Dem Verkehrskollaps entgehen – nur wann?

Die Waakirchner sind seit Langem unglücklich mit der Verkehrssituation in ihrer Gemeinde. Die Ortsdurchfahrt mit teilweise massivem Durchgangsverkehr ist für viele Bewohner eine große Belastung. Dazu kommen die Risiken für Fahrradfahrer und Fußgänger.

Früher oder später drohe möglicherweise der totale Kollaps, so die Befürchtung. Aktuelle Zahlen zeigen die tatsächliche Belastung. Doch Linderung, das machte Bürgermeister Sepp Hartl auf der gestrigen Bürgerversammlung klar, sei so schnell nicht zu erwarten.

Die Ortsdurchfahrung von Waakirchen ist vor allem von Lkw stark frequentiert.
Die Ortsdurchfahrung von Waakirchen ist vor allem durch Lkw stark frequentiert.

Rund 14.000 Autos wälzen sich Tag für Tag durch Waakirchen. Zu den 13.000 Autos kommen rund 1.000 Lkw, das meiste davon Schwerlastverkehr. Das zeigt eine aktuelle Erhebung, die Sepp Hartl gestern Abend präsentierte. Um das Problem langfristig und nachhaltig in den Griff zu bekommen, hat der Gemeinderat zwar im September 2012 beschlossen, beim Bund einen Antrag einzureichen. Das Ziel: Aufnahme in die engere Auswahl des Verkehrswegeplans.

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Doch vielen Waakirchnern geht das zu langsam. Sie wollen eine kurzfristige Verbesserung: weitere Radwege, neue Querungshilfen und eine effizientere Verkehrsberuhigung oder endlich die seit Langem geforderte Umfahrung um den Ortskern herum. Gerade das Letzte scheint, zumindest kurzfristig, jedoch ausgeschlossen. Und auch die anderen Vorschläge sind teilweise nicht zu realisieren oder würden nicht die gewünschte Verbesserung bringen, das stellte Hartl gestern Abend klar.

Ein Tunnel unter dem Ort?

Ein Auszug aus dem aktuellen Bedarfsplan zeigt die möglichen Umfahrungen in der Umgebung.

Vor allem die Umfahrung ist Bestandteil vieler Diskussionen. Die Bürger fragen sich, warum es da nicht vorangeht. Dabei hatte der Bund schon 2004 einen grundsätzlichen Bedarf anerkannt. So könnte der Verkehr auf einer nördlichen Trasse um das Ortszentrum herum geleitet werden. Dort, so machte Hartl bereits im September klar, würde die Straße allerdings zweimal die Bahnstrecke kreuzen und durch ein Wasserschutzgebiet führen. „Keine sehr begeisternde Vorstellung.“

Bei der gestrigen Bürgerversammlung klärte der Bürgermeister noch mal über die verschiedenen Varianten auf, die immer wieder im Gespräch sind. Neben der Nordtrasse gäbe es eine Südtrasse als zweite Alternative für die Umfahrung. Und dann sei da immer noch die Idee einer Tunnellösung für die Ortsmitte.

Wie realistisch allerdings ein Untertunnelung des Ortes ist, erscheint derzeit offen. Laut Hartl sei ein Tunnel etwa dreimal so teuer wie eine Umfahrung. Die kolportierten drei Millionen Euro pro Tunnelkilometer müssten dann auch hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Faktors bewertet werden. Rund 20 Millionen dürfte ein Tunnel in Waakirchen verschlingen.

Weitere Maßnahmen kaum umsetzbar

Doch nicht nur Umfahrung oder Untertunnelung dürfte als kurzfristige Alternative ausfallen. Auch die anderen Maßnahmen erweisen sich in Waakirchen als nur schwer umsetzbar. So müsste beispielsweise ein Kreisel auf Höhe des Löwendenkmals 50 Meter im Durchmesser sein. Das abfallende Gelände macht eine Umsetzung unmöglich.

Doch auch die anderen Ideen seien kaum praktikabel, wie Hartl betont: „Verkehrsinseln kosten viel Geld, doch es hat sich gezeigt, dass sie überhaupt nichts bringen.“ Und bei der Planung neuer Radwege wollen die Waakirchner erst einmal das landkreisweite Konzept abwarten.

Die Priorität habe grundsätzlich die Aufnahme in den sogenannten vordringlichen Bedarf des Bundeswegeplans. Und die erscheint zumindest derzeit als machbar, so Hartl ein wenig hoffnungsvoll. Doch auch das, so stellte der Bürgermeister klar, würde keine automatische Umsetzung einer Umfahrung oder einer anderen groß angelegten Verkehrsberuhigung des Ortes bedeuten. „Bis es da irgendwann mal vorwärts geht, vergehen sicher noch 15 Jahre.“

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