“Unserer Erfahrung nach wird lange getestet”

Das neue Standesamt-Team um den Leiter Hans Staudacher

Zum 01. November letzten Jahres haben die fünf Tal-Gemeinden und Waakirchen ihre Standesämter zusammengelegt. Was das für die Hochzeiten in Tegernsee bedeutet, ob das wichtigste Ziel der Kostenreduzierung erreicht wurde und warum der neue Leiter bald auch der Alte sein wird, das hat uns gestern Hans Staudacher (Leiter des Tegernseer Standesamtes) in einem Gespräch erzählt.

Tegernseer Stimme: Drei Monate ist die talweite Zusammenführung der Standesämter nun her. Wie lange werden Sie die vorübergehende Leitung des tegernseeweiten Standesamtes noch innehaben?

Hans Staudacher: Das mit der vorübergehenden Leitung wird sich im Laufe des Jahres erledigt haben. In wenigen Wochen wird eine Kollegin zur Standesbeamtin bestellt. Diese hat zwar die Qualifikationen, dass sie die Leitung formal übernehmen darf. Jedoch fehlt ihr noch die Erfahrung.

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Tegernseer Stimme: Erfahrung bei was genau? Wie muss man sich den Tagesablauf einer Standesbeamtin vorstellen?

Hans Staudacher: Die klassischen Aufgaben bestehen aus Geburten, Hochzeiten und Todesfälle. Nebenbei machen wir Kirchenaustritte. Vaterschaftsanerkennungen. Namensrecht spielt ebenfalls mit hinein. Also sehr viele rechtliche Themen, über die man als Standesbeamter Bescheid wissen muss.

Reduzierung des Personals nach der Zusammenlegung: Von 16 auf 3

Tegernseer Stimme: Wieviele Standesbeamten gab es vor der Zusammenlegung und wieviele Beamtinnen kümmern sich nun um die Themen?

Hans Staudacher: Früher gab es in allen Gemeinden insgesamt 16 Mitarbeiter in den jeweiligen Standesämtern. Allerdings waren das nicht ausschließlich Vollzeitkräfte. Derzeit sind es drei Damen, die in Tegernsee beschäftigt sind und die alle anfallenden Aufgaben übernehmen.

Tegernseer Stimme: Das heißt in den anderen Gemeinden werden keine klassischen Standesamtsaufgaben mehr übernommen?

Hans Staudacher: Eigentlich gar nicht mehr. Das Personal in den Gemeinden ist von den Aufgaben entbunden. Das einzigste was noch vor Ort durchgeführt wird, sind die von den Bürgermeistern durchgeführten Trauungen.

Tegernseer Stimme: Kann man jetzt schon sagen, ob sich der Zusammenschluß für die sechs Gemeinden finanziell gelohnt hat?

Hans Staudacher: Prinzipiell ist es dafür nach 3 Monaten zu früh. Das wichtigste Ziel Kosten zu sparen werden wir aber sicher erreichen. Und da rede ich nicht nur von Personaleinsparungen oder Weiterbildungskosten, sondern auch von Einsparungen bei der EDV. Da wäre in den nächsten Jahren auf alle 6 Gemeinden ein größerer und kostspieliger Wechsel zugekommen.

Tegernseer Stimme: Um welche Summe handelt es sich dabei?

Hans Staudacher: Wie gesagt, das ist alles noch zu früh. Fragen Sie nochmal In 2 Jahren. Da kann man dann eine genaue Aussage treffen.

lange testen – trotzdem scheiden

Tegernseer Stimme: Finden seit dem Zusammenschluß vermehrt Hochzeiten in Tegernsee statt?

Hans Staudacher: Absolut. Vor allem weil die Auswärtigen nun verstärkt nach Tegernsee “gelotst” werden. Die Einheimischen werden jedoch auch weiterhin in der Mehrzahl in ihrer Heimatgemeinde heiraten und das ist auch gut so.

Tegernseer Stimme: Wieviel Prozent machen auswärtige Hochzeiten im Tegernseer Tal aus?

Hans Staudacher: Das ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. In Waakirchen werden es von den 20 Hochzeiten jährlich etwa 90% Einheimische sein. Bei uns in Tegernsee ist es das genaue Gegenteil. Das bedeutet beispielsweise von grob 130 Hochzeiten im letzten Jahr waren es etwa 90% von auswärts stammende Paare, die sich in Tegernsee “getraut” haben.

Tegernseer Stimme: Woran liegt das?

Hans Staudacher: Hauptsächlich liegt das an der Lage. Hier direkt am See heiratet es sich einfach schöner. Dann muss man aber auch sagen, dass wir uns einfach mehr Zeit nehmen. In München werden die Trauungen im 10-Minuten-Takt durchgezogen. Bei uns haben wir den Luxus etwa eine halbe Stunde Zeit zu haben. Und das wissen unsere “Kunden” auch zu schätzen.

Tegernseer Stimme: Wie ist ihre Erfahrung. Heiraten heutzutage viele frischverliebte oder sind das eher langjährige Partnerschaften?

Hans Staudacher: Zum Großteil sind das langjährige Partnerschaften, die sich irgendwann sagen “dann heiraten wir eben”. Die, die sich richtig kurzfristig entscheiden, gibt es eigentlich gar nicht mehr, muss man sagen. Es wird schon eher lange getestet.

Tegernseer Stimme: Und wie sehen Sie als professioneller Beobachter das lange testen?

Hans Staudacher: Wenn sich das positiv auf die Scheidungsrate auswirken würde, wäre es eine gute Entwicklung. Aber die Verbindung sehen wir eher nicht.

Tegernseer Stimme: Herr Staudacher, vielen Dank für das Gespräch.

Das Standesamt im Tegernseer Rathaus

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