“im-web”: Viele Stärken – eklatante Schwächen

“Mehr Erfolg durch zufriedene Gäste” so titelte die TTT in einer ihrer letzten Pressemitteilungen. In dieser gehen die Verantwortlichen in gnadenloser Offenheit auf den Mythos “die Gäste kommen schon – man muss nur auf sie warten” ein. Und bieten gleichzeitig neue Lösungen für die Betriebe.

Es soll jedoch Leute geben, die sind gegen alles Neue. Veränderungen sind ihnen zuwider. Denn die produzieren meistens nur eines: zusätzliche Arbeit. Andere wiederrum sind fortschrittsgläubig. Das Neue versprüht einen exotischen Duft. Das Alte hat an Reiz verloren. Doch bei allem Fortschritt sollte man immer auch den Nutzen hinter einer Neuerung überprüfen.

So wie beim neuen Buchungssystem für die Tal-Vermieter. Im Mai wird die TTT vom alten “tiscover” auf das neue “im-web” umstellen. Doch wer hat am meisten von der Veränderung: Der Vermieter, die TIs, die TTT, der Gast oder doch am Ende der Systemanbieter selbst?

Etliche Mehrarbeit durch Umstellung

Klar ist, dass die Umstellung erstmal zu einer niedrigeren Provision führen wird. Diese sinkt von 13% netto auf 12% brutto. Beim alten tiscover wäre sie dagegen ab dem 1. März auf 15% gestiegen.

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Doch klar ist auch, die Umstellung von tiscover auf im-web ist für alle Beteiligten mit relativ hohem Aufwand verbunden. Alleine der Anbieter der fairNETZten Technologie „im web“ hat seit Monaten gut zu tun damit, das System mit Daten aus den Erhebungsbögen der Vermieter zu befüllen.

Außerdem müssen jeweils etwa 15 Vermieter an 50 bis 100 admin-Schulungsterminen eingewiesen werden. Wir haben an einer dieser admin-Schulungen teilgenommen. Hier das Ergebnis:

Neues System – mehr Aufmerksamkeit gefordert

Insgesamt hat sich gegenüber tiscover von der Anwendung der Eingabemasken her nicht allzu viel geändert. Das System ist relativ übersichtlich gestaltet. Allerdings werden mehr Details abgefragt als früher.

Zudem sind einige Begriffe missverständlich ausgedrückt, in etwa bei den Kleinkinderfreibeträgen oder der Karenzzeit. Hier wird die volle Aufmerksamkeit des Users gefordert. Ebenso wird ein umfangreiches Touristikwissen vorausgesetzt, was bestimmte Begriffe bei der Eingabe – gerade der Stammdaten – betrifft.

Was gilt als Ferienhaus? Ist ein Gästehaus das selbe wie eine Pension? Was ist der Unterschied zwischen behindertengerecht und behindertenfreundlich? Was gilt als Zimmerservice?

Claudia Hechenbichler, Leiterin der Filiale Süd bei “im-web”, empfiehlt bei Unsicherheiten unter www.deutschertourismusverband.de nachzusehen beziehungsweise unter der Hotlinenummer 08023-81 999 41 telefonisch nachzufragen.

Unsere Empfehlung für die Anwender: Die Seite nicht plötzlich verlassen, ohne auf den Button „Änderungen speichern“ zu klicken. Denn es gibt keine Warnfunktion, die einen auf das Sichern aufmerksam macht. Verlässt man die Seite, ohne zu speichern, war alles Getane umsonst. Wir sprechen aus Erfahrung.

Viel Arbeit auch für die Tourist Informationen

Neben dem Anbieter, sind auch die Tegernseer Tal Tourismus (TTT) und die Tourist Informationen (TIs) mit Mehraufwand belastet. Vor allem wenn die Vermieter Betreuung benötigen. Dies wird gerade zum Start gehäuft vorkommen.

Und schließlich müssen sich auch die Bettenanbieter in das neue System einarbeiten. Was bedeutet, Saisonzeiten und Preise eingeben, Bilder hochladen. Überhaupt alle Daten zu Haus und Zimmern vollständig übernehmen. Und natürlich das System tagesaktuell halten. Sprich: Jeden Tag Änderungen im Belegungsplan zu dokumentieren. Denn eingepflegte Daten gehen sofort online. Buchbare Zimmer erscheinen beim Gast sofort auf der Suchanfrageliste.

Seit vergangenen Mai arbeiten die TIs und etliche Gastgeber des Tourismusverbandes Alpenregion Tegernsee Schliersee bereits mit dem neuen System. Vermieter aus Bayrischzell zeigten sich größtenteils zufrieden.

Familie Gaukler vom Postgasthof Rote Wand in Geitau lobt vor allem die hohen Buchungszahlen – gerade im kurzfristigen Bereich. In den Faschingsferien war ein Großteil ihrer 50 Betten (20 DZ/10 EZ) schnell ausgebucht. Man müsse jedoch jeden Tag dahinter sein, das Internet aktuell zu halten, um etwa Doppelbuchungen zu vermeiden.

Alternativen sind da

Im-web als die einzige und einheitliche Buchungsplattform für die gesamte Alpenregion Tegernsee Schliersee? Das muss nicht unbedingt sein. Wer Lust hat, kann sich auch bei tiscover und weiteren Portalen eintragen lassen, um seine Zimmer zu vermieten.

Das ist am Ende alles nur eine Frage des Verwaltungsaufwands. Hinzu kommen noch direkte Anfragen über Eigenwerbung und Gäste auf Empfehlung oder von der Straße. Jeder Vermieter muss im Endeffekt selbst entscheiden, wie er seine Zimmer an den Mann bringt: Online buchbar, auf Anfrage, per Internet oder direkt.

Josef und Karolina Meißauer. Gastgeber in Bad Wiessee.

Karolina Meissauer vom Wiesseer Haus Kampenblick steht als Gastgeberin allen Neuerung stets offen gegenüber. “Wir haben dadurch auch neue Vertriebskanäle, über die wir wieder mehr Gäste bekommen können.” Die Vermieterin von sechs Ferienwohnungen zeigt sich vor allem sehr zufrieden mit dem technischen Support des Anbieters.

Die Schulung für die Alpinen Gastgeber, der sie angehört, sei verständlich und informativ gewesen. Und man könne bei Problemen jederzeit bei der Hotline anrufen. Sie schätzt außerdem die gute Präsentation des neuen Portals – eine absolute Verbesserung zu tiscover. “Als Vermieter erhalten wir beispielsweise als Buchungsbestätigung genau das, was beim Gast ankommt.”

Buch oder stirb

Doch es gibt nicht nur positives. Einige Änderungen werfen Fragen auf: Steht der Gast wirklich im Vordergrund oder geht es vor allem darum, möglichst viel Provision einzufahren?

Wir haben zum Test einmal ein Zimmer gesucht auf der bereits existierenden Website der ATS (www.tegernsee-schliersee.de). Das verblüffende Ergebnis ist, dass bei online buchbaren Betrieben bewusst eine direkte Kontaktaufnahme unterbunden wird, indem einfach keine Kontaktadresse angegeben wird.

Das heißt, was früher bei tiscover noch möglich war – einfach mal eine Frage an den Vermieter direkt loszuwerden – ist heute zumindest nicht mehr erwünscht. Die sofortige Buchung steht im Vordergrund. Frei nach dem Motto „Buch oder stirb.“

Schwächen im System

Suche: Bad Wiessee - Alternative: Fischbachau.

Und dann ist noch die Sache mit den Alternativen. Bei einer Suche der online buchbaren Betriebe in Bad Wiessee bekommt man auf einmal ein (online buchbares) Zimmer in Fischbachau als Alternative vorgeschlagen.

Das macht natürlich wenig Sinn für den Gast. Und vor allem könnte es sein, dass in Bad Wiessee ein (nicht online buchbares) Zimmer auf Anfrage frei gewesen wäre.

Doch was passiert, wenn der Gast das Zimmer in Fischbachau bucht? Und erst bei der Ankunft merkt, dass ihn sein Navi hinter den Schliersee führt? Und nicht an den gewünschten Tegernsee?

Ein durchschnittlicher Urlauber wird bei der Suche nicht merken, dass Fischbachau kein Ortsteil von Bad Wiessee (nach diesem Ort hatte er ja gesucht) ist. Wird er enttäuscht sein, wenn er woanders landet, als er wollte? Wird er das nächste mal wiederkommen?

„Der mündige Gast ist nur allzuoft Realität.“ Das behauptet die TTT. Und die Verantwortlichen ergänzen: “Als erfolgreicher Gastgeber sollte man das als Chance begreifen.“ Als erfolgreicher Anbieter aber vielleicht auch.

Was bringt es, wenn “im-web” jetzt in Süddeutschland expandiert und offenbar höchst bemüht ist, mit möglichst vielen Vermietern ins Geschäft zu kommen. Wenn diese Herangehensweise dem Gast am Ende nicht das gewünsche Urlaubserlebnis bietet sind wir sehr schnell wieder bei der Mitteilung der TTT, die es so formuliert: “So können viele Gastgeber in der Region wertvolle Gäste dazu gewinnen, aber auch verlieren.”

Ansprechpartner bei Fragen zu im-web:
Die jeweils örtliche Tourist Information oder telefonisch unter 08023-81 999 41.

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