Tegernsee
Übermorgen: Wie wollen wir leben?

Vergangene Woche drehte sich im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums alles um die Welt von Morgen.

gymnasium tegernsee 2024
Quiz-Zeit: Die meisten Fragen sind nichts neues für die Gymnasiasten. / Foto: Redaktion

Rund 200 Schülerinnen und Schüler wurden am Mittwoch um 11.20 Uhr auf eine Reise in die Zukunft mitgenommen. In etwas mehr als einer Stunde (80 Minuten) stimmten zwei Moderatoren der bundesweiten Bildungskampagne “Energievision” alle auf das Morgen ein. Ganz konkret auf 2045: Das Datum, an dem Deutschland klimaneutral sein soll.

Moderator und Umweltingenieur Johannes Ebner und sein Kollege Sebastian Saurle aus Hamburg wollen “ins Gespräch kommen”. Sie wollen wissen, was die Jugendlichen im Raum beschäftigt. Zum Kennenlernen gibt es erstmal ein paar Quizfragen. Die Schülerinnen und Schüler sollen schätzen, wie lange ein Auto im Schnitt pro Tag steht (23 Stunden), wie viel Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland stammt (55,2 Prozent) oder welche Folgen der Klimawandel für die Gesundheit hat (Zunahme von Infektionskrankheiten). Weil das Basiswissen hier mehr als solide ist, überspringt der Moderator viele Fragen.

Utopie 2024: Wie Grün soll’s werden?

Dann gibt es einen kurzen Film, der alle in eine mögliche Zukunft 2024 mitnehmen soll: Es geht in eine futuristische Stadt mit selbstfahrenden Bussen. Hochhäuser schrauben sich in den Himmel, begrünte Dächer, Photovoltaik und Radwege dominieren das Stadtbild. Auf der Autobahn fahren selbstfahrende LKW auf der rechten Spur. Ihre Energie ziehen sie aus einer Oberleitung. Flächendeckende Solarmodule flankieren die Autobahn. Autos, die hier fahren, kommunizieren untereinander und reihen sich hintereinander ein, um möglichst energiearm zu fahren. Es ist eine Utopie, die komplett auf erneuerbaren Energien (Windkraft und Photovoltaik an vorderster Stelle) setzt. Der Film soll zur Diskussion und Kritik anregen.

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Feedbackrunde und Diskussion

“Richtig cool”, finden einige den Film. Andere sind skeptisch, was diese Zukunft angeht. “Schade um die alten Autos”, meint ein Mädchen. Sie erhält zustimmendes Nicken von ihren Nachbarinnen. “So schöne Automodelle kann man nicht wegschmeißen”. “Eine ziemlich gute Idealvorstellung”, sagt ein Schüler, der dann seine Sorgen um den Arbeitsmarkt teilt: “Was passiert mit den Jobs von Taxifahrern und Lkw-Fahrern?” Und: “Ziemlich teuer sieht das aus, wie finanziert man sowas?” fragt ein Schüler.

Die beiden Moderatoren sammeln erstmal alle Fragen, ordnen ein und klären Grundlagen: So erinnern sie zum Beispiel daran, dass fossile Brennstoffe endlich sind, an den damit verbundenen Treibhausausstoß oder fragen in den Raum, was passiere, wenn sich das Angebot entsprechend verknappe?

Die Veranstaltung ist von einer optimistischen Grundhaltung geprägt, die nach dem “Wie wollen wir leben?” fragt. Das Feedback des Publikums aber auch herausfordert, wenn es um grundlegendes geht, etwa: “Was sind denn die Kosten, wenn wir es nicht machen? Können wir es uns leisten, es nicht zu tun?”

Zwischendurch ähnelt das Setting einem Faktencheck. Es gelingt den Referenten dennoch, die Schüler nicht vorzuführen, die Faktenlage geradezurücken oder einen Perspektivwechsel einzufordern. Etwa, wenn Ebner die Anmerkung zu den Taxifahrern und Jobs zum Anlass nimmt, alle im Raum zu fragen:

“Wer hier im Raum möchte später einmal Taxifahrer oder Busfahrer werden?”

Nur eine Hand geht zaghaft hoch.

Insgesamt bleibt Energievision ein “schulisches” Konzept. Wer sich beteiligen will, muss sich melden. Zwar geht der Moderator immer wieder durch die Reihen und gibt sich sichtlich Mühe, alle zu berücksichtigen. Ob das für die Entwicklung einer Vision ausreicht, wird sich zeigen.

Schirmherr Landrat Olaf von Löwis

Schirmherr von “Energievision” ist der Landrat Olaf von Löwis: „Ich freue mich sehr, Schirmherr von ,Energievision‘ sein zu dürfen. Die Schulbildungsveranstaltung stellt an zwei Schulen im Tegernseer Tal beim Thema Klima und Energie die Frage „Wie wollen wir leben?“. Und sie stellt diese Frage denjenigen, die das Leben noch vor sich haben, für deren Zukunft wir verantwortlich sind, nämlich den Schülerinnen und Schülern. Sie sind die Zukunft.”

Und ich bin mir sicher: Sie haben gute Antworten auf so manche Fragen zum Thema Klima und Energie, vielleicht sollten wir öfters auf unsere Jugendlichen hören. Deshalb wünsche ich allen Beteiligten ein gutes Gelingen und darf mich bei allen für diese Initiative bedanken. Olaf von Löwis

Klimaschutzmanagerin Veronika Halmbacher und der stellvertretende Vertriebsleiter des Elektrizitätswerk Tegernsee waren ebenfalls für den Landkreis vor Ort. Die Klimaschutzmanagerin stellt im zweiten Teil der Schulung nochmal einen regionalen Bezug her.

Über die Bildungskampagne

Energievision ist eine Bildungskampagne, die in den nächsten drei Jahren an 1500 Schulen in Deutschland tourt. Träger des Schulprojekts sind der Verein Multivision e.V., der Deutsche Städte und Gemeindebund, Plant for the Planet und Help – Hilfe zur Selbsthilfe. Am 10. Juli war Energieversion auch in der Realschule Tegernsee zu Gast. Möglich wurde die Veranstaltung durch Sponsorem im Tal: Unter anderem das Hilfswerk des Lions Clubs, die Tegernseer Energiegesellschaft und das Elektrizitäts

Korrektur, 17. Juli 2024

Wir haben den Artikel korrigiert. Auch die Realschule Tegernsee hat im Juli an der Bildungsveranstaltung teilgenommen. Insgesamt haben an den drei Veranstaltungen im Tal um die 1000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen.

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