“Verbotener Keller” provoziert Probleme

Seit einigen Tagen läuft die Saftpresse im Gotzinger Obsthäusl wieder. Noch reicht der Platz für die Lagerung. Doch wenn die Presse in der Saison wieder auf Hochtouren arbeitet, wird es knapp. Denn eine Lösung für den „verbotenen Keller“ ist noch nicht absehbar.

Noch  läuft die Obstsaftproduktion langsam an, aber im Laufe des Sommers wird das Lagern der grünen Saftkartons zum Problem.
Noch läuft die Obstsaftproduktion langsam an, aber im Laufe des Sommers wird das Lagern der Säfte zum Problem.

Benno Messerer ist enttäuscht. Seit 25 Jahren pressen er und seine Mitstreiter Äpfel und Birnen für Hobbygärtner aus der ganzen Region. „Mit durchschnittlich 60.000 bis 70.000 Litern haben wir die dreifache Menge gegenüber den Anfangsjahren – das zeigt, wie beliebt unsere Saftpresse ist“, betont Messerer, Ehrenmitglied des Garten-Kreisverbandes. In Spitzenjahren können es sogar bis zu 140.000 Litern sein.

Doch dieser Produktionssteigerung wird nicht Rechnung getragen. Dringend notwendig wäre ein Keller, in dem die gepressten Äpfel und Birnen frostfrei gelagert werden können. Aber der Bau eines 27 Quadratmeter großen Kellers wurde vom Landesamt für Umwelt in Hof untersagt. Als Begründung gab die Behörde an, dass das Häuschen in einer Wasserschutzzone liegt. Durch die Bauarbeiten sei eine Verunreinigung zu befürchten.

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Lagerfläche dringend notwendig

Nun sind Messerer und seine Mitstreiter auf der Suche nach einer Lösung. Viele Gartler bringen derzeit ihr Obst zum Pressen vorbei. Die Ernte kommt in einen Trog und wird gewaschen. Dann zieht eine Schnecke die Äpfel und Birnen in die Mühle hinauf. Von dort fällt es in die Bandpresse. Anschließend fließt die Maische über acht riesige Metallwellen. Dabei wird der Saft herausgequetscht.

Die Flüssigkeit läuft in einen Behälter und wird in die Erhitzungsanlage gepumpt. Seit etwa zehn Jahren findet dieser Prozess statt. Es gibt mehrere Fässer, so dass jeder Kunde auch tatsächlich den Saft aus seinen Früchten erhält. Zur Konservierung dient eine Spiralerhitzung, durch die der Saft rinnt. Misst der Thermostat eine geringere Temperatur, fließt dieser Teil in einen Bypass, wo er nacherhitzt wird.

Dann wird abgefüllt. Es stehen Tetra Paks für fünf und zehn Liter zur Verfügung. Jeweils eine Karton-Packung und ein Kunststoffbeutel für Innen. Die Kunden, die ihre Kartons mit dem gepressten Saft mitnehmen, bereiten Benno Messerer keine grauen Haare. Den Rohstoff verarbeiten viele später zu Wein oder zu Apfelessig.

Überschüsse brauchen mehr Platz

Doch viele Gärtner fahren eine so reiche Ernte ein, dass sie nicht alles verwenden können. Diesen Überschuss spendieren die Hobbygartler dem Verein. Durch den Verkauf werden Kosten wie Gas, Strom und Wasser gedeckt. „Im Prinzip verkaufen wir, was übrig bleibt“, erklärt Messerer. Interessenten sind Vereine aus der Gegend und Privatleute, aber auch kleine Geschäfte wie der Dorfladen Weyarn.

Als wachsendes Problem entpuppt sich die Lagerung der Kartons, da die Mengen kontinuierlich gewachsen sind. Bislang sei es möglich gewesen, die Überproduktion im Schulhaus oder in den Häusern von einige Vereinsvorständen zu deponieren, so Messerer. Doch die Wege nach Wörnsmühl oder Irschenberg waren aufwändig. Außerdem mussten Hunderte von Kartons erst in die Keller und dann wieder aus den Keller getragen werden.

Benno Messerer ist seit über 40 Jahren aktiv bei den Gartlern - er hat die Hoffnung auf einen Keller schon aufgegeben.
Benno Messerer ist seit 40 Jahren aktiv bei den Gartlern – mittlerweile hat er die Hoffnung auf einen Keller aufgegeben.

So entstand auch der Wunsch nach einem Keller zur Lagerung der Säfte. „Das können wir uns jetzt abschminken“, kommentiert der frühere Bankkurier lakonisch, „ich glaube nicht, dass die Aigner das durchbringt“. Nachdem die ersten Gespräche mit einem “strikten Nein” gescheitert sind, hat der rüstige Rentner aus Kleinseeham die Hoffnung aufgegeben.

Ministerin Ilse Aigner hatte sich in den Fall eingeklinkt und versprochen, ein Spitzengespräch mit den betroffenen Bürgermeistern und dem Umweltminister Marcel Huber zu arrangieren. Nachdem Huber jetzt die Nachfolge von Christine Haderthauer in der Bayerische Staatskanzlei antritt, wird Ulrike Scharf sein Amt übernehmen. „Wir gehen davon aus, dass es bei dem geplanten Termin im Herbst bleibt“, lässt Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) aus den Weyarner Rathaus auf Nachfrage verlauten.

Ebenerdiger Anbau als Alternative

Mit Wehmut im Blick schaut der langjährige Orts- und Kreisvorsitzende auf das kleine Häuschen, in dem die Obstpresse untergebracht ist. „Das war das alte Feuerwehrhaus, wir haben das ehrenamtlich umgebaut“, berichtet Messerer. Einen Wert von rund 47.000 Euro umfasst der kleine Maschinenpark inklusive der Erhitzungsanlage, die seit zehn Jahren in Betrieb ist.

Als Realist rechnet er jetzt mit einem „ebenerdigen Anbau“, rund 40 Quadratmeter groß, direkt neben dem früheren Feuerwehrhaus in Gotzing. Immerhin müssen rund 20.000 Liter untergebracht werden. Sein Trostpreis: „Ein Keller wäre teurer. Allerdings fallen jetzt Heizkosten an, die wir uns bei einem Keller hätten sparen können.“ Aber: Enttäuscht ist Benno Messerer trotzdem. Vor allem vom Amtsschimmel, der in “seinem” Fall mehr als laut wiehert.

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