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Morgen gibt es Zwischenzeugnisse. Für zahlreiche Schüler der Einstieg ins Gymnasium. Gut zu wissen, dass das Kultusministerium sich etwas Neues einfallen lassen hat: die „Mittelstufe Plus“. Eine zusätzliche Jahrgangsstufe könnte gestresste Gymnasiasten „entlasten“. Ende Februar ist Bewerbungsschluss – auch für das Holzkirchner Gymnasium. Doch die “9+” stößt hier nicht auf Begeisterung.

Über die "Mittelstufe Plus" muss man sich am Holzkirchner Gymnasium noch nicht kümmern. Nächstes Schuljahr wird es erst drei achte Klassen geben.
Um die “Mittelstufe Plus” muss man sich am Holzkirchner Gymnasium noch nicht kümmern. Nächstes Schuljahr wird es erst drei achte Klassen geben.

Das Kultusministerium hat ein „neuartiges“ Konzept erarbeitet, das die Mittelstufe um eine Jahrgangsstufe erweitert: Die “Mittelstufe Plus”. An staatlichen Gymnasien könnte es also in Zukunft bald nicht nur eine achte, neunte und zehnte Klasse geben, sondern auch zusätzlich die sogenannte „9+“. Durch die verlängerte Mittelstufe soll es nur noch in der 10. Klasse Nachmittagsunterricht geben, so ein Argument des Kultusministers Ludwig Spaenle (CSU).

Die zusätzliche Stufe soll die Schüler entlasten. Gymnasiasten mit „entsprechendem pädagogischen Bedarf“, betont Spaenle, stünde für den gleichen Stoff deutlich mehr Zeit zur Verfügung. Kernfächer, wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, sollen durch die ganze Mittelstufe hindurch unterrichtet werden – Nebenfächer speziell in der „9+“.

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„Mittelstufe Plus“-Konzept noch unausgegoren

Schon ab nächstem Schuljahr sollen fünf „Modellschulen“ in Oberbayern das Projekt zwei Jahre lang testen. Von einer Bewerbung sieht man am Gymnasium Tegernsee derzeit aber strikt ab. Schulleiter Dr. Werner Oberholzner macht aus seinem Standpunkt zur „Mittelstufe Plus“ keinen Hehl:

Das Hin und Her zwischen G8 und G9 ist für die Gymnasien grundsätzlich nicht gut. Klar, dass das immer wieder miese Schlagzeilen macht. Die Väter und Mütter, die ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken, wollen auch genau wissen, wie deren Schullaufbahn aussieht.

Auch die Kinder müssten sich schließlich darauf einstellen können. Eine zweijährige Testphase für ein vierjähriges Unterrichtsmodell erscheint Oberholzner zudem „paradox“. Er sieht auch weitere „große Nachteile“: bisher gebe es außer „groben Ideen“ weder einen Lehr- noch einen Stundenplan. Die Kosten für den zusätzlichen Unterricht, berappe das Kultusministerium nur in äußerst geringem Umfang. Daraus zieht Oberholzner das Fazit:

Die extra Lehrer und Wochenstunden kann sich dann die Schule selbst aus den Rippen schneiden.

Die „Mittelstufe Plus“ wäre insgesamt noch „zu unausgereift“, meint der Tegernseer Schulleiter. Letztendlich wurden bisher nur einige Seiten Powerpoint-Präsentation vorgestellt. „Alles wird sehr vage gehalten“, meint er. Sollte sich das Konzept in Zukunft als „vernünftig“ herausstellen, wäre er aber der Letzte, der nichts Neues ausprobieren würde, schließt Oberholzner.

“Es läuft nie alles optimal”

Mit seiner kritischen Meinung zur „Mittelstufe Plus“ steht er nicht alleine. Die breite Mehrheit bayerischer Philologen findet die Pläne des Kultusministeriums überstürzt und unausgereift, berichtete auch die Süddeutsche Zeitung. Axel Kisters, Schulleiter des Holzkirchner Gymnasiums, lässt ebenfalls lieber die Pilotschulen erste Erfahrungen mit der „Mittelstufe Plus“ machen.

Da das Gymnasium die höheren Jahrgangsstufen erst von unten auffüllt, kommt für Kisters die Teilnahme an der Bewerbung ohnehin noch nicht in Frage. Nächstes Jahr wird es erst drei achte Klassen geben. Man befinde sich in der „schönen Situation, beobachten zu dürfen“, schmunzelt er. Grundsätzlich wäre er aber an der weiteren Entwicklung sehr interessiert. „Es läuft nie alles optimal“, meint Kisters. Verbesserungsprojekte hält er deshalb für „sinnvoll“.

Fünf Gymnasien in Oberbayern sollen die "Mittelstufe Plus" testen. Das Gymnasium Tegernsee wartet vorerst ab.
Fünf Gymnasien in Oberbayern sollen die “Mittelstufe Plus” testen. Das Gymnasium Tegernsee wartet vorerst ab.

„Individuelle Förderung statt Einheitsschule“, nennt das Kultusministerium die „Mittelstufe Plus“. „Entlasten“ soll sie die Schüler. Dabei erinnert Kisters daran, dass Schüler und Schulen inzwischen Konzepte entwickelt hätten, um mit dem G8 gut zu Recht zukommen. Nicht alle Schüler wären überfordert und bedürften dieser speziellen Förderung durch die Klasse „9+“. Die vom Ministerium anberaumten 25 Prozent, hält Kisters am Holzkirchner Gymnasium für “nicht durchsetzbar”.

Bis Ende Februar können sich interessierte Gymnasien noch beim Kultusministerium bewerben. Die Zustimmungen des zuständigen Sachaufwandsträgers sowie betroffener Schüler, Eltern und Lehrer haben beizuliegen. Unter den fünf Modellschulen wird wohl kommenden Herbst weder das Holzkirchner noch das Tegernseer Gymnasium sein. Aber vielleicht heißt es schon in zwei Jahren ganz offiziell: mit der „Mittelstufe Plus“ zurück zum G9.

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