Vier Spuren gegen ewige Staus

Jetzt ist es amtlich: die Regierung von Oberbayern gibt grünes Licht für ihr geplantes Bauvorhaben in Holzkirchen. Die B318 soll bis zur Anschlussstelle auf die Kreisstraße MB9 vierspurig ausgebaut werden. Den Staus will man so den Kampf ansagen. Doch das Vorhaben ist umstritten.

Die B 318 zwischen A 8 Anschlussstelle Holzkirchen und dem Anschluss der Kreisstraße MB 9 bei Holzkirchen wird vierspurig.
Die B 318 zwischen der Autobahn und dem Anschluss der Kreisstraße MB 9 bei Holzkirchen wird vierspurig.

Statt zweispurig, soll es schon bald vierspurig von der B318 auf die MB9 und A8 gehen. Statt, dass es sich staut, soll dann der Verkehr endlich fließen. Laut der Regierung von Oberbayern wird der Ausbau zu einer „deutlichen Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in diesem hoch belasteten Streckenabschnitt führen“. Zielsetzung wäre es vor allem Stau- sowie Unfallgefahren erheblich zu vermindern.

Gerade den Sicherheitsaspekt an der berüchtigten Stelle zu verbessern, erachtet Elisabeth Dasch (SPD), Holzkirchens zweite Bürgermeisterin, als sinnvoll. Durch den Ausbau ergebe sich zukünftig weniger Rückstau. Vor allem auf den Einfädelspuren passieren immer wieder viele Unfälle, weiß sie. Die bestehende Ampelanlage an der Autobahnmeisterei wird komplett wegfallen, wodurch sich auch der Rückfluss an verkehrsstarken Tagen, beispielsweise wenn viele Ausflügler Richtung Alpen unterwegs sind, besser gestalten wird, meint Dasch.

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Naturschutzfachliche Bedenken

Schon am 15. Dezember 2014 hatte die Regierung von Oberbayern den Ausbau der rund 1,5 Kilometer langen Strecke auf der B318 bei Holzkirchen genehmigt. Der Anschluss der B318 an die Kreisstraße MB14 soll zukünftig südlich der Autobahnsiedlung verlegt werden. Die Kreuzung ist „höhenfrei“ geplant. Das heißt, dass eine Brücke gebaut werden soll. Die Regierung von Oberbayern will die Kreuzung der B318 mit der MB14 darüber führen. Ebenfalls plant die Regierung von Oberbayern eine Lärmschutzwand entlang der B318.

Insgesamt 14 private Einwendungen und 18 behördlichen Stellungnahmen wurden von der Regierung von Oberbayern im Planfeststellungsverfahren geprüft. Viele Skeptiker fühlen sich von der Behörde nicht recht gehört. Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz sowie Belange der Land- und Forstwirtschaft wurden unter die Lupe genommen. So heißt es in der Pressemeldung:

Die nicht vermeidbaren Eingriffe in Natur und Landschaft werden mit einer 2,92 Hektar großen Fläche ausgeglichen. Der Ausgleich erfolgt auf zwei Flächen, zum einem auf dem Gemeindegebiet der Gemeinde Gmund am Tegernsee, zum anderen auf dem Gebiet der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

Da für die Baumaßnahmen erst einmal eine bald drei Hektar große Fläche gerodet werden muss, müsste der Waldverlust dort eins zu eins wieder aufgeforstet werden, erklärt Robert Wiechmann (Die Grünen). Als Förster weiß er aber auch, dass der Lebensraum für Wild im westlichen Teil der geplanten Achse stark eingeschränkt werde. Eine Fahrbahn dieser Größenordnung erfordere einen Schutzzaun. Das Wild könne dann nicht mehr wie jetzt zwischen den Waldstücken hin und her wechseln.

Vom “überdimensionalen” Bauvorhaben

Doch wohl oder übel braucht es den Ausbau. Überwiegend herrscht in Holzkirchen darüber „politischer Konsens“, merkt Wiechmann an. Die Verengung an der Autobahn, die gefährdende Verkehrssituationen schafft, müsse beseitigt werden, da sind sich alle einig. Doch nicht in einem derart „übertriebenen“ Stil, kritisiert Johannes Küster, Vorsitzender vom Holzkirchner Ortsverband der Grünen. Der, von der Regierung von Oberbayern geplante, vierspurige Ausbau mit Mittelstreifen komme einer Autobahn gleich, so Küster.

Anstatt der vier Spuren hatten die Grünen eine flexible dritte Spur vorgeschlagen. Auch einen Kreisel statt der geplanten Brücke würden sie begrüßen. Einen Prototypen für das hiesige Problem gibt es für ihn in Baden-Baden. Baulich käme beides sogar deutlich kosten- und flächengünstiger, so Küster. Das vom Straßenamt Rosenheim geplante Bauvorhaben hält er für völlig „überzogen“:

Mit Holzkirchen und dem Oberland hat eine solche Brücke nichts mehr zu tun.

Ein Kreisverkehr an der B318 – an der selben Stelle, an der das Brückenbauwerk entstehen soll – verbrauche selbst mit rund 100 Metern Außendurchmesser wesentlich weniger Fläche als die jetztige Planung, führt Küster an. Durch den Planfeststellungbeschluss der Regierung von Oberbayern könnte das Straßenbauamt Rosenheim aber weitestgehend in Eigenregie die Bauvorhaben durchziehen, meint Küster. Den Weg über den Bundesverkehrswegeplan, wie bei der kontroversen Südumgehung, müsse man hier nicht gehen.

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