Tröstende Worte finden – aus Berufung

Er arbeitet meist im Hintergrund und ist doch unentbehrlich. Anton Riedl ist Bestatter. So wie es sein Vater schon war. Dass er einmal denselben Beruf ausüben würde, war nicht geplant. Eigentlich hatte Riedl einmal Schreiner gelernt. 1999 übernahm er das Bestattungsinstitut seines Vaters. Riedls Einstellung zum Tod ist klar: „Der gehört zum Leben.“

Das Beratungszimmer des Bestattungsinstituts ist hell und freundlich. In der Ecke steht eine dicke Kerze. Der Blick des Bestatters ist ernst. Grauschwarzes Hemd, schwarze Jacke. Anton Riedl wirkt vertrauenserweckend. Er mag seinen Beruf. Es sei etwas Schönes, wenn man Trost spenden könne.

Anders als für den Bestatter ist der Tod für viele Menschen ein Tabuthema. Auch wenn der Tod zum Leben dazugehört, so reißt der Verlust eines geliebten Menschen doch stets eine Lücke in das Leben der Hinterbliebenen. Manche ignorieren das Thema am liebsten, bis sie durch Schicksalsschläge aus dem Familien- und Freundeskreis selbst betroffen sind.

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Oft ist es Riedl, der als Erstes – unmittelbar nach dem Arzt oder dem Pfarrer – auf die Angehörigen eines Verstorbenen trifft. Für die Familie ist das Gespräch mit dem Bestatter häufig der erste Schritt, um über die eigene Trauer reden zu können. Tröstende Worte zu finden, sei für ihn immer wieder eine neue Herausforderung.

Die negativen Seiten des Berufs

Trauer bedeutet einen emotionalen Ausnahmezustand. Besonders wenn junge Menschen sterben, sind Riedls Erfahrung und Mitgefühl gefragt. „Wenn Jugendliche oder Kinder sterben, dann sind das die negativen Seiten dieses Berufs“, sagt Riedl, der selbst zwei Kinder hat.

Zu den Aufgaben des Bestatters gehört es, eine Leiche bis zur Aufbahrung vorzubereiten. Riedl kümmert sich um die Trauerfeier und betreut die Angehörigen vor, während und nach der Bestattung. Ein Sterbefall bedeutet aber erst einmal viel Schreibtischarbeit: Sterbeanzeigen schalten, Sterbebilder drucken lassen, Sterbeurkunden beantragen, Versicherungen abmelden oder das Kündigen von Abos. „Die Angehörigen sind damit meist überfordert“, sagt Riedl.

Das Tegernseer Bestattungsinstitut ist schnell gewachsen. Auch Riedls Schwester arbeitet im Betrieb mit. Fünf Festangestellte und einige Aushilfen sind hier beschäftigt. Die Riedls haben sogar eine kleine Druckanlage, in der die Sterbebilder gedruckt werden, sowie ein eigenes Krematorium in Traunstein.

Das Wissen über die eigene Beerdigung

Der befremdlichste Teil der Arbeit ist für die meisten die direkte Arbeit am Verstorbenen. Die Toten werden von Riedl gewaschen, eingecremt und für die letzte Ruhe neu eingekleidet. Danach kommen die Aufbahrung und die Beerdigung.

Riedl versucht, mit den Trauernden die einzelnen Trauerphasen gemeinsam zu durchleben: Begreifen des Verlusts, den Tod zulassen und zum Schluss die Beerdigungsrituale. Die Beerdigung selbst ist für viele besonders wichtig. Dass der Sarg ganz in die Erde abgelassen werde, habe auch eine symbolische Komponente, erklärt Riedl. „Man muss versuchen, den Toten in eine andere Welt gehen zu lassen.“

Wie seine eigene Trauerfeier einmal aussehen soll, das weiß der 42-jährige Bestatter im Großen und Ganzen jetzt schon. „Wenn man die Möglichkeit hat, im Leben mitzuteilen, unter welchen Umständen man beerdigt werden möchte, dann sollte man das tun.“ Das gibt den Angehörigen ein Gefühl der Sicherheit, es dem Verstorbenen auch wirklich recht gemacht zu haben. Etwas, mit dem man sich trösten kann.

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