“Use it or lose it”

Das Thema erhitzt die Gemüter der Holzkirchner. Die Gemeinde möchte den Sportplatz an der Probst-Sigl-Straße für Breitensport öffentlich machen. Doch das passt vielen Anwohnern nicht. Ein Stimmungsbild.

Die weißen Balkone der Anwohner in der Marxbauerstraße liegen direkt zum Sportplatz. /Bild: LL
Die weißen Balkone der Anwohner in der Marxbauerstraße (links) liegen direkt zum Sportplatz. /Bild: ll

Seit zirka elf Jahren gibt es ihn. Groß und weit liegt er da, der Sportplatz an der Probst-Sigl-Straße. Ein grüner Rasen, ein Hartplatz und ein Beachvolleyballplatz – alles vorhanden. Doch nur für Schüler während der Unterrichtszeiten nutzbar. Die Gemeinde möchte das ändern.

Aufgrund von mangelnden Plätzen, an denen sich Jugendliche aufhalten können, haben sich Sportplätze zum sozialen Treffpunkt für Junge gemausert. Doch eine öffentliche Anlage, die auch in den Abendstunden benutzt werden darf, gibt es nur eine – nämlich in der Baumgartenstraße an der Grundschule – und die ist fast täglich rappelvoll.

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Deswegen versucht die Gemeinde seit geraumer Zeit mehr Platz zu schaffen und den Sportplatz gegenüber der Oberland Realschule für Breitensport zu öffnen. Doch viele Anwohner in der angrenzenden Zeheter- und Marxbauerstraße sind dagegen. Sie fürchten noch mehr Lärm, als ohnehin schon.

Frau Hartmann, deren Garten direkt an die Sportanlage grenzt, ist strikt gegen die Pläne der Gemeinde. “Dann wird der Lärm nur noch mehr. Das kontrolliert ja keiner, wie lange die Kinder draußen spielen”, beschwert sie sich. Tatsächlich fordert das Landratsamt von der Gemeinde gestelltes Personal, welches die Nutzung der Sportanlage bei einem öffentlichem Zugang, kontrolliert.

Zutritt verweigert: Bis jetzt dürfen auf dem Sportplatz in der Probst-Sigl-Straße nur Schüler während den Unterrichtszeiten benutzen. /Bild: ll
Zutritt verweigert: Bis jetzt dürfen den Sportplatz in der Probst-Sigl-Straße nur Schüler während den Unterrichtszeiten benutzen. /Bild: ll

Nadine Carl-Mustafa findet die Situation “ziemlich schwierig”. Sie und ihr Mann wohnen seit 16 Jahren in der Zeheterstraße und haben selbst zwei Kinder. Dennoch ist sie gegen einen öffentlichen Zugang des Sportplatzes:

Es ist einfach zu viel los hier. Wir sind umgeben von Schulen und hier herrscht zudem noch viel Verkehr.

Natürlich wäre es schön, wenn es was für die Jugend gäbe, jedoch nicht in einem Wohngebiet, wo eh schon viel Trubel herrsche, so die Holzkirchnerin.

Christian Rolle, der nur ein paar Häuser weiter vorne wohnt und somit direkter Nachbar des Sportplatzes ist, versteht diese ganze Diskussion nicht. Er gibt sein “uneingeschränktes Ja”:

Ich finde das ganz große Klasse, was die Gemeinde da vorhat. Das Problem ist hier ein ganz anderes: Die Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und holen sie auch mit dem Auto wieder ab. Der Verkehr hier ist der Wahnsinn. Diese Gegend steht nicht gerade sozial niedrig da. Viele haben zwei, drei Wagen in ihren Garagen, die sie gar nicht mehr unterbekommen können und fahren jeden Meter. Aber regen sich dann über spielende Kinder auf. Das ist ein typisch deutsches Phänomen.

Er selbst habe zwei Kinder, welche die umliegenden Schulen besuchen. Seine Familie genieße die Vorteile, die es mit sich bringe, wenn man direkt neben der Schule wohne und nehme es in Kauf, dass die Wohngegend hier “kein Paradies der Stille” sei, so Rolle. Der Familienvater habe auch schon mit der Gemeinde gesprochen und einen Brief verfasst. Er würde sich in dieser Sache gerne mit einbringen.

Die Zeheterstraße liegt in einem privaten Wohngebiet direkt neben der Anlage. /Bild: ll
Die Zeheterstraße liegt in einem privaten Wohngebiet direkt neben der Anlage. /Bild: ll

Rolle ist Rugby-Trainer in München und würde eine solche Mannschaft auch gerne in Holzkirchen aufziehen. Gespräche mit dem Sportlehrer der Realschule haben bereits stattgefunden, so Rolle. Auch dafür könnte man die Sportanlage nutzen. Rolle betont:

Das Ding liegt brach. Use it, or lose it. Ich höre lieber den Lärm spielender Kinder, als von Autos die vorbei brettern. Je mehr Kinder lokale Sportplätze nutzen können, desto weniger Verkehr.

Dieser Meinung kann sich Rainer Mauch anschließen. Er wohnt erst seit einem halben Jahr in der Zeheterstraße in Holzkirchen und hat selbst auch Kinder. Solange aus dem Sportplatz keine Partymeile werde, fände er es in Ordnung die Anlage öffentlich zugänglich zu machen.

Das sieht Martin Wirsching anders. Er wohnt seit elf Jahren in der Marxbauerstraße und ist Hausmeister am Privatgymnasium. Sein Balkon liegt direkt zum Hartplatz der Sportanlage. Er habe Jugendliche schon des öfteren beobachtet, wie sie über den Zaun der Anlage geklettert sind und dann Fußball gespielt haben.

Die Kinder brauchen ihren Raum. Man muss aber auch an die Anwohner denken. Die Lärmbelastung ist tagsüber extrem. Zumindest am Abend wäre es schön, wenn man etwas Ruhe hat.

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