Tempo-30-Zonen sollen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen und helfen, die Wohnqualität zu verbessern sowie Emissionen zu verringern. Auch die Schweiz hat von den früher dort gängigen 40er-Zonen auf 30er-Zonen umgestellt, weil Deutschland und Österreich damit so gut “gefahren” sind. Doch allzu oft sparen sich Autofahrer, vor allem bei kurzen 30er-Zonen, das Runterbremsen und bleiben mindestens bei 40 oder sogar 50 Stundenkilometern.
Auch in Tegernsee soll das der Fall sein. Anwohner beobachten das Problem in den Straßen rund um die Bahnhofstraße in Tegernsee in “massiver Ausprägung”. Dort wurde vor rund einem Jahr eine Tempo-30-Zone von der Stadt eingerichtet. Doch werde sich dort nach Meinung von Margret Punga-Kronbergs und ihrer Nachbarn kaum daran gehalten, “da man ja weiß, es passiert nichts”.
Was helfen Tempo-30-Zonen, wenn sich keiner daran hält?
Damit spielt die Tegernseerin auf die Tatsache an, dass in der ersten Phase der Umstellung kaum jemand die 30er-Zone registriert hat, obwohl es damals schon Messungen gab – freilich erstmal ohne die Verkehrsübertretungen auch zu ahnden. Selbst, nachdem mobile Blitzer aufgestellt wurden, haben man die Verkehrssünder laut Angaben von Bürgermeister Johannes Hagn nicht alle zur Kasse bitten können.
Uns geht es ja nicht ums Abkassieren der Leute. Wir wollen, dass die 30er-Zone eingehalten wird und es nicht zu Unfällen kommt.
Die 30er-Zone wurde in erster Linie wegen der derzeitigen Baustelle auf dem ehemaligen Krankenhausgelände eingerichtet, heißt es von Seiten der Stadt Tegernsee auf Nachfrage. Und Blitzer gebe es derzeit auch schon alle ein bis zwei Wochen. Seitdem sei man von 100 Beanstandungen auf 30 Beanstandungen bei den Geschwindigkeitsmessungen zurückgegangen. “Klar wissen dann die Leute schon, wann und wo die Blitzer stehen, da diese ja öfter auf dem örtlichen Radiosender durchgesagt werden”, gibt Hagn zu.
Auch könne man in der Bahnhofstraße die Blitzer nicht allzu versteckt aufstellen, das ließen die örtlichen Gegebenheiten nicht zu. Dennoch kann der Tegernseer Bürgermeister die Beschwerde der Anwohnerin nicht nachvollziehen. Dass in der Bahnhofstraße nun nach Aufstellen der Blitzer immer noch zu oft zu schnell gefahren werde, hält er für unwahrscheinlich. “Die Messungen der Stationen sagen etwas anderes, als das subjektive Empfinden einer Bewohnerin”, so Hagns Sicht.
Jedoch werde voraussichtlich in zwei Jahren, wenn die Baustelle aufgehoben sein wird, die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung nochmal einer Prüfung unterzogen. Man müsse, so der Rathauschef, auch Rücksicht auf den Öffentlichen Nahverkehr nehmen, der seiner Meinung nach ausgebaut gehört. Dieser nutze auch die Bahnhofstraße, einer der Hauptverkehrsadern durch Tegernsee. Wenn der Bus seine Ankunftszeiten einhalten wolle, können lange 30er-Zonen für die Pünktlichkeit des Öffentlichen Nahverkehrs ein Hindernis darstellen.
Nach dem Einschätzung der Stadt muss in der Tegernseer Bahnhofstraße also kein fester Blitzer installiert werden. Einen solchen Antrag können die Anwohner auch gar nicht stellen. So bleibt nur die Möglichkeit, eigene Attrappen in Form von Kinderpuppen oder -schildern zu errichten, um die “vorbeirasenden Autofahrer” zu sensibilisieren.
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