Versinkt das Oberland in Papiertüten?

Morgens zum Bäcker und Semmeln holen – da denken die Wenigsten an einen Stoffbeutel. Gibt doch Papiertüten. Dass die im Oberland aber für eine gewaltige Menge Müll sorgen, ist vielen nicht bewusst. Eine Initiative will das ändern.

Brezenbeutel in der Bäckerei Perkmann (vl):Landrat Wolfgang Rzehak, Bäcker Florian Perkmann, Anschi Hacklinger, Klimaschutzmanagerin Mona Dürrschmidt, Alex Schmid (SMG) / Quelle: Landratsamt Miesbach

Überall wird davon gesprochen: Von Großstädten, die im Müll ersticken, von Meeren, die von Plastik überschwemmt werden, von Giftmüllkippen in Dritte-Welt-Ländern. Müllproduktion ist aber nicht nur im Ausland und der Industrie ein Problem, sondern auch vor der eigenen Haustür, hier im Oberland.

Schon bei Betrachtung der Müllproduktion von Bäckereien wird einem klar, dass sich etwas ändern muss. Insgesamt 12.000 Papiertüten werden in der Stadt Miesbach pro Tag verbraucht. Das sind jährlich etwa vier Millionen Papiertüten – für nur 11.791 Einwohner. Laut der Presseinformation aus dem Landratsamt Miesbach werden „für den Bedarf an Papiertüten des Landkreises Miesbach 470 Bäume gefällt, 15 Millionen Liter Wasser und 310 Tonnen Papier verbraucht.“

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Kampagne zur Müllvermeidung

Um als Konsument etwas an diesen unvorstellbar hohen Zahlen zu ändern, hat „Wirkstatt – anders wachsen“ die Kampagne #mitdabei zur „kreativen Müllvermeidung“ ins Leben gerufen. Statt jeden Morgen seine Semmeln in einer Papiertüte zu kaufen, soll man einfach seinen eigenen Stoffbeutel mitbringen.

An dieser Kampagne nehmen schon mehrere Geschäfte teil, beispielsweise auch die Bäckerei Perkmann. Florian Perkmann, stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Miesbach – Bad Tölz-Wolfratshausen, erklärt dem Landratsamt Miesbach: „Der wirtschaftliche Gedanke spielt natürlich auch eine Rolle. Es ist ein kleiner, wichtiger Schritt um ein grundsätzliches Umdenken zu fördern. Man muss dies als einen langfristigen gesellschaftlichen Prozess verstehen.“

Mit der Aktion „Freibeutler“ unterstützt die Wirkstatt diese Kampagne. Mehrere Helferinnen nähen aus gespendeten Upcycling Stoffen, also scheinbar nutzlosen Stoffen, neue Brezenbeutel und Semmelsackerl. Bei den Stoffbeuteln handelt es sich somit immer um Unikate.

Selbstgenähte Brezenbeutel auf einer Leine aufgehängt / Quelle: Wirkstatt – anders wachsen

Kaufen kann man diese Beutel in Gmund, Holzkirchen, Bad Tölz, Bad Wiessee, Schliersee und sogar in München. Genauere Informationen dazu, in welchen Läden die Beutel erhältlich sind, finden sie hier.

Um sowohl Geschäfte als auch Verbraucher mit dem verpackungsfreien Einkaufen vertraut zu machen, hat man sich ein Ziel gesetzt: 1000 Breznbeutel sollten bis Ende 2019 verkauft werden. Und dieses Ziel wurde auch erreicht, so Anschi Hacklinger. Von ihr stammt die Idee, mit Stoffbeuteln Ressourcen und Energie zu sparen. Laut ihr ist die Nachfrage derzeit groß. “Momentan werden die Beutel ja von Privatmenschen in unserem Auftrag genäht, es ist aber auch eine Zusammenarbeit mit den Oberlandwerkstätten im Gespräch.”

MachtSinn macht mit

Auch der Laden machtSinn in Gmund verkauft die Beutel. Schon seit der Eröffnung vor eineinhalb Jahren sind die Stoffbeutel dort erhältlich. Verwendet werden sie nicht nur für Semmeln oder Brezen, sondern beispielsweise auch als Verpackung für Weinflaschen.

Bernhard Wolf neben Brezenbeuteln im machtSinn

Auch der Ladenbesitzer Bernhard Wolf verwendet die Stoffbeutel. „Man macht sich immer Gedanken über Plastik und so weiter, aber mit dem Wust an Papier hab ich mich tatsächlich erst durch die Wirkstatt befasst“, antwortet Wolf uns auf die Frage, ob für ihn das Problem mit den Papiertüten vom Bäcker schon davor präsent war. „Was die Wirkstatt alles bewirkt, auch neben den Brezenbeuteln. Die sind echt cool”, findet er.

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