Mit Tuberkulose ist nicht zu spaßen – dennoch sind viele Ängste irrational.
Tuberkulose ist nicht ungefährlich. Die Atemwegserkrankung ist eine bakterielle Infektionskrankheit, meist ausgelöst vom Erreger Mycobacterium tuberculosis, die in schlimmen Fällen ohne Behandlung sogar tödlich enden kann. Nun ist in der Otterfinger Kinderkrippe (Haus für Kinder) eine Erzieherin daran erkrankt und wird derzeit stationär behandelt.
138 Kinder sowie zehn erwachsene Mitarbeiter der Betreuungseinrichtung stehen ebenfalls unter Beobachtung. Die Angst vor der Krankheit ist groß, viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Dennoch gilt es zu differenzieren.
Das Ansteckungsrisiko variiert
So ist das Ansteckungsrisiko von Tuberkulose abhängig vom Alter und der individuellen gesundheitlichen Verfassung. Wie Dr. Michael Wohlfahrt vom Miesbacher Gesundheitsamt erläutert, ist das Ansteckungsrisiko von Kindern deutlich höher als von gesunden Erwachsenen:
Ein kleines Kind kann mit dem Bakterium noch nicht so umgehen wie ein Erwachsener. Die Immunitätslage ist noch eine andere.
Um sich anzustecken, ist der direkte Kontakt mit einer infizierten Person notwendig. Tuberkulose wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Sprich: Eine Umarmung reicht aus, wenn der Infizierte währenddessen hustet. Auch wären acht Stunden kumulativ – also nicht unbedingt an einem Stück – in einem Raum genug, um sich anzustecken, so Wohlfahrt weiter.
Nur eine offene Tuberkulose ist ansteckend
Für die Situation in Otterfing bedeutet das, dass die Kinder des im gleichen Haus untergebrachten Montessori-Kindergartens ein deutlich geringeres Infektionsrisiko als jene Kinder haben, die unmittelbar von der erkrankten Kinderpflegerin betreut wurden. Diese leidet unter einer sogenannten offenen Tuberkulose, bei der die Bakterien über die Atemwege freigesetzt und ausgehustet werden.
Bei einer nichtoffenen Tuberkulose hingegen ist zwar ein Bakterium im Lungenbereich vorhanden, jedoch kann dieses nicht über die Atemwege nach außen treten. „Nur eine offene Tuberkulose ist ansteckend“, so Wohlfahrt.
Das Auskurieren der Krankheit dauert bis zu einem halben Jahr: Die betroffene Person wird zunächst mit einer speziellen Vierfach-, dann einer Zweifach-Therapie behandelt. Die Genesung ist also langwierig. Dennoch besteht kein unnötiger Anlass zur Panik, denn nicht jede Ansteckung führt zur Erkrankung.
Kein Grund zur Panik
So kommt es nur bei fünf bis zehn Prozent der infizierten Erwachsenen tatsächlich zu einer Erkrankung, bei Kindern liegt die Wahrscheinlichkeit zwischen 10-40 Prozent.
Um das Risiko, dass die Krankheit bei einem der Kinder, die sich möglicherweise mit dem Bakterium infiziert haben könnten, zu minimieren, unterziehen sich diese nun einer Prophylaxe. Hierbei werden die Kinder jetzt und nach acht Wochen erneut auf das Bakterium getestet und entsprechend behandelt.
Auch wenn die Krankheit ernstzunehmen ist, gäbe es keinen Anlass zu irrationalen Ängsten, wie Wohlfahrt betont:
Von der Einrichtung – weder vom Gebäude noch vom Personal – geht irgendeine Gefahr aus.
Um die besorgten Eltern aufzuklären, findet am heutigen Dienstag um 20 Uhr im Kinderhaus Otterfing ein Informationsabend mit Frau Dr. Hergendröder vom Gesundheitsamt Miesbach statt.
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