage des 21-Jährigen Holzkirchners gestützt.
Laut Hesterberg werde der nächste Termin allerdings erst im nächsten Jahr stattfinden. “So etwas dauert Monate”, so der Anwalt. Demnach geht die Holzkirchner Autospiegel-Affäre also 2017 in die mittlerweile sechste Runde.
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