Denn der Verkauf eines benötigten Grundstücks an die Wilhelm Radmer Verwaltungs AG ist nach TS-Recherchen noch nicht rechtswirksam. Das Nachlassverfahren, mit dem Erben gesucht werden, ist weiter im Gange. Was das für den Brenner Park bedeutet? Vor allem Ungewissheit.
Vor zwei Jahren hatte sich Jupp Brenner – Gastronom und Wiesseer Gemeinderat – entschieden, auf dem knapp 15.000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem früher die Schlemmerklinik stand, eine Luxus-Wohnanlage zu errichten. Zusammen mit dem Rottacher Bauunternehmer Thomas Radmer wurde der „Brenner Park“ konzipiert: ein Empfangsgebäude, sieben Häuser mit 29 Wohnungen, ein Spa mit Schwimmbad und ein eigenes Restaurant. Rund 50 Millionen Euro sollen die Investitionskosten betragen.
Erst jüngst befasste sich der Wiesseer Gemeinderat erneut mit dem Projekt. Das Credo: alles bereit für den Brenner Park. Nach Recherchen der Tegernseer Stimme fehlt allerdings ein wichtiges Puzzlestück in den Planungen. Das ehemals Rolf Schechner gehörende Grundstück an der Ecke Söllbachdammweg/Sapplweg ist zwar schon im entstehenden Brenner Park überplant – zwei Häuschen sollen dort entstehen.
Um den Brenner Park zu realisieren, muss die Radmer AG das Grundstück allerdings erst rechtsverbindlich erwerben. Doch der Eigentümer verstarb vor gut einem Jahr überraschend. Laut Wiessees Bürgermeister Peter Höß habe er zwar noch vor seinem Tod einen Maklerauftrag an die Wiesseer Sparkasse erteilt. Ein Verkauf sei aber nicht mehr zu Stande gekommen.
Die Erben mussten gefunden werden. Das Nachlassgericht Miesbach setzte ein Nachlassverfahren in Gang und machte sich auf die Suche. Wer die Hinterbliebenen sind und welche Verfügungen der Verstorbene in seinem Testament gemacht hat, darüber gibt es seitens des zuständigen Nachlassrichters keine Auskunft. Das Verfahren laufe noch und die Erbensuche sei noch nicht abgeschlossen, teilt man uns auf Nachfrage lediglich mit. Auch im Grundbuch ist noch der Verstorbene als Grundstücksbesitzer eingetragen.
Widersprüche bei der Erbensuche
Andere Stellen kommen zu anderen Einschätzungen. Bad Wiessees Bauamtsleiter Helmut Köckeis erklärte vor zwei Wochen, das Grundstück sei vor einem halben Jahr verkauft worden. Mitinitiator Jupp Brenner sagte, es sei sicher, die Erben seien gefunden worden. Der aktuelle Stand der Dinge sei ihm aber nicht bekannt.
Felix Radmer, Vorstand der Wilhelm Radmer AG, will das Grundstück noch im ersten Halbjahr 2013 von der Erbengemeinschaft gekauft haben, so seine erste Aussage ebenfalls vor zwei Wochen. Der Nachlassrichter habe bereits im Dezember 2013 über den Grundstückskauf entschieden, erklärte er damals auf Nachfrage. Noch hätten die Erben zwar ein Einspruchsrecht. Er gehe aber nicht davon aus, dass jemand dies wahrnehmen werde:
Das Verfahren hat lange gedauert. Ein solcher Erbfall war Neuland für uns. Wir waren uns mit dem Besitzer ja schon einig. Dann ist er leider überraschend verstorben.
Bis die Fristen abgelaufen seien, wolle man die Werkplanung machen, um im ersten Halbjahr 2014 mit dem Bau des Brenner Parks zu beginnen, so Radmers Einschätzung Mitte Januar.
Ein Kaufvertrag ohne abgeschlossenes Nachlassverfahren ist nicht möglich, erklärt dagegen der Tegernseer Rechtsanwalt Markus Wrba. Wenn keine Erben im Testament verfügt sind, werde das Erbe in die Obhut eines Nachlassverwalters gegeben und die gesetzlichen Erben werden gesucht. Für den Zeitraum der Erbensuche gibt das Gesetz keine feste Frist vor. In § 1964 BGB wird lediglich eine “den Umständen entsprechende Frist” genannt. Wie lange die noch läuft, darüber gibt das Nachlassgericht Miesbach keine Auskunft.
Gehört der Radmer AG das benötigte Grundstück also doch noch nicht? Auf erneute Anfrage teilt Felix Radmer mit: Der Kaufvertrag bestehe zwar, sei aber “schwebend unwirksam”, bis die Erbenermittlung und das Nachlassverfahren abgeschlossen seien. Wann es soweit sei, könne er aber nicht sagen, auch nicht, wie lange die Einspruchsfrist für die noch nicht ermittelten Erben dauere. Wird der Bau des Brenner Park noch in diesem Jahr starten können? Auch dazu kann Radmer derzeit nichts sagen. Die Zuversicht sei zwar weiterhin da, feste Aussagen – auch zu einem Baustart – sind derzeit aber nur schwer zu treffen.
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