TV-Star wider Willen

Eine kämpferische Mutter aus Gmund hält alle auf Trab. Ihr Problem teilen viele Menschen im Tal: Schlechter Mobilfunkempfang und sehr langsames Internet. Ein Problem, vor allem in Homeschooling-Zeiten. Die Familie lebt in einem sogenannten “weißen Fleck” im Mangfalltal. Nun berichten mehrere TV-Sender über das Digital-Drama.

Aufbau der digitalen Netzempfangsanlage auf dem Balkon der Familie Hafner. / Quelle: Privat

Heute um 20:15 Uhr wird im Rahmen des Politik – Talks der “Münchner Runde” das Thema “Familien am Limit: Wie kommen wir aus der Lockdown-Schleife?“ diskutiert. Gezeigt werden soll unter anderem ein Beitrag, der hier bei uns in Gmund gedreht wurde. Genauer gesagt bei der Familie Hafner in der Schmerold-Holzschleife.

Regionale Aufmerksamkeit hat Steffi Hafner dank ihres Engagements für “schnelles Internet für alle” in den den vergangenen Wochen schon erlangt. Doch nun ist sie auch bundesweit im TV zu sehen. “Das ist eine lange, unerfreuliche Geschichte”, erklärt Hafner den Grund für ihre medialen Aktivitäten.

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Meinen Freundinnen sage ich mittlerweile schon, dass ich bestimmt nicht beim Dschungelcamp mitmachen werde.

Sie sei nicht in den Medien aktiv geworden, weil sie einen besonderen Geltungsdrang habe, sondern weil sie das Gefühl hat, es würde sich sonst gar nichts bewegen. Und etwas bewegen will Hafner, die mit ihrer Familie und zirka 30 Nachbarn im malerischen Schmerold im Osten von Gmund lebt. Eine wunderbare Gegend, um dort zu leben, nur leider nicht aus digitaler Sicht.

Der Wohnort liegt laut dem Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mitten in einem sogenannten weißen Fleck. Ein Gebiet, das meist nur geringen Mobilfunkempfang bietet und noch nicht an das Breitbandnetz für einen Internetempfang über 16 Mbit pro Sekunde angeschlossen ist.

Nur etwa 75 Prozent der privaten Haushalte in Gmund angeschlossen

Die fehlende digitale Abdeckung war vor Corona schon ein Problem im gesamten Tal, besonders in abgelegenen Bereichen, doch nun ist das für Schüler und alle, die im Homeoffice arbeiten, ein riesiges Problem. Der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes würde helfen, aber der geht im ländlichen Raum nur schleppend voran. Es müssen Anträge gestellt werden, die dann im Rahmen eines langwierigen Bewilligungsverfahrens beim BMVI landen.

Dabei geht es zum Beispiel um die Fördergelder für die Gemeinden, die für den lokalen Netzausbau zuständig sind. Vergangene Woche berichteten wir über den erfolgreichen Anschluss an das Glasfasernetz für weitere 40 Haushalte in Gmund. Im Landkreis Miesbach liegt die Abdeckung für den Empfang privater Haushalte mit einem Upload von 100 Mbit pro Sekunde bei 86 Prozent. In Gmund ist dieser Wert zehn Prozent niedriger. Im Hausham hingegen besteht schon bei 94 Prozent der Haushalte die Möglichkeit, eine Upload Rate von 1000 Mbit pro Sekunde zu nutzen.

Spezialaufbau auf Balkon

Hafner hat zwei Söhne – 13 und 14 Jahre alt. Beide gehen in Miesbach auf die Schule und sind während des Lockdowns daheim im Homeschooling. “Es hat uns einige Tausend Euro und viele Nerven gekostet, unseren Söhnen die digitale Schule zu ermöglichen. Inzwischen sind wir aber wahre Internet-Nerds geworden”, sagt die zweifache Mutter. Die Rechner der beiden Jungs sind per Lan-Kabel mit einem Vodafone Cube auf dem Balkon verbunden. Hinzu kommen eine Spezialantenne, diverse Zusatzgeräte und Hightech Kabel.

Allein der Aufbau jeden Morgen nimmt einige Zeit in Anspruch. Die Fenster müssen für die Lan-Kabel immer in Kippstellung bleiben. Das könne manchmal sehr kalt werden, berichtet Hafner. Dabei stellt sie sich die Frage, was mit den Kindern ist, bei denen die Eltern weder die Zeit noch die finanziellen Möglichkeiten haben. Es sei doch so wichtig, dass alle Menschen den gleichen Zugang zu Technik erhalten. Besonders die Kinder, die es schon schwer genug hätten, in der Pandemie nicht abgehängt zu werden. “Dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen”, verspricht sie.

Gut aussehen ohne Friseur?

Mit Gmunds Bürgermeister Alfons Besel steht Hafner in regem Austausch. “Manchmal denke ich, er geht schon gar nicht mehr ans Telefon, wenn er meine Nummer sieht”, erzählt die selbsternannte Glasfaser-Kämpferin schmunzelnd. Ebenso sind die Telekom als Monopolhalter für das Glasfasernetz, das Landratsamt, das BMVI und die regionalen Medien inzwischen regelmäßige Gesprächspartner der Familie.

Nun kommt auch noch das Fernsehen hinzu. Die Gmunderin war schwer beschäftigt in den vergangenen Tagen. “Mir reicht es jetzt. Die Fernsehleute waren stundenlang bei uns. RTL kam sogar mit einem Zwei-Mann-Team und einem richtigen Drehbuch“, berichtet der neue TV-Star wider Willen und ergänzt lachend: “Dann will man ja auch gut aussehen fürs Fernsehen. Aber versuch das mal, wenn du seit Wochen nicht beim Friseur warst.” Wir werden sehen, wie gut das Steffi Hafner und ihrer Familie gelungen ist.

  • Mittwoch, 03.02.2021 – 18:00 Uhr im Bayerischen Rundfunk in der Abendschau
  • Mittwoch, 03.02.2021 – 20:15 Uhr im Bayerischen Rundfunk bei der Münchner Runde
  • Samstag 06.02.2021 – 19:05 Uhr bei RTL Life – Menschen, Momente, Geschichten

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